Tesla geht derzeit bei der Produktion von Elektro-Autos in die Vollen. Die neue Gigafactory in Shanghai hat die Fertigung des Model Y, eines Elektro- SUV für die stetig wachsende kaufkräftige Kundschaft in China, aufgenommen. Auch beim Absatz gibt Positives zu vermelden: So wurden im vierten Quartal 2019 mit 112.000 Autos 23 Prozent mehr als im Vorjahre ausgeliefert.
Zudem hat der E-Autobauer auch Europa verstärkt im Visier. Das Unternehmen will in Grünheide, Brandenburg, einen neuen Fertigungsstandort errichten und von Sommer 2021 an jährlich zunächst 150.000 Elektroautos der Typen Model 3 und Y bauen. Ist die volle Ausbaustufe des Werks einmal erreicht, sollen 500.000 E-Autos für den Export nach ganz Europa pro Jahr gebaut werden.
Auch an der Börse hat Chef Elon Musk derzeit gut Lachen. Dank der Kursrallye, die im Oktober 2019 ihren Anfang nahm, hat sich der Kurs der Tesla-Aktie in den vergangenen sechs Monaten mehr als verdoppelt. Am 22. Januar kletterten die Papiere in der Spitze auf über 534 Euro. Die Bewertung von Tesla an der Börse überschritt die Marke 100 Milliarden US-Dollar und übertraf damit sogar den deutschen Autobauer Volkswagen. Die Wolfsburger haben im vergangenen Jahr weltweit und markenübergreifend insgesamt 10,97 Millionen Autos verkauft, davon waren mehr als 140.000 Elektrofahrzeuge.
Zur furiosen Kursrallye trugen insbesondere Leerverkäufer bei, die den E-Autobauer für vielfach überbewertet halten. Sie gerieten in den zurückliegenden Wochen bei steigendem Tesla-Kurs zunehmend unter Druck. Ihre Deckungskäufe befeuerten schließlich die neuen Rekordhochs der Aktie.
Analysten mahnen zur Vorsicht
Jetzt stehen die Zahlen zum abgelaufenen vierten Quartal an. Anleger fragen sich, ob sich die Serie der guten Nachrichten zu Tesla fortsetzt oder ob die Euphorie um den E-Autobauer ein jähes Ende findet. Für Letzteres sprechen die Aussagen einiger Analysten, die in Bezug auf die aktuelle Börsenbewertung bei Tesla von einer "Momentaufnahme" sprechen.
So meinte Branchenexperte Frank Schwope von der NordLB, man müsse die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung von Tesla im Auge behalten, denn der US-Autobauer war bisher über weite Strecken unprofitabel. Mit Blick auf die Schwierigkeiten, die Tesla zum Beispiel in der Produktion großer Stückzahlen für den Auto-Massenmarkt habe, sei der zwischenzeitliche Börsenwert von 100 Milliarden US-Dollar "doch wohl etwas überzogen".
UBS-Analyst Patrick Hummel sagte: "Wir glauben, dass die Aktien derzeit zu hoch bewertet sind." Risiken wie etwa Auswirkungen von auslaufenden Steuervorteilen in den USA würden offenbar weitgehend ausgeblendet. Hummel stuft die Tesla-Aktie daher auf "verkaufen" ein.
Letztlich dürften Investoren Tesla am Profit messen. Hier sieht es für das abgelaufene Quartale nach Expertenmeinung jedoch nicht sehr rosig aus. Die Analysten erwarten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge rund 7,05 Milliarden US-Dollar Umsatz, nach 7,2 Milliarden im Vorjahre. Der Gewinn je Aktie wird auf 1,78 US-Dollar geschätzt.
Anleger die einen Einstieg bei Tesla erwägen, sollten aufgrund der Quartalsschätzungen Vorsicht walten lassen und sich beispielsweise die kommenden Absatzzahlen bei Tesla genau anschauen. In den USA sind seit Anfang 2020 steuerliche Förderungen für E-Autos ausgelaufen. Daher kauften viele US-Kunden bereits vor dem Jahreswechsel ein neues E-Auto, was sich in den Zahlen zum vierten Quartal positiv niedergeschlagen hat.
Auch erinnern sich viele Aktionäre mit Schrecken an das erste Halbjahr 2019. Hier brach die Tesla-Aktie nach einem überraschenden Gewinn im vierten Quartal 2018 und starkem Jahresauftakt letztlich ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Szenario wiederholt, ist bei dem aktuellen Kursniveau und den prognostizierten Quartalszahlen durchaus gegeben.
Daher können Anleger die schon engagiert sind Teilgewinne mitnehmen. Investoren die Einsteigen wollen, sollten ein niedrigeres Kursniveau zum Kauf abwarten.
Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 450,00 Euro
Stoppkurs: 359,00 Euro