Zum Bewertungsdiscount gibt es durch den geplanten Zusammenschluss mit M6 Métropole Télévision auch noch eine Zusatzchance.
TF1, ehemals ein öffentlich-rechtlicher Programmanbieter, wurde 1987 privatisiert. Bei den frei zu empfangenden Sendern ist das Unternehmen Marktführer in Frankreich. Neben dem Hauptkanal TF1 gibt es noch weitere Sender. Zudem gehören die führende TV-Produktionsfirma Newen und die Online-Mediengruppe AuFeminin zum Unternehmen. Großaktionär ist der Mischkonzern Bouygues mit einem Anteil von fast 44 Prozent. Der Medienkonzern lebt in erster Linie von Werbeeinnahmen. Er hatte nach 2013 ein paar schwache Jahre, meldete sich aber 2018 und vor allem 2019 zurück. Dann belastete die Corona-Pandemie die Geschäfte erheblich, das Betriebsergebnis reduzierte sich fast um die Hälfte. TF1 reagierte mit verschärften Sparmaßnahmen.
Gewinne auf Mehrjahreshoch
Das trägt Früchte. Im gerade abgeschlossenen dritten Quartal lag TF1 bei Umsatz und Ertrag über den guten Werten von 2019. Es ist davon auszugehen, das sich diese Entwicklung im vierten Quartal und vor allem im Präsidentschaftswahljahr 2022 fortsetzen wird. Die Bewertung an der Börse spiegelt das nicht wider. Das Unternehmen wird um den Buchwert gehandelt, es hat keine Finanzschulden. Für das laufende Jahr würde ein Gewinn pro Aktie von 90 Cent nicht überraschen, damit ist das KGV fast einstellig. Die Dividende sollte die 45 Cent aus dem Vorjahr übersteigen. Die Analysten von Kepler Cheuvreux trauen der Aktie in der aktuellen Aufstellung Kurse von 13,50 Euro zu, ein Potenzial von 52 Prozent.
Dazu kommt die Merger-Chance, die im Kurs nicht abgebildet wird. TF1 und M6 haben die Fusion beschlossen. Da sich Nummer eins und zwei zusammenschließen wollen, müssen die Kartellbehörden zustimmen. Damit wird im Frühjahr gerechnet. Die Chancen auf eine Genehmigung unter Auflagen stehen gut. Die Kartellbehörde scheint auf den gesamten Werbemarkt zu blicken: Dort hätte die Gruppe einen Anteil von nur 20 Prozent. Aus der Fusion erwarten sich TF1 und M6 Synergien von rund 350 Millionen Euro, die vor allem auf der Kostenseite liegen. Würde man die auf beide Firmen gleich verteilen, wäre für TF1 ein Kursziel von weit über 15 Euro vertretbar.