Gleich drei Autokonzerne liefern sich derzeit ein heißes Rennen um die Weltspitze: Toyota, Volkswagen und General Motors (GM) ringen um den Titel des größten Herstellers. 2014 lagen die Japaner eine Nasenspitze vor den Deutschen: 10,28 Millionen Fahrzeuge setzte Toyota ab, 10,14 Millionen waren es bei VW. GM folgte mit 9,92 Millionen ausgelieferten Pkw im Windschatten.
Geht es um die Ertragskraft, liegt Toyota im Vergleich zu den beiden anderen Massenherstellern deutlich vorn. Die Japaner bringen es auf eine Konzernrendite - unter anderem begünstigt durch den schwachen Yen - von beachtlichen 9,2 Prozent. Das sind rund drei Prozentpunkte mehr als bei Volkswagen, die Marge von GM beläuft sich gar nur auf 4,2 Prozent. Der US-Konzern leidet insbesondere unter dem verlustträchtigen Europa-Geschäft.
Zwar konnte die deutsche Tochter Opel im Auftaktquartal 2015 ihr Minus etwas verringern, eine durchgreifende Besserung zeigt sich allerdings bislang nicht. Folglich schrammte GM an den Analystenprognosen vorbei. Ob Opel sein Profitabilitätsversprechen bis 2016 einlösen kann, bleibt damit weiter fraglich. Anleger sollten bei der GM-Aktie weiterhin die Beobachterposition einnehmen, der hochprofitable Toyota-Konzern kann dagegen ein gut aufgestelltes Depot durchaus schmücken.
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Zwei mit Potenzial
Ebenso positiv gestimmt sind wir für FiatChrysler und Peugeot. Zwar haben beide Aktien unsere Kursziele bereits erreicht und Anlegern einen dicken Gewinn beschert, doch könnte noch mehr drin sein. Fondsmanager Andreas Humpe von Schleber Finanz-Consult ist vor allem von FiatChrysler angetan: "Der Schuldenabbau, eine stetige Verbesserung der Rentabilität sowie ein Spin-off von Ferrari könnten die Aktie langfristig interessant machen", sagt er. Auf den Börsengang des Sportwagenbauers aus Maranello müssen Anleger nicht mehr lange warten. Mitte des Jahres sollen zehn Prozent der Anteile auf den Markt gebracht und die restlichen an die Aktionäre von Fiat übertragen werden. Mit der milliardenschweren Abspaltung möchte FiatChrysler seine weiteren Expansionspläne finanzieren.
Doch nicht nur IPO-Fantasien und positive Bilanzzahlen dürften für eine weitere Aufwärtsfahrt von FiatChrysler sorgen. Ebenso wie Peugeot gilt der italienischamerikanische Konzern als potenzieller Übernahmekandidat. Nach Ansicht von Nord/LB-Analyst Frank Schwope werden sich die Eigentümerstrukturen bei dem Duo in den kommenden drei Jahren spürbar verändern. "Großes Interesse am Einstieg bei FiatChrysler oder Peugeot dürften insbesondere chinesische Konzerne haben, was sich jüngst in der angekündigten Übernahme von Pirelli durch Chem-Corp konkretisiert hat", so der Experte. Der ehemalige Krisenkonzern Peugeot hat mit Dongfeng bereits einen Investor aus China an Bord.
Der Staat drängt ans Steuer
Zu Gewinnmitnahmen raten wir dagegen bei Renault und Geely. Beide Titel haben unsere Kursziele erreicht. Seit der Empfehlung in BÖRSE ONLINE, Ausgabe 08/2015, düste die Renault-Aktie um 22 Prozent empor, bei der Geely-Aktie steht sogar ein Plus von mehr als 80 Prozent zu Buche. Während bei den Chinesen nach der Rally kurzfristig Überhitzungserscheinungen drohen könnten, ist bei Renault aufgrund der Besitzveränderungen bei den Großaktionären aktuell Vorsicht angesagt. Frankreichs Regierung plant nämlich, ihren Anteil von derzeit 15 auf 20 Prozent anzuheben. "Eine größere Einflussnahme könnte das Machtgleichgewicht in der Nissan- Allianz gefährden", heißt es aus dem Unternehmen. Ein wichtiger Faktor, denn die Gewinne im Renault-Konzern werden derzeit vor allem von der Beteiligung an den Japanern getragen. Entscheidend wird der 30. April sein, der Tag der Hauptversammlung. Mit dem Aktienzukauf will der Staat dort nämlich einen Antrag verhindern, dessen Umsetzung seinen Einfluss verkleinern könnte.
Fundamental läuft es bei beiden Unternehmen rund. Renault steigerte dank einer Erholung am europäischen Automarkt seine Erlöse im ersten Quartal um 13,7 Prozent. Die Zahl der Neuzulassungen kletterte auf dem alten Kontinent um ein Zehntel empor und damit stärker als der Gesamtmarkt. Geely, wozu unter anderem die schwedische Marke Volvo zählt, ist in einem noch höheren Tempo unterwegs. Der Absatz schnellte von Januar bis März um satte 57 Prozent empor.
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Kurswende oder Bullenfalle?
Ein vergleichbares Verkaufsplus erzielte der Elektroauto-Hersteller Tesla Motors mit einem Anstieg von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 10 030 Wagen verließen die Produktionshallen - ein neuer Rekord. Der Absatz hat aber noch gar nicht das volle Tempo erreicht, für das Gesamtjahr plant Tesla mit einem Zuwachs von 74 Prozent auf 55 000 Autos. Das gab der Aktie zuletzt wieder etwas Auftrieb, nachdem es in den ersten Monaten des laufenden Jahres aufgrund aufkeimender Sorgen um das China-Geschäft mit dem Titel deutlich nach unten ging.
Zudem hat Tesla-Chef Elon Musk den Kurs jüngst mit einer Twitter-Kurznachricht angeschoben. Eine große neue Produktlinie werde am 30. April enthüllt, ließ er wissen. Dabei handle es sich jedoch um "kein Auto". Am Markt wird spekuliert, die Ankündigung könnte sich auf eine Batterie für den Privatgebrauch beziehen, zu der sich Musk bereits im Februar geäußert hatte. Anleger sollten die Finger stillhalten und abwarten, was sich hinter dieser kryptischen Ankündigung verbirgt.