Auch für Anleger war 2020 ein Jahr der Extreme. Das Coronavirus sorgte dafür, dass es deutliche Verlierer gab, aber genauso herausragende Gewinner. Wer auf die richtigen Themen setzte, konnte gutes Geld verdienen. So brachten beispielsweise Investitionen in alternative Energien, Blockchain-Technologie oder die Computerspielbranche seit Jahresbeginn im Durchschnitt Renditen von mehr als 60 Prozent.
Um sich gezielt in bestimmten Branchen zu engagieren, werden ETFs immer populärer. Die passiven Fonds bilden einen Börsenindex ab und sind sehr günstig im Unterhalt, weil aktives Management entfällt.
Das ETF-Anlegerportal extraETF hat in einer großen Studie das Angebot an Themen-ETFs unter die Lupe genommen. Analysiert wurden sämtliche in Deutschland handelbare Aktien-ETFs zum Stichtag 18. November - insgesamt 1.089 Portfolios. Als Themen-ETF stuft das Onlineportal Produkte ein, die weder einen klassischen Benchmark-Index wie MSCI World oder DAX abbilden, noch einem besonderen Anlagestil folgen (z. B. Value, Low Volatility oder Dividenden). Ein Fokus auf nachhaltige Firmen wird nicht als eigenständiges Anlagethema gewertet. "Da es viele klassische Benchmark-Indizes auch in einer Nachhaltigkeitsvariante gibt, würde dies das Ergebnis verzerren", sagt Franz Rieber, Chefanalyst bei extraETF und Autor der Studie.
Nach dieser Definition gibt es in Deutschland 237 Themen-ETFs, die sich in 54 unterschiedliche Anlageschwerpunkte einteilen lassen. Dazu zählen sowohl klassische Sektoren wie Versorger, Finanzwesen oder Gesundheit, als auch spezielle Ausprägungen, die auch Teil eines Sektors sein können. So wird zum Beispiel "Automatisierung & Robotik" als eigenes Thema eingestuft, obwohl es ebenso dem Technologiesektor zugeordnet werden könnte.
"Bei den Investoren standen in den vergangenen Monaten vor allem die Themen Umweltschutz, Digitalisierung und Gesundheit im Fokus", berichtet Rieber. Daher verwundert es nicht, dass in den Sektoren Gesundheit und Technologie am meisten Geld steckt (siehe Tabelle unten). Auch Automatisierung & Robotik, Gold und erneuerbare Energien sind als Themen beliebt.
Besonders krass fiel der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr bei erneuerbaren Energien aus. ETFs mit diesem Fokus verzwölffachten ihr Vermögen gegenüber der vorangegangenen Erhebung von extraETF aus dem Mai 2019. Ein Teil des Wachstums basiert auf dem zügigen Anstieg der Aktienkurse in der Branche. Der weitaus größere beruht jedoch auf dem starken Zuspruch der Anleger, die das Thema für sich entdeckt haben und kräftig via ETFs investieren.
Dass die Bedeutung von Themen-ETFs insgesamt gewachsen ist, zeigt der Blick auf die Neuemissionen. Während der Anteil der Themen-ETFs an der Gesamtzahl der neu aufgelegten Indexfonds in den Jahren 2016 bis 2018 bei rund 20 Prozent lag, stieg er 2019 auf 26 Prozent und 2020 auf 35 Prozent.
Auch am verwalteten Vermögen zeigt sich das gestiegene Interesse. Im vergangenen Jahr steckten 51 Milliarden Euro in Themen-ETFs, Mitte November 2020 waren es 72 Milliarden. Trotzdem sind Themen-ETFs noch ein Randphänomen. Am Gesamtvermögen aller Aktien-ETFs haben sie lediglich einen Anteil von neun Prozent.
Studienautor Rieber glaubt nicht, dass der Aufwärtstrend der Spezialprodukte nur eine Modeerscheinung ist. "Zwar wird die Mehrheit der Anleger weiterhin in ETFs auf Standardindizes investieren", sagt er. "Allerdings werden durch das immer größer werdende Angebot an Themen-ETFs auch immer mehr Anleger in diese investieren."
Wichtig ist, dass sich die Anleger nicht vom Erfolg einzelner Themen blenden lassen und dadurch zu dem Schluss kommen, ein thematisches Investment sei grundsätzlich besser als ein breit gestreutes. Zwar übertreffen einzelne Themen den Gesamtmarkt immer wieder deutlich, doch gleichzeitig bleiben andere klar dahinter zurück.
Das hat damit zu tun, dass Themen-ETFs meist einen engen Fokus haben. Manche decken nur rund ein Dutzend Aktien ab, beispielsweise ETFs auf Subsektoren des Stoxx Europe 600 wie Einzelhandel oder Medien. "Die Indexkonzentration sollten Anleger bei Themen-ETFs also immer im Auge behalten", sagt Rieber. Auch die Kosten sind nicht ganz so niedrig wie bei ETFs auf gängige Kursbarometer.
Wer von einer Investmentidee überzeugt ist, erhält mit Themen-ETFs jedoch ein probates Mittel, um ihr fokussiert und relativ preiswert zu folgen. Und die Chance auf eine satte Outperformance gibt es obendrauf.
INVESTOR-INFO
Die renditestärksten Themen
Dem breiten Markt enteilt
Mit fokussierten Anlageideen lassen sich regelmäßig hohe Renditen erzielen. Erneuerbare Energien, Internetsicherheit und Goldminen zählen auf Sicht von drei Jahren zu den erfolgreichsten Themen, die in Deutschland über Aktien-ETFs verfügbar sind. Im Durchschnitt blieben Themen-ETFs in diesem Zeitraum jedoch 6,7 Prozentpunkte hinter breit aufgestellten MSCI-World-ETFs zurück.
Anlagethema Rendite 3 Jahre
Alternative Energien 116,0 %
Cyber Security 78,7 %
Gold 67,5 %
Technologie 61,3 %
Digitalisierung 56,7 %
Stand: 18.11.2020; Quelle: extraETF
Die teuersten Themen
Mehr als üblich
Themen-ETFs kosten in der Regel mehr als Produkte auf gängige Kursbarometer. Das kann zum einen an den höheren Lizenzgebühren der Indexanbieter liegen, zum anderen an höheren Handelskosten der teils sehr speziellen Titel. In der Tabelle aufgeführt sind die teuersten Themen, die von mindestens zwei ETFs abgebildet werden.
Anlagethema Gebühr p.a.1)
Cannabis 0,73 %
Private Equity 0,72 %
Alternative Energien 0,63 %
Wasser 0,59 %
Gold 0,57 %
Stand: 18.11.20; 1) durchschn. Gesamtkosten; Quelle: extraETF
Empfehlenswerte Indexfonds
Hohes Potenzial vorhanden
Aus den 237 Themen-ETFs hat die Redaktion drei ausgewählt, deren Fokus auch künftig hohe Zuwächse erwarten lässt. Alle investieren weltweit und sind regional relativ ausgewogen aufgestellt. Der iShares-ETF investiert in Konzerne aus dem Bereich erneuerbare Energien, der L & G-Fonds in Aktien von Batterieherstellern und Förderern dafür benötigter Metalle. Mit dem VanEck-ETF setzen Anleger auf die Computerspielbranche.
Name ISIN
iShares Global Clean Energy IE00B1XNHC34
L & G Battery Value-Chain IE00BF0M2Z96
VanEck V. Video Gaming IE00BYWQWR46
Quelle: extraETF