"Die Belegschaft will Klarheit haben, was Sache ist. Die Kollegen sind besorgt", sagte Stahlbetriebsratschef Günter Back am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters am Rande einer Demonstration vor der Zentrale von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg. "Stop Stahl-Exit" und "Stahl ist Zukunft" war auf Transparenten zu lesen. In dem Verwaltungsgebäude sollte im Laufe des Tages der Aufsichtsrat der Stahlsparte zusammenkommen.

Thyssenkrupp führt seit Monaten Fusionsgespräche mit dem Konkurrenten Tata Steel. Das Management hat zudem klargemacht, dass es auch ohne einen Zusammenschluss weitere Restrukturierungen geben wird. Die Arbeitnehmervertreter fühlen sich vom Management um Konzernchef Heinrich Hiesinger und Stahlchef Andreas Goss unzureichend informiert. "Es fehlen jegliche Informationen", sagte der nordrhein-westfälische IG Metallchef Knut Giesler. "Wir wollen endlich mal Fakten sehen und nicht nur dummes Geschwätz hören", forderte er unter dem Applaus der Beschäftigten. Der Vorstand solle alle Informationen offenlegen und ernsthafte Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern führen.

ERINNERUNG AN BESSERE ZEITEN UNTER BERTHOLD BEITZ



Die IG Metall sprach von 7000 Teilnehmern bei der Demonstration. Viele Stahlkocher waren direkt von der Schicht zur Demonstration in der Ruhrgebietstadt gekommen. Ein Plakat erinnerte an den verstorbenen Konzernpatriarchen Berthold Beitz, der vielen als Garant für den Erhalt des Konzerns galt. "So tritt man sein Erbe mit Füßen", war neben einem Bild von Beitz zu lesen. "Jetzt reicht's!", stand auf einem anderen Transparent.

Betriebsräte haben kritisiert, Konzernchef Hiesinger habe noch nicht einleuchtend erklärt, warum eine Konsolidierung in der Stahlbranche überhaupt notwendig sei. Zudem habe Tata eine Reihe von Problemen, etwa das verlustreiche Werk im britischen Port Talbot und milliardenschwere Pensionslasten. Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass Hiesinger Standorte schließen könnte. Thyssenkrupp Steel Europe beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter. Der Schwerindustrie machen seit Jahren Überkapazitäten, Billigimporte aus China und immer schärfere Klimaschutz-Auflagen zu schaffen.

Auf der Aufsichtsratsitzung sollte es unter anderem um eine neue Struktur für die Stahlsparte gehen, mit sich der Konzern im Zuge des Programms "One Steel" näher an den Kunden orientieren will. Betriebsräte befürchten, dass dies auch zulasten der Beschäftigten geht. "Wir werden der Organisationsänderung heute nicht zustimmen", kündigte der stellvertretende Aufsichtsratschef Detlef Wetzel an. Der Vorstand habe vier Wochen Zeit, eine Reihe von Fragen zu beantworten, etwa ob er im Jahr eher 13 Milliarden Tonnen Stahl produzieren wolle oder nur knapp zehn. Danach könne über die Änderungen auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung entschieden werden. "Aus One Steel darf nicht Ohne Steel werden", sagte Betriebsratschef Back.

rtr