Der Industriekonzern ThyssenKrupp kommt mit seinem Sparprogamm offenbar besser voran als erwartet und will es verlängern. Statt der anvisierten 850 Millionen Euro sollen in dem Ende September endenden Geschäftsjahr 2014/15 die Kosten um mindestens eine Milliarde Euro gedrückt werden. "Ich glaube nicht, dass wir in diesem Jahr weniger schaffen werden", sagte Finanzvorstand Guido Kerkhoff der "Börsen-Zeitung" vom Samstag. Nach Krisenjahren wegen Fehlinvestitionen im amerikanischen Stahlgeschäft hatte ThyssenKrupp das Sparprogramm "Impact" aufgelegt, das eigentlich nur noch bis Ende des Monats laufen sollte. Dieses solle nun fortgesetzt werden. "Wir werden auch in den kommenden Jahren weiter an Effizienzverbesserungen arbeiten", kündigte Kerkhoff an. "Es gibt noch genug, was wir verbessern können. Wir fangen gerade erst an."
Die Einsparungen dürften daher auch in den kommenden Jahren einen wesentlichen Beitrag zu weiteren Ergebnisverbesserungen liefern. "Das kann dann auch weit über ein Konzern-Ebit von zwei Milliarden Euro hinausgehen", sagte der Finanzchef. Als mittelfristiges Ziel hatte der Essener Traditionskonzern, der in den Bereichen Stahlherstellung, Autozulieferung und Aufzugstechnik aktiv ist, ein operatives Ergebnis von zwei Milliarden Euro ausgegeben. Wann das erreicht wird, wollte Kerkhoff nicht sagen. "Je näher man einem Ziel kommt, umso kürzer wird die Distanz." Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte bei der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal Mitte August erklärt, der operative Gewinn solle im Geschäftsjahr 2014/15 am oberen Ende der Prognose von 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro liegen.
Das nachlassende Wachstum der chinesischen Wirtschaft trifft ThyssenKrupp bislang nicht stark. Das Geschäft in der Aufzugssparte in China laufe zurzeit noch stabil. "60 Prozent aller Aufzüge weltweit werden in China installiert. Wenn dieser Markt nun ein stabiles Niveau hat, kann man nicht unbedingt sagen, dass das schlimm ist", sagte Kerkhoff. Im Komponentengeschäft versuche sich ThyssenKrupp breiter aufzustellen, um künftig verstärkt auch chinesische Autohersteller zu beliefern. Das Land steht für sechs Prozent des Konzernumsatzes.
Zu schaffen macht ThyssenKrupp der Preisverfall bei Stahl in Brasilien. Das Stahlwerk in dem Land, dessen Bau dem Konzern Milliarden-Verluste eingebrockt hat und das weiterhin rote Zahlen schreibt, steht zum Verkauf. "Wir werden über einen Verkauf unter Wertgesichtspunkten entscheiden und auf den richtigen Zeitpunkt warten", sagte Kerkhoff. "Aber bei den momentanen Stahlpreisen wird im brasilianischen Markt sicherlich nicht über irgendwelche wertschaffende Transaktionen nachgedacht."
Reuters