"Ich gehe davon aus, dass sich der Vorstand an das hält, was vereinbart worden ist." Berichte über eine mögliche Fusion zwischen der europäischen Stahlsparte von Thyssenkrupp und Teilen von Tata Steel trieben den Aktienkurs des deutschen Stahlkochers am Mittwoch um mehr als fünf Prozent hoch.

Einem Insider zufolge gibt es bereits seit längerem Gespräche zwischen den Unternehmen über die Zukunft ihres europäischen Stahlgeschäfts. Die "Rheinische Post" berichtete, die Konzerne spielten Szenarien für Kombinationen auf höchster Ebene durch. Eine Variante sehe vor, die europäischen Stahlgeschäfte jeweils ihrem Wert entsprechend an einem Joint Venture zu beteiligen und diese Gesellschaft an die Börse zu bringen. Sollte einer der beteiligten Konzerne dann weitere Anteile verkaufen wollen, könne dies über die Börse geschehen. Zudem habe Tata Steel auch großes Interesse an dem brasilianischen Werk von Thyssenkrupp. Eine Einigung stehe dem Vernehmen nach aber nicht unmittelbar bevor. Thyssenkrupp und Tata wollten sich dazu nicht äußern.

THYSSENKRUPP-BETRIEBSRAT GEGEN GEHEIMDIPLOMATIE



"Ich halte das immer noch für eine Spekulation", sagte der Gesamtbetriebsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe, Günter Back, Reuters. "Wer glaubt, in irgendwelchen Hinterzimmern an der Belegschaft vorbei Fusionen planen zu können, der wird eines Besseren belehrt." Sollte es Überlegungen zu einem Zusammenschluss geben, müssten der Betriebsrat und der Aufsichtsrat im Rahmen der Mitbestimmung eingebunden werden. "Wir müssen wissen, welche Risiken auf uns zukommen."

Über eine Konsolidierung der Branche wird schon länger spekuliert. Die Schwerindustrie steckt seit Jahren in der Krise. Ihr machen Überkapazitäten, Preisdruck, Billigimporte aus China und Klimaschutzauflagen zu schaffen. Erst am Montag hatten bundesweit nach Gewerkschaftsangaben über 45.000 Stahlkocher für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert.

Der Vorstand von Thyssenkrupp hatte sich in einem Brief an die Mitarbeiter gewandt. Medienberichte habe das Management nicht kommentiert, weil dazu kein Anlass bestehe, hieß es in dem Schreiben von Anfang vergangener Woche. Klar sei, dass in der derzeitigen Situation eine Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie ein möglicher Schritt nach vorne sein könne. "Ob, wann und unter Beteiligung welcher Unternehmen es aber zu einer solchen Konsolidierung kommt, ist völlig unklar." Wenn es dazu komme, wolle Thyssenkrupp in der Lage sein, sich aktiv und aus einer Position der Stärke heraus daran zu beteiligen.

Reuters