Umsatz- und Gewinnsteigerung, Zahlen über den Analystenschätzungen, 90 Prozent Kursplus in diesem Jahr: Meldungen, die man in Zeiten der Corona-Krise selten liest. Nicht so bei Tesla. Der US-Elektroautohersteller machte in den Monaten Januar bis März 16 Millionen Dollar (Vorjahr: 14,7 Millionen Euro) Gewinn, wie das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern von Tech-Milliardär Elon Musk noch ein Minus von 702 Millionen Dollar eingefahren. Auch für dieses Jahr hatten Analysten einen Verlust erwartet.

Doch mittlerweile scheint es zu laufen in Palo Alto. Tesla erzielte nun bereits zum dritten Mal in Folge einen Quartalsgewinn. Eine solche Serie schaffte der E-Auto-Pionier seit seiner Gründung im Jahr 2003 noch nicht. Der Umsatz stieg auf fast sechs (Vj.: 4,5) Milliarden Dollar. Experten hatten nach Refinitiv-Daten mit 5,9 Milliarden Dollar gerechnet.

Tesla lieferte im vergangenen Quartal mehr Autos aus als erwartet. In den drei Monaten bis Ende März wurden knapp 88.500 Stück an die Kundschaft gebracht, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Produziert wurden 102.672 Fahrzeuge. Der Großteil entfiel auf das Model 3, mit dem Tesla sich im Massenmarkt etablieren will. Im laufenden Quartal soll die Fertigung des Kompakt-SUV Model Y forciert werden.

Fabriken wegen Corona geschlossen


Trotz der guten Zahlen geht auch an Tesla die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. Eigentlich hat sich Tesla vorgenommen, in diesem Jahr über 500.000 Autos auszuliefern, nach 367.500 im Vorjahr. Das Unternehmen hält dies weiter für möglich, auch wenn angesichts der Corona-Pandemie bereits Zweifel an dem ambitionierten Ziel aufkamen.

Wegen der hohen Ungewissheit gibt der E-Auto-Pionier keinen Ausblick für Gewinn und Cashflow im Gesamtjahr ab. "Es ist schwer vorherzusagen, wann die Fahrzeugproduktion und die globale Lieferkette wieder zu ihren vorherigen Niveaus zurückkehren werden", hieß es im Geschäftsbericht. Erst bei der Vorlage der Q2-Zahlen in drei Monaten will Musk eine Prognose wagen.

Die Ausgangsbeschränkungen setzen der Autoindustrie weltweit stark zu. Der Elektroautobauer musste erst die Produktion in China vorübergehend aussetzen und dann sein US-Stammwerk in Fremont bei San Francisco schließen. Es ist das Hauptwerk von Tesla, das die weitaus meisten Fahrzeuge baut. Die zweite Fabrik in China ist erst vor kurzem eröffnet worden. Tesla geht jetzt davon aus, die Produktion in beiden Fabriken in den kommenden Wochen langsam hochfahren zu können.

Bei der Einführung der Ausgehbeschränkungen hatte Musk zunächst versucht, eine Ausnahmeerlaubnis für den Weiterbetrieb der Tesla-Fabrik in Fremont zu bekommen - scheiterte aber damit an den Behörden. Die Ausgangsbeschränkungen in der US-Region wurden am Mittwoch bis Ende Mai verlängert.

Musk kritisiert Corona-Ausgangssperren als "faschistisch"


In einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen sagte Musk, dass er nicht wisse, wann der Elektroautobauer die Produktion in Kalifornien wieder aufnehmen könne. Die staatliche Anordnung, zuhause zu bleiben, sei ein "ernsthaftes Risiko" für das Geschäft, so Musk.

Dann legte er nach: Seine Meinung sei, die Menschen würden dadurch "in ihren Häusern eingesperrt und ihre Rechte nach der Verfassung verletzt". Wer zuhause bleiben wolle, solle nicht gezwungen werden, rauszugehen. "Aber den Leuten zu sagen, dass sie ihr Haus nicht verlassen können, dass sie dann festgenommen werden, das ist faschistisch, das ist nicht demokratisch, das ist nicht Freiheit." Zum Abschluss seiner Tirade forderte Musk, den Menschen "ihre gottverdammte Freiheit" wiederzugeben. Die Übertragung brach danach ab und die Konferenz ging erst einige Minuten später weiter. Später bekräftigte er dies auf Twitter. Bereits am 6. März hatte Musk getwittert, dass "die Corona-Panik dumm" sei. Später bot er an, Krankenhäuser mit Beatmungsgeräten auszustatten.

In den USA, wo es mehr als eine Million Corona-Infizierte und bereits mehr als 60.000 Todesfälle gibt, tobt eine Debatte über die Frage, wann die US-Bundesstaaten die Beschränkungen für das öffentliche Leben wieder aufheben. Auch US-Präsident Donald Trump hat wiederholt eine Lockerung gefordert.

Einschätzung der Redaktion


An der Börse zählt Tesla mit einem Kursplus von mehr als 90 Prozent in diesem Jahr zu den wenigen Gewinnern. Die Tesla-Aktie hatte sich bereits in den vergangenen Wochen deutlich von den Verlusten im Corona-Crash erholt. Gemessen zum Schlusskurs vom Mittwoch ist Tesla an der Börse rund 147 Milliarden Dollar oder rund 136 Milliarden Euro wert - und damit fast so viel wie die drei deutschen Hersteller VW (71 Milliarden Euro), BMW (36 Milliarden) und Daimler (35 Miliarden) zusammen. Am Mittwoch legte die Aktie legte nachbörslich zeitweise um über zehn Prozent zu.

Die Zahlen von Tesla können sich sehen lassen. Insbesondere der dritte Quartalsgewinn in Folge gibt Hoffnung. Zwar verbrannte Tesla fast 900 Millionen Dollar an Bargeld im Quartal: Mehr, als Analysten erwartet hatten. Finanzielle Probleme dürfte der Konzern in der Corona-Krise allerdings nicht haben - nach einer Kapitalerhöhung im Februar beendete Tesla das Quartal mit 8,1 Milliarden Dollar an Barreserven.

Die größte Herausforderung dürfte ohnehin das aktuelle Quartal darstellen, in dem Ausgangsbeschränkungen der Autoindustrie weltweit stark zusetzen. Die Pandemie traf die USA erst im April.

Wir bleiben bei unserer Kauf-Empfehlung für spekulative Anleger.

Mit Material von Reuters und dpa-AFX