"Wir haben klar formuliert, dass wir eine Konsolidierung als einen richtigen Schritt für eine Lösung als sinnvoll erachten", sagte der Manager am Donnerstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf. Sollte es dazu kommen, werde sich der Konzern aktiv aus einer Position der Stärke beteiligen. "Ob, wann und mit wem eine Konsolidierung stattfindet, ist heute noch absolut unklar." Ob Thyssenkrupp darüber verhandelt, wollte Hiesinger nicht sagen.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte erfahren, dass Thyssenkrupp bereits mit Tata Steel Gespräche über einen Zusammenschluss führt. In der Branche - mit knapp 90.000 Beschäftigten in Deutschland und über 300.000 in Europa - wird seit Jahren über eine Konsolidierung spekuliert. Diese könnte sowohl Übernahmen als auch Fusionen und die Stilllegung von Hochöfen bedeuten. "Die Nachfrage ist zwar heute stabil, sie wird aber nur unwesentlich wachsen in der Zukunft", erklärte Hiesinger.

HIESINGER: FUSIONEN WAHRSCHEINLICHER ALS ÜBERNAHMEN



"Ich habe immer gesagt, ich gehe nicht davon aus, und das ist meine persönliche Einschätzung, dass einer den anderen kaufen wird", fügte der Manager hinzu. Dafür seien die Bilanzen und die freien Mittel der Stahlunternehmen zu gering. Es werde eher Zusammenschlüsse geben. Dann könnten die heutigen Besitzer auch die des neuen Gemeinschaftsunternehmen sein. Sollte es dazu kommen, könnte auch Thyssenkrupp beteiligt bleiben.

Dem "Handelsblatt" zufolge lotet Thyssenkrupp auch mit der deutschen Nummer zwei Salzgitter und mit Weltmarktführer ArcelorMittal ein Zusammengehen aus. Thyssenkrupp wollte sich dazu nicht äußern. Salzgitter verwies auf die ablehnende Haltung von Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann. Er sehe keine Vorteile darin, hatte der Manager Reuters kürzlich gesagt. "Wir planen keine Fusionen oder Zusammenlegungen." ArcelorMittal wollte sich nicht äußern. Der Konzern ist bereits der größte Stahlkocher der Welt, so dass eine geplante Fusion umgehend die Kartellwächter auf den Plan rufen würden, erklärten auch die Experten der Credit Suisse.

Der Branche machen auch hausgemachte Probleme wie die Überkapazitäten zu schaffen, da die betriebenen Anlagen noch die Rekordnachfrage aus den Jahren 2008/09 widerspiegeln. Thyssenkrupp wäre nach den Worten Hiesingers grundsätzlich bereit, Anlagen zurückzufahren. Der Konzern habe in der Vergangenheit bewiesen, dass er sich vor Entscheidungen nicht scheue. "Es ist ganz klar, eine Konsolidierung würde bedeuten, dass weniger wettbewerbsfähige Standorte in Frage gestellt würden müssten, weil die besten Standorte durch eine höhere Auslastung optimiert würden", sagte er. Es sei aber heute unmöglich zu sagen, welche Standorte bei einem solchen Szenario betroffen sein könnten.

Reuters