Zwei neue Flugzeuge mit Sonderlackierung bringen seit Kurzem die reiselustige Kundschaft von Thomas Cook in ihre jeweilige Urlaubsdestination. Der Airbus A321 mit der Kennung G-TCDV ist mit dem Schriftzug der brandneuen Hotelmarke Cook’s Club versehen, Mitte April wurde diese gelauncht.

Der Jungfernflug am 26. April vom Flughafen East Midlands nach Gran Canaria symbolisierte auch die Aufbruchstimmung beim britischen Touristikkonzern Thomas Cook, der mit seiner mittlerweile achten Hotelmarke ein neues Publikum für seine Pauschalreisen gewinnen will. Designorientiert, zwanglos und modern werden sich die Häuser der neuen Marke präsentieren. Das erste wird im Juni auf Kreta seine Pforten öffnen. Insgesamt sind bis zum Sommer 2019 zehn bis 15 Hotels unter dem Cook’s-Club-Brand geplant. Seine Marke Club 18-30 für Billigurlaube hat Thomas Cook vor Kurzem verkauft, stattdessen möchte der Konzern ein stilvolleres Programm anbieten.



Erst im März dieses Jahres hatte das Unternehmen zusammen mit dem in der Schweiz ansässigen Hotelentwickler LMEY Investments einen Investitionsfonds über 150 Millionen Euro zur Finanzierung der geplanten Hotelexpansion aufgelegt. Das Geschäft mit eigenen Hotels wird nämlich immer wichtiger. 190 Hotels und Resorts gehörten zuletzt zur Thomas-Cook-Gruppe, mittelfristig sollen es 250 Häuser mit überdurchschnittlichem Standard werden.

Dass sich der Konzern inzwischen überhaupt wieder neue Expansionsziele stecken kann, ist das Ergebnis eines harten Restrukturierungsprozesses in den zurückliegenden Jahren. Ende November 2011 befand sich Thomas Cook in einer existenzbedrohenden Liquiditätskrise. Der Aktienkurs brach daraufhin zeitweise auf weniger als zehn Pence ein - nachdem der Titel noch auf einem Kursniveau um 160 Pence in das Jahr gestartet war.

Seither zog sich der Konzern schrittchenweise aus dem Schlamassel heraus - nicht zuletzt dank des anhaltenden Booms in der Touristikbranche, den Thomas Cook bei der Präsentation seiner Halbjahresergebnisse ebenfalls bestätigen konnte. Auch das Angebot an Extras im Servicebereich - wie die Vorabauswahl des Zimmers oder das Reservieren der Sonnenliege - kommen beim Kunden gut an.

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Türkei-Buchungen fast verdoppelt



Bislang gab es für 2018 - im Vergleich zum Vorjahr - eine Steigerung der Buchungsraten um rund drei Prozent. Dabei gaben Kunden im Schnitt fünf Prozent mehr aus als noch 2017. Insbesondere die Länder, die aufgrund von Terroranschlägen und politischen Unsicherheiten in den vergangenen Jahren gemieden wurden - wie die Türkei oder Ägypten -, holen kräftig auf.

Von 2014 bis 2016 musste Thomas Cook noch Umsatzeinbußen von rund einer Milliarde Pfund im Segment Mittlerer Osten und Nordafrika verkraften. Nun zogen die Türkei- und Ägypten-Buchungen im Jahresvergleich um 80 bis 90 Prozent an. Auch Griechenland und Tunesien sind wieder stärker nachgefragt. Unter dem Strich verbuchte Thomas Cook im Winterhalbjahr ein Umsatzplus um acht Prozent auf 3,2 Milliarden Pfund, während der für die Wintersaison branchentypische Verlust um sechs Prozent auf 255 Millionen Pfund verringert werden konnte.

Gerade auch die zur Konzerngruppe gehörende Airline-Sparte entwickelte sich in den zurückliegenden Monaten besonders erfreulich. Der Ticketverkauf für die Sommermonate zog um 18 Prozent an, die Preise, gerade auf der Kurz- und Mittelstrecke, konnten um bis zu acht Prozent angehoben werden. Nach der Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin durch das Tochterunternehmen Condor hat Thomas Cook seine Flugkapazitäten um zehn Prozent erweitert und 70 neue Strecken in seinen Flugplan aufgenommen.

Analysten sehen Thomas Cook auf einem guten Weg. Das Researchhaus Jefferies etwa bezeichnete den Titel in einer Ersteinschätzung als "Comeback-Story" und rechnet zwischen 2017 und 2020 mit einem Umsatzanstieg von neun auf 10,5 Milliarden Pfund. Der Gewinn soll laut den Experten in diesem Zeitraum von 9,3 auf 17,6 Pence je Aktie um knapp 90 Prozent zulegen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Umkehrschluss auf rund acht zurückfallen. Damit wäre die Aktie deutlich günstiger bewertet als der Branchenschnitt. Das erste Kursziel setzt Jefferies bei 180 Pence.

Andere Analysten haben ähnlich hohe Kursziele. Dennoch ging der Aktienkurs am vergangenen Dienstag in die Knie. Händler gehen von Gewinnmitnahmen aus. Anleger sollten erste Positionen aufbauen. Die Reise gen Norden dürfte für die Aktie lediglich kurz unterbrochen sein.