Die "Gigafactory 4" soll auf einem Gelände in der Nähe des neuen Flughafens BER entstehen, für das schon einmal ein BMW-Werk im Gespräch gewesen war. In der Hauptstadt soll zudem ein Ingenieurs- und Designzentrum angesiedelt werden. Weitere Details nannte der ehrgeizige Tesla-Chef, der mit dem massentauglichen Elektro-Auto Model 3 die Konkurrenz in Zugzwang gebracht hat, nicht.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter kündigte Musk lediglich an, in Berlin sollten Autos, Batterien und Antriebsstränge gebaut werden. Beginnen solle die Fabrik mit der Produktion des kompakten SUV Model Y.

Von der Politik wurde die Ankündigung mit Genugtuung aufgenommen: "Die Entscheidung von Tesla, eine hochmoderne Fabrik für Elektroautos in Deutschland zu errichten, ist ein weiterer Beweis für die Attraktivität des Automobilstandortes Deutschland", erklärte Bundeswirtschaftminister Peter Altmaier. "Es ist zugleich auch ein Meilenstein beim Ausbau von Elektromobilität und Batteriekompetenz", fügte der CDU-Politiker hinzu. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke begrüßte die Entscheiden als "hervorragende Nachricht für unser Land". "Wir haben uns dafür seit längerem in intensiven Gesprächen und mit guten Argumenten eingesetzt", erklärte der SPD-Politiker. Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sprach sogar von einem "vorgezogenen Weihnachtsfest."

"MEHR FAHRT ALS 100 KANZLERGIPFEL IN BERLIN"


Der Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer sagte, Teslas Ankündigung sei eine gute Nachricht für den Autostandort Deutschland. Wettbewerb habe schon immer dafür gesorgt, besser und schneller zu werden. "Mit der Entscheidung von Elon Musk für Deutschland werden wir gestärkt und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfeln in Berlin."

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sagte im RBB Inforadio, an dem Standort in Brandenburg seien bis zu 7000 Arbeitsplätze im Gespräch. Weitere Stellen sollten in dem geplanten Ingenieurs- und Designzentrum in Berlin entstehen. Tesla sei nicht nur ein reiner Autohersteller, sondern auch in den Bereichen Software, Innovation und Forschung aktiv. "Da ist Berlin natürlich der richtige Standort." Die "Bild"-Zeitung berichtete von bis zu 10.000 Stellen. Auf seiner Karriereseite im Internet suche Tesla bereits Mitarbeiter für die Fabrik in Deutschland. Laut dem "Tagesspiegel" handelt es sich bei dem Standort im brandenburgischen Grünheide im Landkreis Oder-Spree südlich von Berlin um eine Industriefläche, die bereits einmal im Rennen für eine Ansiedlung eines BMW-Werkes war.

WERBEWIRKSAMER AUFTRITT


Der für werbewirksame öffentliche Auftritte bekannte US-Milliardär nutzte die Veranstaltung von "Auto Bild" und "Bild am Sonntag" zur Verleihung des "Goldenen Lenkrad" auch, um den dort versammelten Automanagern zu zeigen, dass er ihnen das Feld nicht überlassen will. In einem auf Youtube gezeigten Videomitschnitt eines Gesprächs mit Musk während der Veranstaltung zum "Goldenen Lenkrad" sagte Volkswagenchef Herbert Diess, Tesla sei wichtig, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen: "Elon zeigt, dass es funktioniert." Elektroautos seien sei nichts, vor dem man Angst haben müsse. "Ich bin froh, dass Elon uns antreibt." Der Tesla-Chef lobte im Gegenzug die deutsche Ingenieurskunst. Das sei auch ein Grund, warum Tesla ein Werk in Deutschland ansiedeln wolle. "Wir werden definitiv schneller sein müssen als der Flughafen", sagte Musk in Anspielung auf die Verzögerungen beim Bau des Hauptstadtflughafens BER.

Die deutschen Autobauer, allen voran Volkswagen, fahren derzeit die Produktion von Elektroautos hoch. Die Wolfsburger haben erst vergangene Woche in Zwickau die Produktion des neuen ID.3 gestartet, in Braunschweig begann VW die Produktion von Batterien. Volkswagen will in wenigen Jahren zum führenden Anbieter klimaschonender Mobilität aufsteigen und Tesla hinter sich lassen. Tesla weitet sein Produktionsnetzwerk derzeit weltweit aus. In China zieht der Autobauer derzeit seine erste Fabrik außerhalb der USA hoch.

rtr