Die dritte Gewinnwarnung in weniger als einem Jahr ließ die Aktien an der Londoner Börse um gut ein Fünftel auf 17,77 Pence einbrechen, den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Thomas Cook will sich durch den Verkauf seiner Airlines neue Finanzkraft verschaffen - zu den möglichen Käufern gehört die Lufthansa. Sie ist vor allem am deutschen Ferienflieger Condor interessiert, der früher zur Lufthansa gehörte.
Vor allem der Brexit verdirbt dem ältesten Reisekonzern der Welt das Geschäft am Heimatmarkt Großbritannien. Es gebe kaum Zweifel, dass viele Briten wegen des EU-Austritts des Landes ihre Urlaubspläne verschöben, sagte Konzernchef Peter Fankhauser. "Dunkle Wolken hängen über dem Verbrauchervertrauen in Großbritannien." Aber auch andernorts in Europa, vor allem in Deutschland, hielten sich Konsumenten zurück. In Schweden seien Flugreisen wegen der Klimaschutzbewegung, die von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ausgelöst wurde, weniger gefragt.
Vom Sommergeschäft, für das Thomas Cook das Angebot gegenüber dem Vorjahr schon reduzierte, seien erst 57 Prozent verkauft. Die Reisebuchungen für den Sommer lägen zwölf Prozent unter Vorjahr. "Wir haben schon zu einem frühen Zeitpunkt ein hohes Rabattniveau", sagte Fankhauser. Zugleich stiegen Treibstoffkosten für die Thomas Cook Airlines und Hotelpreise.
BRÜCKENKREDIT GESICHERT
Im ersten Halbjahr stieg der saisonal übliche operative Verlust wegen des Preiskampfs auf 245 (Vorjahr: minus 170) Millionen Pfund (281 Millionen Euro) bei einem Umsatz von drei Milliarden Pfund. Schon im vergangenen Geschäftsjahr war der Betriebsgewinn fast um ein Fünftel auf 250 Millionen Pfund eingebrochen, weil viele Urlauber wegen des guten Wetters zu Hause blieben. Thomas Cook nahm außerdem eine Abschreibung von 1,1 Milliarden Pfund auf das vor zwölf Jahren übernommene Unternehmen MyTravel vor. Die Nettoverschuldung stieg um 360 Millionen auf 1,25 Milliarden Pfund. Um die Kosten zu drücken, soll Personal in der Zentrale wie in den Reisebüros abgebaut werden. Im ersten Halbjahr schloss Thomas Cook in Großbritannien bereits 21 Reisebüros.
Zur Absicherung der Liquidität für den nächsten Winter vereinbarte der Reisekonzern mit Banken eine Finanzierung über 300 Millionen Pfund. Dabei sei schon das schlechteste Szenario für die weitere Geschäftsentwicklung zugrunde gelegt. Die gesicherte Brückenfinanzierung lindert Fankhauser zufolge den Zeitdruck beim Verkauf der rund 100 Flugzeuge großen Flotte.
Mit dem Verkaufserlös will Thomas Cook unter anderem den Ausbau der eigenen Hotels finanzieren. In diesem Jahr seien bereits zwölf neue, eigene von 20 geplanten Hotels eröffnet worden, sagte Fankhauser. Von derzeit 200 soll die Zahl der Hotels, die Thomas Cook selbst führen und damit mehr Gewinn machen will als mit Franchise-Hotels, bis 2021 auf 250 steigen.
rtr