Der Verkauf der Elevator-Sparte spülte dringend benötigte 17 Milliarden Euro in die Kasse des Konzerns. Raus aus der Krise ist Thyssenkrupp aber noch lange nicht. Billiger Stahl aus Asien, nachlassende Nachfrage seitens der Automobilindustrie und Managementfehler aus der Vergangenheit machen dem Konzern nachhaltig zu schaffen. Noch dazu verdüstert die Pandemie die Perspektiven. Bislang ist nicht zu erkennen, wie das Unternehmen sich künftig aufstellen will.
Diskutiert werden vor allem drei Optionen: Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall fordern den Einstieg der Landesregierung von NRW in die Stahlsparte. Dies könne den Konzern stabilisieren und den Umbau zum grünen Stahl mithilfe von Wasserstofftechnologie vorantreiben. Möglich scheint auch eine Fusion mit dem deutschen Unternehmen Salzgitter. Aber auch über einen Verkauf der Stahlsparte wird laut nachgedacht. Der Konzern Liberty Steel bekundet Interesse.
Unabhängig davon, welche Variante es letztlich wird: Klar ist, dass die schon vor Corona eingeleiteten Kostensenkungen noch einmal intensiviert werden müssen. Für das im September dieses Jahres abgelaufene Geschäftsjahr 2019/20 meldete Thyssenkrupp - ohne die außerordentlichen Einnahmen aus dem Elevator-Verkauf - einen Verlust von über fünf Milliarden Euro und einen freien Cashflow vor M & A-Aktivitäten von minus 5,5 Milliarden Euro. Die Bruttofinanzschulden beliefen sich auf 6,5 Milliarden Euro. Das Management hat bereits reagiert und weitet den geplanten Stellenabbau aus. In den kommenden drei Jahren sollen rund 11 000 Jobs wegfallen - fast zehn Prozent der Belegschaft.
Hochspekulative Investition
Der Elevator-Verkauf und der Sparkurs haben Fitch und S & P bislang veranlasst, den Ausblick mit "stabil" einzustufen. Der 2025 fällige Bond (siehe Kasten) ist aber nur für sehr risikofreudige Anleger. Die beiden Ratingagenturen beurteilen die Bonität mit "hochspekulativ". Dafür winkt Anlegern im Vergleich zur entsprechenden Bundesanleihe ein Renditeaufschlag von 3,5 Prozentpunkten.