"Ich finde den Plan weiterhin nicht schlecht." Im nächsten Abschwung würde Thyssenkrupp-Chef Hiesinger gefragt werden, warum er seine ursprünglichen Pläne nicht umgesetzt habe.
Hiesinger hat nach Ansicht von Hechtfischer zurecht darauf verwiesen, dass sonst Jahr für Jahr eine neue Restrukturierungsrunde folgen würde. Der Weg zum Joint Venture sei nicht einfach. "Das ist ein komplizierter Vorgang. Hiesinger hat nur einen Schuss und der muss sitzen."
Hechtfischer begleitet seit vielen Jahren die Stahlindustrie und gehört auch auf den Hauptversammlungen von Thyssenkrupp zu den tonangebenden Rednern. Dort ging es auch zuletzt vor allem um das geplante Stahl-Joint Venture. Hiesinger treibt seit über zwei Jahren dieses Vorhaben voran, musste aber Verzögerungen hinnehmen, etwa durch den Brexit oder einen Führungswechsel bei Tata. Nun will der Konzern bis Ende nächster Woche die Pläne durch den Aufsichtsrat bringen. "Man sollte den Sack zumachen, aber nicht, ohne dass die Eckpunkte geklärt sind", sagte Hechtfischer. "Aber Hiesingers Motto ist ja auch 'Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit' - und das ist auch gut so."
DSW - NACH STAHLDEAL MUSS RASCH STRATEGIE GESCHÄRFT WERDEN
Offen ist, wie die durch eine zuletzt schlechtere Performance von Tata entstandene Bewertungslücke geschlossen werden soll. Wahrscheinlich ist ein Mix aus mehreren Maßnahmen. Thyssenkrupp könnte an dem geplanten 50:50-Joint Venture mehr Anteile halten, etwa 55 oder 60 Prozent, bei den Stimmrechten aber auf gleicher Höhe bleiben. Zudem könnte Tata weniger Schulden einbringen, Thyssen Einnahmen aus erwarteten Dividenden weiterleiten oder gleich eine Barzahlung zuschießen .
"Alles, was schnell geht, wäre gut, da der ursprüngliche Zeitplan schon längst überschritten ist", betonte Hechtfischer. Hiesinger steht unter dem Druck des Großaktionärs Cevian und des US-Hedgefonds Elliott, die auf eine höhere Rendite pochen und eine neue Strategie fordern für den Mischkonzern mit seinen knapp 160.000 Mitarbeitern und den Geschäften, die vom Stahl, über Anlagen, Aufzügen, Autoteilen und bis zum U-Bootbau reichen. "Ein Abschluss ist wichtig, weil es danach eine Neujustierung der Strategie geben soll." Dies sei schon auf der Hauptversammlung Ende Januar erwartet worden, dann hieß es im Mai und nun bis Ende Juni. "Da kann ich nachvollziehen, wenn Cevian und Elliott mehr Tempo verlangen."
rtr