Die Aussicht auf eine weiter anziehende Nachfrage ließ die Tesla-Aktie nach US-Börsenschluss um bis zu acht Prozent nach oben schnellen. Die Anleger setzen darauf, dass das Unternehmen aus dem Silicon Valley bald zu einem Massenhersteller von E-Mobilen aufsteigt und die Konkurrenz abhängt.
Auch die traditionellen Autobauer in Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt und investieren selbst massiv in die Elektromobilität. Bis zu einem Viertel der Fahrzeuge von Volkswagen und Daimler sollen im nächsten Jahrzehnt Elektroautos sein. VW hat Tesla bereits den Kampf angesagt und will seine Elektroautos günstiger anbieten als der US-Konkurrent. Branchenexperten zufolge ist das Rennen deshalb noch völlig offen.
Im Moment spielt Tesla allerdings die Dieselkrise in die Hände. Denn VW, Daimler & Co haben ein Problem: Wenn die Kunden das Vertrauen in den Diesel verlieren und weniger Selbstzünder kaufen, gehen den deutschen Autobauern wichtige Einnahmen verloren, um Geld in die Erforschung von Zukunftstechnologien zu stecken. Tesla dagegen kann unbelastet durchstarten. "Tesla kümmert sich intensiv um die Elektromobilität. Das tun die Deutschen auch, aber sie steht bei ihnen nicht im Fokus", sagt Frank Schwope, Autoanalyst der NordLB. "Wenn man sich einer veralteten Technologie wie dem Diesel widmet, fehlt die Konzentration auf die Elektromobilität."
Wegen der vielen Baustellen von der Dieselkrise bis hin zu den Kartellvorwürfen könne sich das Management dem Aufbau batteriebetriebener Mobilität nicht so stark widmen wie eben Tesla. Das sei ein Handikap, meinen auch andere Branchenkenner. Sie warnen: Die Technologieführerschaft der deutschen Konzerne steht auf dem Spiel.
Tesla fährt unterdessen die Produktion seines neuen Model 3 hoch, mit dem das Unternehmen nach Erfolgen im Elektro-Premiumsegment nun zum Massenhersteller aufsteigen will. Wöchentlich gehen nach Unternehmensangaben 1800 Vorbestellungen für den Wagen ein. 455.000 Vormerkungen gebe es bislang, sagt Firmenchef Musk. Er korrigiert damit frühere Angaben, wonach sich schon mehr als eine Million potenzielle Kunden registriert hätten. Am vergangenen Freitag hatte das Unternehmen die ersten 30 Autos an Mitarbeiter vor dem Werk im kalifornischen Fremont ausgeliefert.
AUSGABEN VON 100 MIO DOLLAR PRO WOCHE
Die Vorbereitung auf den Model-3-Start und Investitionen in eine riesige Akku-Fabrik in Nevada kosteten zuletzt aber viel Geld. Zur Jahresmitte verfügte der Konzern noch über Barbestände von rund drei Milliarden Dollar - nach vier Milliarden zum Ende des Vorquartals. Finanzchef Deepak Ahuja sagte, die Ausgaben seien auf einem "historischen Hoch" von mehr als 100 Millionen Dollar pro Woche. Über eine Kapitalerhöhung denkt Firmenchef Musk nach eigenen Worten aber trotzdem nicht nach. Stattdessen setzt er darauf, dass immer mehr Geld wieder hereinkommt: Die Auslieferungen sowohl der Sportlimousine Model S wie des zweiten bereits für den Markt in Serie produzierten Modells, dem SUV Model X, würden sich im zweiten Halbjahr steigern.
Für das erste Halbjahr hatte Tesla seine Absatz-Prognose gerade so eingehalten. Der Konzern lieferte gut 47.000 Fahrzeuge des Model S und X aus. Die eigene Vorhersage hatte bei 47.000 bis 50.000 gelegen. Eine Unterversorgung mit neuen Batterien beeinträchtigte dann aber bis Juni die Produktion. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Quartal auf 2,8 Milliarden Dollar, der Verlust weitete sich auf die Rekordmarke von 336,4 Millionen Dollar aus.
rtr