Der seit 2011 amtierende Vorstandschef kündigte an, den Umbau des Traditionskonzern zu einem stärker auf die Technologiegeschäfte wie Maschinen, Aufzüge und Autoteile ausgerichteten Unternehmen voranzutreiben. "Die Entwicklung der Industriegeschäfte verlief zum Jahresbeginn wie erwartet solide." Er bekräftigte die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2015/16 (per Ende September), fügte aber hinzu: "Die Erreichung unserer Ziele setzt allerdings eine deutliche Erholung der Werkstoffmärkte in der zweiten Jahreshälfte voraus." Die Börse reagierte verschnupft. Die Aktie verlor am Freitag bis zu 3,7 Prozent und notierte mit 14,17 Euro auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren.
HIESINGER - DER EUROPÄISCHEN STAHLBRANCHE DROHT DAS AUS
Thyssenkrupp peilt im Gesamtjahr einen um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn von 1,6 bis 1,9 (Vorjahr: 1,67) Milliarden Euro an. Für das erste Quartal, über das der Konzern am 12. Februar berichten will, hatte das Unternehmen einen "leichten Rückgang" des im Vorjahreszeitraum erzielten operativen Gewinns von 317 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Die Stahlindustrie um ArcelorMittal, Salzgitter und den deutschen Branchenführer Thyssenkrupp warnt seit Monaten vor einer Verschärfung der EU-Klimaschutzauflagen. Danach sollen die Verschmutzungsrechte, wie sie die Schwerindustrie mit ihrem hohen Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids benötigt, verteuert werden. "Allein Thyssenkrupp hätte in der Zeit von 2021 bis 2030 eine Mehrbelastung von 1,9 bis drei Milliarden Euro. Das ist eine Dimension, die wir schlichtweg nicht stemmen können", kritisierte Hiesinger. Thyssenkrupp hatte im europäischen Stahlgeschäft seinen operativen Gewinn zwar zuletzt auf 492 Millionen mehr als verdoppelt. Dies war aber in erster Linie Einsparungen zu verdanken. So hatte die Belegschaft einer Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit auf 31 Stunden zugestimmt.
Hiesinger erklärte, dass es in der europäischen Stahlbranche zu Zusammenschlüssen kommen könnte, nannte aber keinen Zeitraum. "Eine Konsolidierung der europäischen Flachstahlgeschäfte wäre hier auch ein möglicher Schritt nach vorne." Die aktuelle Lage erhöhe den Druck. Namen nannte er nicht. Branchenexperten sehen in dem auch in Deutschland aufgestellten Konkurrenten Tata Steel einen möglichen Partner für die Stahlsparte. Tata ist jedoch selbst von der Branchenkrise getroffen. Der zweitgrößte europäische Stahlhersteller hat in den vergangenen Jahren Tausende Arbeitsplätze abgebaut.
Reuters