"Der Vorstand hat für die anstehende Neuausrichtung unser volles Vertrauen", hieß es in einem der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorliegenden Brief der Stiftung an die Mitarbeiter von Thyssenkrupp. "Wir glauben an das Potenzial von Thyssenkrupp und gehen durch diese schwierigen Zeiten gemeinsam mit Ihnen." Ziel und Anspruch seien, dass Thyssenkrupp wieder wettbewerbsfähig werde, langfristig dividendenfähig sei und den Mitarbeitern zukunftsfähige Arbeitsplätze bieten könne. Die aus dem Vermögen der Industriellenfamilie Krupp errichtete Stiftung hält 21 Prozent an dem Konzern mit rund 160.000 Mitarbeitern.

"Es stehen Veränderungen bevor, schwierige Entscheidungen müssen getroffen werden, und das alles wird breit in der Öffentlichkeit - nicht immer korrekt - debattiert", schrieben die Stiftungschefin Ursula Gather und die Vorstände Volker Troche und Thomas Kempf an die Mitarbeiter. "In dieser Situation ist es uns wichtig, uns direkt an Sie zu wenden und einige Dinge gerade zu rücken."

STIFTUNG: DAS UNTERNEHMENSWOHL HAT OBERSTE PRIORITÄT


Thysssenkrupp steckt in der größten Krise der über 200 Jahre Unternehmengeschichte. Vor zwei Wochen hatte die bisherige Aufsichtsratschefin Martina Merz die Führung des Konzernvorstands vom glücklosen Guido Kerkhoff übernommen. Sie hat mehr Tempo versprochen, um den Verluste schreibenden Konzern aus der Krise zu führen. Die Krupp-Stiftung ist der größte Einzelaktionär von Thyssenkrupp vor dem schwedischen Finanzinvestor Cevian mit rund 18 Prozent.

Der Stiftung mit der Dortmunder Mathematik-Professorin Gather an der Spitze wird immer wieder vorgeworfen, sich nicht ausreichend für das Wohl des Konzerns einzusetzen. Ihr wurde aus Mitarbeiterkreisen und in Medienberichten eine Mitschuld ab Rücktritt des langjährigen Vorstandschefs Heinrich Hiesinger im Sommer 2018 gegeben. Zuletzt hieß es, sie habe sich für die Zahlung einer Sonderdividende aus dem geplanten Verkauf der lukrativen Aufzugssparte stark gemacht. Beides hatte die Stiftung als falsch zurückgewiesen.

Thyssenkrupp hat angekündigt, die Kosten zu senken, rund 6000 Stellen zu streichen, die Geschäfte auf Rendite zu trimmen, Partner ins Boot zu holen oder Einheiten abzustoßen. Die Stiftung sei seit mehr als 50 Jahren dem Konzern als Ankeraktionärin verbunden, hieß es nun in dem Brief. "Wir sind ein verlässlicher, stabiler Partner und kein an kurzfristigem Gewinn orientierter Investor. Unter Wahrung ihrer rechtlich vorgegebenen Möglichkeiten, mit dem Engagement im Aufsichtsrat und in Gesprächen mit dem Vorstand habe sie immer das Unternehmenswohl als oberste Priorität im Blick. "Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und tragen daher auch die schwierigen Entscheidungen mit, die jetzt notwendig sind, um Thyssenkrupp wieder zukunftsfähig am Markt und als Arbeitgeber zu machen."

rtr