In den vergangenen Monaten schien es, als gebe es für Tesla nur einen Weg: nach oben. Und eigentlich ist es auch so. Das abgeschlossene vierte Quartal war das sechste in Folge, welches mit einem Gewinn beendet wurde. Trotz Corona-Krise erreichte der E-Auto-Pionier 2020 einen Überschuss von 721 Millionen US-Dollar (595 Millionen Euro), wie es am Mittwoch nach US-Börsenschluss aus dem Silicon Valley hieß. Im Vorjahr hatte hier noch ein Verlust in Höhe von 862 Millionen Dollar gestanden. Der Umsatz kletterte 2020 um 28 Prozent auf 31,5 Milliarden Dollar.

Im abgelaufenen Schlussquartal stand unterm Strich - exklusive aktienbasierter Vergütungszahlungen an Tesla-Chef Elon Musk - ein Plus von 903 Millionen Dollar nach 386 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Damit verfehlte der Autobauer allerdings die Erwartungen der Analysten, die mit rund 1,08 Milliarden Dollar rechneten.

Der Umsatz von 10,7 Milliarden Dollar übertraf jedoch die Marktschätzungen von 10,4 Milliarden Dollar. Im Berichtszeitraum lieferte Tesla 180.570 Fahrzeuge aus, was einem Quartalsrekord entspricht. Damit erreichte Tesla die selbst gesetzten Ziele: Der Konzern wollte bis Ende des Jahres 2020 eine halbe Million Autos ausliefern.

Vager Ausblick enttäuscht


Und genau das kam am Markt nicht sonderlich gut an: Musk hatte in der Vergangenheit häufig ehrgeizige Vorgaben geliefert. Für das bereits laufende Jahr gab Tesla lediglich ein vages Auslieferungsziel bekannt. Es hieß, dass angestrebt werde, die Wachstumsrate von 50 Prozent aus dem vergangen Jahr zu übertreffen. Das würde heißen, dass Tesla anpeilt, 2021 weltweit rund 750.000 Autos auszuliefern. "In manchen Jahren wachsen wir vielleicht schneller. Wir denken, dass das 2021 der Fall sein wird", so Musk.

Auch Teslas am Finanzmarkt stark beachtete Gewinnspanne verschlechterte sich zuletzt wieder deutlich, was die Hoffnung auf dauerhafte Profitabilität dämpft. Der Konzern macht einen wesentlichen Teil seines Ertrags mit dem Handel von Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz auszugleichen und so gesetzliche Vorgaben etwa in Kalifornien oder Europa zu erfüllen. Ohne diese Einkünfte, die sich im vergangenen Jahr auf 1,6 Milliarden und im Schlussquartal auf 401 Millionen Dollar beliefen, hätte Tesla kein Geld verdient.

Erfolgreiches Börsenjahr 2020


Trotz des aus Sicht von Aktionären eher enttäuschenden letzten Vierteljahres lief 2020 für die Kalifornier mehr als rund. Die fortschreitende Transformation des Automarkts in Richtung E-Antrieb wird an der Börse belohnt. Tesla zählt mit einem Kursplus von rund 700 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Konzern ist trotz seiner noch relativ bescheidenen Produktionszahlen und Gewinne der Autobauer mit der weltweit höchsten Börsenbewertung.

Darüber hinaus ist Tesla in die Top 5 der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der USA aufgestiegen, hat Facebook verdrängt. Und das obwohl der E-Autobauer vor rund zwei Jahren noch als möglicher Pleitekandidat galt. Gekrönt wurde das Ganze Ende Dezember mit dem Aufstieg in den S&P 500.

Von der Konkurrenz anfangs noch als Nischenhersteller belächelt, gilt Tesla in der Branche inzwischen vielen als Vorbild. Dem ehrgeizigen Unternehmer Musk ist es binnen weniger Jahre gelungen, das Auto-Start-up aus dem Silicon Valley zu einer Kultmarke zu machen. Sein Produktionsnetz knüpft das Unternehmen immer enger. Im brandenburgischen Grünheide bei Berlin lässt der Milliardär derzeit eine Fabrik aus dem Boden stampfen, die im Sommer ans Netz gehen soll. Dort sollen einmal bis zu 500.000 Autos im Jahr von den Bändern rollen. In China lief Anfang des Monats die Auslieferung des in Shanghai hergestellten Geländewagens Model Y an, mit dem Tesla den Druck auf die herkömmlichen Autobauer erhöhen will. Im US-Bundesstaat Texas ist eine neue Fabrik geplant.

Unsere Trading-Idee zur Tesla-Aktie.

Unsere Einschätzung


Bei den Anlegern kamen die Q4-Zahlen und der erste Jahresgewinn seit der Firmengründung 2003 nicht gut an. Die Aktie reagierte nach Börsenbeginn mit Kursabschlägen von fast zehn Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten ging es für den Aktienkurs aber auch um fast 700 Prozent nach oben. Noch vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen markierte das Papier ein neues Allzeithoch bei 732,10 Euro.

Die Tesla-Aktie wird Refinitv zufolge mit dem über 200-fachen der durchschnittlichen Gewinnprognose der Analysten für das nächste Jahr gehandelt. Refinitiv ist ein US-amerikanisches Dienstleistungsunternehmen, das Wirtschaftsdaten aufbereitet und an Banken, Investmentunternehmen und andere Organisationen verkauft.

Skeptiker sehen dadurch ihre Argumente untermauert, dass die Tesla-Aktie stark überbewertet sei. Tesla werde nicht nach Kriterien der Automobilindustrie bewertet, sondern nach denen großer Tech-Konzerne.

Bei der aktuellen Bewertung scheiden sich also die Geister. Die einen sehen die Kalifornier als Hightechkonzern und halten Notierungen von bis zu 800 Dollar für möglich, andere wiederum erwarten deutliche Rückschläge in Richtung 40 Dollar. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten beträgt aktuell 440 Dollar. Wir trauen der aktuellen Kursrally nicht und bleiben bei unserer Einschätzung: Verkaufen.




Mit Material von dpa-AFX/rtr/ci