Für den Freudensprung am Freitag ist ein Bericht der "Rheinischen Post" verantwortlich, wonach der indische Konzern Tata Steel über eine Beteiligung an der europäischen Stahlsparte von Thyssenkrupp verhandelt.
Die Nachricht reichte, um die Thyssenkrupp-Aktien in der Spitze um gut 8 Prozent in die Höhe schnellen zu lassen. Gegen Mittag stand bei Thyssenkrupp zuletzt immer noch ein Plus von 4,55 Prozent auf 19,09 Euro zu Buche. Damit notieren die Papiere wieder auf dem Niveau von Anfang Dezember.
Nunmehr stehen die Aktien seit Jahresbeginn gerechnet wieder mit rund 5 Prozent im Plus - der am Freitag schwächelnde Dax
Im Kielwasser dessen zogen die Anteilscheine des Wettbewerbers Salzgitter
Der Bericht der "Rheinischen Post" kommt derweil nicht gänzlich überraschend. Am Markt wurde bereits über eine mögliche, schnellere Konsolidierung der europäischen Stahlbranche spekuliert. So war in den vergangenen Tagen bekannt geworden, dass Tata Steel wohl sein gesamtes Stahlgeschäft in Großbritannien loswerden will.
Dennoch überwog an den Märkten die Freude darüber, dass sich nun offensichtlich die Anzeichen für eine bevorstehende Konsolidierung verdichten. Allein die Diskussion darüber dürfte den Aktien gut tun, meinte ein Händler. Denn die Stahlsparte habe Thyssenkrupp zuletzt immer größere Sorgen bereitet. Den Stahlkonzernen in Europa machten Überkapazitäten, Preisdruck und Billigimporte aus China zu schaffen. Vielleicht ergebe sich für Thyssenkrupp die Gelegenheit für einen Einstieg zu einem Ausstieg aus dem Geschäft, in Folge dessen der Konzern an der Börse mehr wert sein würde.
Auch Analysten äußerten sich positiv. Unter Experten werde eine Zusammenarbeit zwischen Thyssenkrupp und Tata als die "beste Lösung" in Europa gesehen, und zwar sowohl mit Blick auf die Produkte als auch hinsichtlich der regionalen Aufstellung, schrieb Experte Dirk Schlamp von der DZ Bank. Der Deal würde den Markt stabilisieren.
Laut Analyst Ingo Schachel von der Commerzbank würde mit einem Zusammenschluss der Sparten von Thyssenkrupp und Tata eine starke Nummer zwei im europäischen Stahlmarkt hinter ArcelorMittal entstehen. Die industrielle Logik wäre gegeben und er halte die Berichte über eine Kombination für glaubwürdig.
Analyst Alessandro Abate von der Privatbank Berenberg zählt derweil zu den Experten, die zuvor besonders deutlich auf eine eventuell bevorstehende Kooperation zwischen Thyssenkrupp und Tata hingewiesen hatten. Abate zufolge könnten nach einem derartigen Deal sowohl das Stahlwerk der Inder im niederländischen Ijmuiden als auch der Thyssenkrupp-Standort in Duisburg künftig effizienter arbeiten. So können sich die Deutschen mehr auf qualitativ hochwertige Produkte konzentrieren, während die Inder ihren Fokus auf solche handelsüblicher Qualität legen würden.
Ein Händler sieht angesichts dieser für die Branche positiven Nachrichtenlage weiteres Aufwärtspotenzial für die Thyssenkrupp-Papiere, die bereits in den vergangenen beiden Tagen deutlichen Rückenwind hatten. Erst am Mittwoch hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel den deutschen Stahlkochern Unterstützung im Kampf gegen Billigstahl aus China zugesichert und damit die Aktien angeschoben.