Deutschland verdrängt Großbritannien als attraktivsten Markt für Anleger von Immobilien. Wie sich bereits seit Anfang September abgezeichnet hat, planen die Berliner TLG Immobilien und die in Luxemburg ansässige Aroundtown zu fusionieren. Mit einem Gesamtvermögen von rund 25 Milliarden Euro strebt das kombinierte Unternehmen die europäische Marktführerschaft im Bereich Gewerbeimmobilien und an.
Von dem Zusammenschluss versprechen sich beide Unternehmen eine Steigerung des operativen Ergebnisses vor Steuern. Angestrebt werden 110 bis 139 Millionen Euro pro Jahr innerhalb der ersten fünf Jahre nach Zusammenschluss.
Die Vorstandsmitglieder der TLG kommentierten: "Unsere gemeinsame Entwicklungspipeline und Marktabdeckung ermöglichen eine Beschleunigung unseres gemeinsamen Wachstums."
Auch Andre Remke von der Baader Bank bewertet die Fusion grundsätzlich als sinnvoll und betont vor allem die entstehenden Vorteile, hinsichtlich einer besseren Positionierung am Kreditmarkt. Dadurch könnten Kapitalkosten gesenkt und die Umsetzbarkeit von Projekten erhöht werden.
Das zusammengeführte Unternehmen soll seine deutsche operative Hauptverwaltung weiterhin in Berlin haben und einen neuen Namen bekommen. Sobald Aroundtown die Mehrheit an TLG Immobilien hält, darf diese den Finanzchef und den Verwaltungsratschef nominieren. Kommt Aroundtown auf mehr als 66 Prozent, stellt die TLG zudem den Co-Vorstandschef.
Bedingungen für Fusion - Angebot für Aktionäre
Grundlage für die Fusion ist das Angebot, dass die TLG-Aktionäre für jeden ihrer Anteilsscheine 3,6 Aroundtown-Aktien erhalten. Gemessen am Schlusskurs vom Montag bietet damit die deutlich größere Aroundtown 3,1 Milliarden Euro für die Berliner TLG - ein Aufschlag von 3,2 Prozent.
Vorstand und Aufsichtsrat von TLG unterstützten die Offerte, für die voraussichtlich keine Mindestannahmeschwelle geplant sei. Das heißt, es gibt keinen Prozentsatz von Aktien, der mindestens erreicht werden muss, damit der Deal zustande kommt. Zudem verpflichtet sich der größte TLG-Aktionär, die Ouram Holding, ihre Beteiligung von rund 28 Prozent anzudienen.
Das offizielle Übernahmeangebot will Aroundtown in den kommenden Wochen nach Genehmigung des Börsenprospekts durch die Finanzaufsicht Bafin vorlegen.
Einschätzung: Eine Fusion der beiden Unternehmen eröffnet neues Wachstumspotenzial in einem immer noch fragmentierten Markt. Das zeigt sich auch daran, dass Deutschland mittlerweile bei Investoren deutlich beliebter ist als Großbritannien. Zahlen des Datendienstleisters Bloomberg zufolge haben Anleger im Oktober fast 50 Milliarden Euro in den deutschen Immobilienmarkt investiert, im Vergleich zu rund 35 Milliarden Euro in Großbritannien. So legten nach Bekanntgabe der Fusion die Papiere der TLG im Tagesverlauf um fast vier Prozent zu. Die Aktie von Aroundtown reagierte hingegen kaum. Spekulative Anleger könnten darauf hoffen, dass das Umtauschangebot auf der Hauptversammlung noch einmal nachgebessert wird. Vorsichtigere Anleger sollten noch abwarten, bis die Fusion endgültig abgeschlossen ist.