Angesichts der auch zum Jahresbeginn weiter fallenden Kurse bei
DAX, Dow und Co ist es schwieriger denn je, einen Ausblick auf das Börsenjahr 2019 zu wagen. Zumal auch ein Abschwung der Weltwirtschaft 2019 nicht auszuschließen ist. Donald Trump bleibt unberechenbar und der Handelsstreit mit China ist noch lange nicht ausgestanden. Zudem dürfte die Brexit-Problematik die Kurse weiter schwanken lassen. Wenn man jedoch die ersten Tage des Jahres als Gradmesser nimmt, könnten 2019 die Schwellenländer besser als die Industriestaaten laufen. Dies dürfte sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte betreffen. Mit dem nahenden Ende der US-Zinsanhebungen könnten die stetigen Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern gestoppt werden. Aber auch die Bewertungen sprechen für die aufstrebenden Staaten. Laut Schwellenländerexperte Michael Keppler liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) beim MSCI EM bei 1,5 und damit unter dem langjährigen Durchschnitt. Beim MSCI World beträgt das KBV 2,2 und liegt damit über dem langfristigen Durchschnitt. Mit einem KGV von zwölf haben sie laut dem Experten einen erheblichen Abschlag gegenüber dem MSCI World (KGV 16,1). Und schließlich seien sie auch bezogen auf die Dividendenrendite deutlich attraktiver. Keppler hat einen Bewertungsvorteil der Emerging Markets im Vergleich zu den Industrieländerbörsen von mehr als 22 Prozent errechnet - so groß wie lange nicht mehr.
Neben Brasilien, dass derzeit Rückenwind vom Amtsantritt des umstrittenen neuen Präsidenten Jair Bolsonaro erhält, dürfte China 2019 einer der Börsengewinner sein. Denn der Reformeifer im Reich der Mitte hält unvermindert an. "Chinas Wirtschaft wird in einer Form geöffnet, wie es größte Optimisten vor drei, sechs oder zwölf Monaten nicht vermuteten. Diese Öffnungen implizieren zusätzliches wirtschaftliches Expansionspotentzial", sagt etwa Folker Hellmeyer von Solvecon Invest. Bin Shi, Head of China Equities von UBS Asset Management, beobachtet signifikante innenpolitische Veränderungen, etwa bei den Sozialabgaben und der Besteuerung von Private-Equity-Investitionen, als Teil konzertierter Bemühungen um eine stärkere Unterstützung der Wirtschaft. "Insbesondere führen die veränderte politische Haltung und die größere Wahrscheinlichkeit einer Lösung von Handelsfragen dazu, dass das systemische Risiko auf dem chinesischen Aktienmarkt deutlich abgenommen hat. Wir sind daher überzeugt, dass sich dies 2019 positiv auf die Anlegerstimmung auswirken wird", sagt er. Ähnliches kann man auch für Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen erwarten. Viele Schwellenländerwährungen haben Laut Robert Reichel, Schwellenländerexperte bei Berenberg, in Zeiten der florierenden US- Konjunktur sowie eines starken US-Dollars deutlich abgewertet. Daher hält Reichel die Papiere mit ihren hohen Kupons für sehr attraktiv.