Ein Gerichtsentscheid hatte für Streit um die Wasserversorgung des Tesla-Werks in Grünheide gesorgt. Nun kam die Entwarnung: Der Versorgungsvertrag des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) mit dem US-Elektroautobauer bleibt bestehen. Das teilte der Verband nach einer außerordentlichen Sitzung der Verbandsmitglieder mit.

Das Landesamt für Umwelt (LfU) dulde eine Wasserförderung in Höhe von rund 3,8 Millionen Kubikmeter im Jahr für das Wasserwerk Eggersdorf. Damit könne der Verband für das Jahr 2022 die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung und die erste Ausbaustufe von Tesla ermöglichen. Der Vertrag mit Tesla sieht eine Lieferung von 1,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr an den Autobauer vor.

Bis zuletzt hatte dem Vertrag ein Gerichtsentscheid im Weg gestanden: Das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) hatte eine Genehmigung für das Wasserwerk Eggersdorf, die die Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide einschließt, aus formellen Gründen verworfen. Nun muss eine Beteiligung der Öffentlichkeit für eine höhere Menge nachgeholt werden. Aus Sicht des Wasserverbands Strausberg-Erkner war mit dem Gerichtsurteil die Grundlage für einen Versorgungsvertrag mit Tesla entfallen. Durch die neue Duldung des LfU ist dieses Problem nun erst einmal gelöst. Doch die Gesamtsituation bleibe dort weiterhin angespannt, teilte der Verband mit. Dem Verband gehören drei Städte und 13 Kommunen im Versorgungsgebiet an.

Durch bereits bestehende Flächennutzungspläne und Verdichtung in den Gemeinden würden die verbleibenden Reserven gänzlich ausgeschöpft. Darüber hinaus gehende Bebauungspläne, Gewerbe- und Industrieansiedlungen seien wegen fehlender Grundwasserentnahmemengen derzeit nicht möglich. Der Verband fordert deshalb zusätzliche Fördergenehmigungen.

Zum offiziellen Start der Fabrik am kommenden Dienstag wird in Grünheide hoher Besuch erwartet - darunter etwa auch Tesla-Chef Elon Musk. Außerdem werde Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstagnachmittag Grünheide besuchen und dort ein Grußwort halten. Das kündigte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Freitag in Berlin an. Der Termin stehe angesichts des Krieges in der Ukraine unter dem Vorbehalt möglicher kurzfristiger Änderungen. An der Eröffnung will laut Bundeswirtschaftsministerium auch Minister Robert Habeck (Grüne) teilnehmen. Von der Brandenburger Landesregierung wird Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erwartet.

Geplant ist, dass Tesla-Chef Elon Musk am Dienstag persönlich die ersten Fahrzeuge aus Grünheide an die Kundinnen und Kunden übergibt. Ursprünglich sollten bereits im vergangenen Sommer die ersten Autos vom Band rollen. Doch das Genehmigungsverfahren verzögerte sich, unter anderem weil Tesla im Bauantrag eine Batteriefabrik ergänzte. Am 4. März genehmigte das Land Brandenburg das Vorhaben. Das Autowerk steht bereits, erbaut auf eigenes Risiko über fast 20 vorzeitige Zulassungen. In einer ersten Phase ist vorgesehen, dass Tesla im neuen Werk mit rund 12.000 Beschäftigten rund 500.000 Autos im Jahr herstellt.

Einschätzung zur Tesla-Aktie


Zwar litt auch der US-Autobauer unter Lieferkettenprobleme. Dennoch erreichte der US-Konzern mit fast 940.000 ausgelieferten Fahrzeugen im vergangenen Jahr seinen persönlichen Absatzrekord. Im Vergleich zur deutschen Konkurrenz kam der US-Konzern bisher besser durch die Krise. Seit knapp zwei Wochen hat Tesla außerdem die offizielle Genehmigung zum Bau des Werks in Grünheide. Dass nun auch die Wasserversorgung gesichert ist, kam am Markt gut an. Die Tesla-Aktie legte am Freitag 3,4 Prozent auf 810,30 Euro zu.

Ein Risikofaktor ist jedoch der zunehmende Wettbewerb. So wird der Markt für E-Autos immer stärker umkämpft. So könnten neue Konkurrenten wie Nio und Rivian dem Musk-Konzern gefährlich werden. Der US-Elektroautobauer Lucid prüft derweil eine Preiserhöhung für künftige Modelle wegen des nach eigenen Aussagen "enormen Inflationsdrucks", so Lucid-Chef Peter Rawlinson. Zusätzliche Faktoren seien die steigenden Nickelpreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, erklärte Rawlinson gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Dennoch wolle man Verpflichtungen gegenüber Kunden mit bestehenden Reservierungen einhalten.

Diese Faktoren könnten auch Tesla belasten. Wir bleiben daher weiterhin vorsichtig und empfehlen, das Papier zu beobachten.

dpa-AFX/rtr/iw