Der E-Autopionier präsentierte für das vierte Quartal 2019 einen Nettogewinn von 105 Millionen Dollar und zeigte sich zuversichtlich, im laufenden Jahr ohne weiteres mehr als 500.000 Fahrzeuge auszuliefern. Im vergangenen Jahr waren es noch 367.500 Autos gewesen.
Einige Experten glauben, dass der ehrgeizige US-Milliardär Elon Musk, dessen Aktivitäten bis in die Raumfahrt reichen, mit Tesla in nicht allzu ferner Zukunft die übrige Konkurrenz in den Schatten stellen wird. "Tesla wird 2030 auf Augenhöhe mit BMW und Daimler spielen", ist der Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer überzeugt. Tesla habe die Denke und die Dynamik eines Tech-Unternehmens. An der Börse ist das US-Unternehmen, das noch nicht bewiesen hat, dass es auch dauerhaft Gewinne abwerfen kann, über 100 Milliarden Dollar wert - mehr als die beiden größten US-Autobauer General Motors und Ford zusammen. Auch den weltgrößten Autokonzern Volkswagen, der fast 30 Mal soviele Autos baut, hat Tesla in Sachen Marktkapitalisierung überholt.
Tesla selbst beschreibt das abgelaufene Jahr als einen Wendepunkt. Das Unternehmen habe von der starken Nachfrage nach seinem Model 3 profitiert, in der zweiten Jahreshälfte den Sprung in die Profitabilität geschafft und Barmittel von über einer Milliarde Dollar erwirtschaftet. Das gelang, obwohl der US-Konzern hohe Summen in seine Expansion steckt und dabei ein enormes Tempo vorlegt: In der zwei Milliarden Dollar teuren Gigafabrik in China ist weniger als zehn Monate nach dem ersten Spatenstich bereits die Produktion angelaufen. Im US-Werk in Fremont, in dem vor nicht allzu langer Zeit nach Musks eigenen Worten noch die "Produktionshölle" herrschte, hat Tesla die Probleme inzwischen im Griff und übertrifft sogar seinen Zeitplan. In der Fabrik in Kalifornien, in der die Sportlimousine Model S, das SUV Model X und das massentaugliche Model 3 vom Band laufen, hat laut Musk in diesem Monat auch die Produktion des neuen kompakten SUV Model Y begonnen. Damit war eigentlich erst im Sommer gerechnet worden. In Grünheide vor den Toren Berlins soll demnächst das erste Werk in Europa aus dem Boden gestampft werden.
Für Craig Irwin von Roth Capital Partners ist der frühere Produktionsbeginn des von Tesla-Fans begierig erwarteten Model Y der bemerkenswerteste Punkt neben den Quartalszahlen. "Für ein Unternehmen, das seine Ziele bisher immer verfehlt hat, ist dies eine große Verbesserung", schreibt der Analyst in einem Kommentar. Andere Analysten raten dagegen, den Ball flach zu halten und verweisen auf die Zahlen. Tesla sei in den drei Monaten bis Ende Dezember zwar das zweite Gewinnquartal in Folge gelungen und habe besser abgeschnitten als erwartet. Das Umsatzplus von zwei Prozent binnen Jahresfrist auf 7,4 Milliarden sei aber "nicht gerade berauschend", tritt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler auf die Euphoriebremse. Es sei jedenfalls kein Grund für den phänomenalen Kursanstieg. Der den Anteilseignern zugerechnete Nettogewinn schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um ein Viertel.
EINE WETTE AUF DIE ZUKUNFT
Für Frank Schwope von der NordLB steht die Kurs-Reaktion im Gegensatz zur Realität. "Das ist eine Wette auf die Zukunft", sagt der Autoexperte. Tesla hebe sich zwar positiv vom "düsteren Szenario der Disruption" ab, das für die traditionellen Autobauer beim Umbruch zu E-Auto-Anbietern gezeichnet werde. "Tesla kann den Premiumherstellern ganz schön das Wasser abgraben." Dauerhaften Erfolg aber müsse Tesla erst beweisen. Es bleibe Skepsis, ob Tesla in diesem oder im nächsten Jahr auch auf Jahresbasis schwarze Zahlen schreiben könne.
Auch Analyst Pieper glaubt, dass Tesla bei Anlegern vor allem Hoffnungen auf die künftige Entwicklung weckt. "Während in der übrigen Autoindustrie die Erwartung vorherrscht, dass die besten Zeiten vorbei sind, schafft Musk es, den Eindruck zu erwecken, dass das Beste noch kommt." Im Moment mache es für Investoren aber wenig Sinn, sich dagegen zu stemmen. "Tesla ist die Rakete, die abhebt und die zur Zeit auch nicht gestoppt wird", sagt Pieper.
rtr