Wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt strich die frühere Bosch-Managerin mit Unterstützung des Vorstands und des Aufsichtsrats die Dividende. Auch die Mittelfristziele würden nicht wie geplant 2020/21 erreicht. Merz stellte eine Entscheidung über den Börsengang oder Verkauf der lukrativen Aufzugssparte für das erste Quartal 2020 in Aussicht und kündigte einen drastischen Stellenabbau in der Zentrale an.
Die 56-Jährige hatte Anfang Oktober die Führung des kriselnden Traditionskonzerns vom glücklosen Guido Kerkhoff übernommen. "Wir drehen gerade jeden Stein im Unternehmen um", betonte sie. Die Performance etlicher Geschäfte sei nicht zufriedenstellend. "Das hat auch damit zu tun, dass notwendige strukturelle Verbesserungen und Restrukturierungen nicht mit der notwendigen Konsequenz umgesetzt wurden. Das werden wir jetzt angehen. Zügig und systematisch."
NETTOVERLUST WIRD WEGEN RESTRUKTURIERUNGSKOSTEN NOCH HÖHER
Bereits am Mittwoch hatte Thysssenkrupp angekündigt, im automobilen Anlagenbau in Deutschland 640 Stellen zu streichen. In der Essener Zentrale werde binnen zwölf Monaten die Zahl der Mitarbeiter auf 430 von knapp 800 reduziert. Schon Kerkhoff hatte angekündigt, 6000 der 160.000 Jobs im Konzern zu streichen, darunter 4000 in Deutschland. Das alles kostet viel Geld. Thyssenkrupp hat für das laufende Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag für Restrukturierungen reserviert.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 fuhr der Konzern einen Nettoverlust von 304 Millionen Euro ein nach einem Fehlbetrag von 62 Millionen Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) brach insbesondere wegen des schwachen Stahlgeschäfts und der Flaute beim Absatz von Autokomponenten auf 802 Millionen Euro von 1,4 Milliarden Euro ein. Merz erwartet hier 2019/20 keine Verbesserung, sondern ein bereinigtes Ebit-Ergebnis auf Vorjahresniveau. Der Nettoverlust werde wegen der Restrukturierungen noch höher sein als zuletzt. Die Dividende fällt aus. Zuletzt hatten die Anleger 15 Cent je Aktie erhalten.
rtr