Anleger reagierten Börsianern zufolge verärgert, dass Musk bei der Telefonkonferenz im Anschluss an die Quartalszahlen einige Fragen von Analysten als trocken, langweilig und "nicht cool" bezeichnete - und sich stattdessen lieber von Privatanlegern via YouTube befragen ließ. Experten wie der Analyst Romit Shah vom japanischen Haus Nomura reagierten enttäuscht: Kein Aktionär sehe den Top-Manager des Unternehmens gern die Geduld verlieren, schrieb der Fachmann. Analyst Toni Sacconaghi von Bernstein Research sprach "gelinde gesagt, von einer einzigartigen Erfahrung", die er im Zuge der Telefonkonferenz gemacht habe.
Keine Antworten gab es insbesondere auf die Frage zum Kapitalbedarf des Unternehmens und dazu, wie viel Geld Tesla mit dem wichtigen Model 3 verdient. Dabei sind die Erwartungen an dieses Modell, Teslas erstes Angebot außerhalb des Luxus-Segments, riesig. Das Auto, das eigentlich für 35 000 Dollar vor Steuern und Vergünstigungen erhältlich sein soll, derzeit aber noch mehr kostet, soll der Firma und der E-Mobilität den Weg von der Nische in den Massenmarkt ebnen. Am Mittwoch nun bestätigte Tesla zumindest die Ziele für sein erstes Mittelklasseauto. Zudem will das Unternehmen bis Mitte des Jahres trotz Problemen pro Woche rund 5000 Wagen vom Band laufen lassen.
Insgesamt hatte Tesla trotz eines Rekordverlusts die Erwartungen zu Jahresbeginn übertroffen. Einige Finanzmarktexperten rechnen gleichwohl damit, dass das Unternehmen dieses Jahr noch einmal frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen muss, um seine ambitionierten Ziele erreichen zu können. Musk bekräftigte in der Telefonkonferenz, Tesla werde keine Finanzspritzen brauchen. Die Firma hat seit der Gründung 2003 noch kein Geschäftsjahr mit Gewinn abgeschlossen.
In dieser Gemengelage äußerten sich auch andere Experten skeptisch. Wie es mit der Produktion des Model 3 weitergehe, sei nach wie vor unklar, schrieb etwa Analyst David Tamberrino von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Margen dürften schwach bleiben. Auch steige die Nettoverschuldung weiter. Der Fachmann Colin Langan von der schweizerischen Großbank UBS ergänzte, dass Tesla mehr Barmittel verbrenne, was am Markt nicht gut ankommen dürfte.
Langjährige Aktionäre haben hingegen immer noch ihre Freude an den Tesla-Aktien. Schließlich hatten die Papiere zum Börsengang vor nunmehr gut acht Jahren lediglich 17 Dollar gekostet, die Marktkapitalisierung hatte bei 226 Millionen Dollar gelegen. Danach dümpelte sie jahrelang unter 50 Dollar vor sich hin.
Ab Mitte 2013 - kurz nachdem das Unternehmen an der Pleite vorbeigeschrammt war und sich ein Verkauf an den Internetkonzern Google zerschlagen hatte - zogen dann Aktienkurs und Börsenumsatz deutlich an. Mit vorübergehenden Rückschlägen ging es hoch bis auf knapp 390 Dollar, zwischenzeitlich war Tesla an der Börse mehr wert als die US-Autoriesen General Motors (GM) und Ford , die mit ihren Absatzzahlen in einer ganz anderen Liga spielen. Von diesem im September 2017 erreichten Rekordwert ging es seitdem aber kräftig bergab./la/edh/he