Dieses Mal treibt China das Wachstum von Thyssenkrupp. Die Schließung einiger unrentablen Stahlkocher im Reich der Mitte verbessert die Aussichten für westliche Hersteller. Das macht sich auch in der Quartalsbilanz von Deutschlands größtem Stahlkonzern bemerkbar.
Mit 232 Millionen Euro stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 155 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit dem Rückgang der Importe von Billigstahl aus China, zogen die Stahlpreise während der vergangenen 18 Monate in Europa um 75 Prozent an. Die Preise für heiß gewalzten Stahl, die als Indikator für die Entwicklung des Sektors gelten, erreichte nach Angaben des US-Börsendienstes Bloomberg ein Zweijahreshoch.
Die zyklische Erholung im Massengeschäft Stahl begünstigt die Pläne von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger das DAX-Unternehmen aus Essen mit der Ausgliederung des Stammgeschäfts Stahl als Industriekonzern, mit einem Schwerpunkt im Aufzugsgeschäft neu aufzustellen. Dafür soll der Verkauf des Stahlgeschäfts in den USA in diesem Jahr abgeschlossen und das Europa-Geschäft in eine Gemeinschaftsfirma mit dem Wettbewerber Tata Ltd. ausgegliedert werden.
Besorgnis erregend im dritten Quartal des Geschäftsjahres (bis Ende September) ist aus Sicht von Analysten der deutliche Anstieg Nettoschulden wegen der höheren Preise für Rohstoffe. Die Verbindlichkeiten legten innerhalb von drei Monaten um knapp ein Drittel auf 6,3 Milliarden Euro zu. "Die schwachen Mittelzuflüsse aus dem Geschäft, der Cashflow, sind weiterhin ein Problem", kommentiert Analyst Christian Obst von Baader-Helvea. Thyssenkrupps Finanzchef Guido Kerkhoff hat das auf dem Schirm und will die Schulden im laufenden Quartal "signifikant reduzieren", erklärte er gegenüber dem US-Börsendienst Bloomberg.
Mit einem Anstieg um 12 Prozent blieb der Auftragseingang des Konzerns unter den Erwartungen der Analysen. Dennoch: während das Kompenenten- und Aufzugsgeschäft aus Sicht der DZ-Bank "gute Werte" lieferte, ist im Anlagenbau eine Erholung sichtbar. Im Vergleich zum schwachen Quartal des Vorjahres hat sich das Volumen der Bestellungen hier nahezu verdoppelt.
Anleger setzen auf Fortschritte bei der Neuausrichtung des Konzerns und erwarten für die nächsten zwei Geschäftsjahre mit bescheidenen jährlichen Zuwächsen von ein bis zwei Prozent beim Umsatz zweistellige Steigerungen von jeweils 90 und 18 Prozent beim Nettogewinn.
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Einschätzung der Redaktion
Die Kursfantasie bei Thyssenkrupp liefert der Umbau des Traditionsunternehmens. Die jüngste Erholung im Stahlmarkt begünstigt die Abspaltung der Sparte.
Die Aktie ist günstig bewertet und notiert nahe an unserem Kursziel bei 26 Euro. Wir bestätigen unsere Empfehlung, erhöhen das Kursziel und passen den Stopp-Kurs an.
Kursziel: 30,00 Euro
Stoppkurs: 19,50 Euro