Zur Premiere des Elektrogeländewagens Model X zog Tesla-Chef Elon Musk alle Register: Der Luxus-SUV verfüge über einen Turbomodus, in dem die Allradkutsche in nur 3,2 Sekunden nahe an die 100-Stundenkilometer-Marke beschleunigt, biete sieben Passagieren Platz, begeistere mit seinen Schwingtüren - Name: Falcon Wings - und schütze gegen Biowaffenangriffe. Dafür kostet das E-Vehikel, das in der Praxis wohl weniger offroad als vielmehr in der City und auf Supermarktparkplätzen bewegt werden dürfte, auch die Kleinigkeit von bis zu 144 000 Dollar.

Der Marketingzinnober überdeckt, dass der Start im Herbst 2015 eine Panne ist. Denn der Model X sollte schon zwei Jahre lang verkauft werden. Aber Musk bestand halt auf seinen Falkenschwingen, obwohl seine Ingenieure daran viel länger basteln mussten als geplant. Musk verzichtet eh ungern auf geliebte Projekte, auch auf den Ausbau der gigantischen Batteriefabrik in der Wüste Nevadas nicht, die nicht nur Autobatterien, sondern auch Stromspeicher für Haushalte und Unternehmen liefern soll - angeblich ein Megamarkt.

Die Verzögerung beim X indes führte dazu, dass Tesla bislang nicht am SUV-Boom in den USA verdient. Dafür passt der Start zeitlich perfekt zum Dieselskandal von VW, der den Absatz deutscher Autohersteller in den USA erschweren dürfte. In Teslas Hauptmarkt fällt die Konkurrenz von VWs "Clean Diesel" wohl erst mal weg.

Tesla liegen angeblich 25 000 Bestellungen für den bis zu 762 PS starken X vor. Vom S, dem bisher einzigen Modell, wurden in diesem Jahr aber bislang weniger verkauft als geplant. Dies und die hohen Investitionen für Model X, die Batteriefabrik sowie die Entwicklung des für 2016 erwarteten Massenmodells "3" kosten viel Geld. Im zweiten Quartal hatten die Kalifornier den Umsatz zwar um ein Viertel gesteigert, dabei aber 184 Millionen Dollar Verlust verbucht. Der bis zu 144 000 Dollar teure X muss jetzt Cash reinholen. Das Projekt Tesla bleibt gewagt, die Aktie horrend teuer. Auch charttechnisch eine Halteposition.

BAU