Nur ein Viertel davon kommt aber dem Unternehmen selbst zugute, das weitere Büro- und Einzelhandels-Immobilien in Berlin und anderen ostdeutschen Großstädten kaufen will. Verhandlungen darüber liefen bereits. Der Rest der Erlöse geht an den US-Finanzinvestor Lone Star, an den die deutsche Bundesregierung die einstige Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) vor drei Jahren verkauft und damit privatisiert hatte. Lone Star lässt seine Beteiligung damit bis auf 40 Prozent abschmelzen.

Bis zu 36,85 Millionen Aktien sollen Investoren von Mittwoch an in einer Preisspanne von 10,75 bis 13,75 Euro angeboten werden. Begleitet wird die TLG federführend von der UBS und der US-Investmentbank JPMorgan, das Unternehmen selbst wird bei dem Schritt von der auf Immobilienfirmen spezialisierten Victoria Partners beraten. Banker setzen darauf, dass sich Investoren in Immobilienwerte weniger von den wackligen Börsen irritieren lassen als andere: "Die TLG ist ein Unternehmen mit Substanz und der Aussicht auf stabile Dividenden. Das bisherige Feedback der Investoren ist positiv", sagte einer der beteiligten Banker.

Als zusätzliches Lockmittel stellt die TLG eine Dividende in Aussicht. Schon für das laufende Jahr sollen 10 bis 15 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden, künftig sogar 70 bis 80 Prozent des operativen Gewinns aus dem laufenden Geschäft (FFO). Dieser lag im ersten Halbjahr 2014 bei 26 (Vorjahr: 24,4) Millionen Euro. "Wir werden die Emissionserlöse aus der Kapitalerhöhung nutzen, um mit Hilfe wertsteigernde Zukäufe und Investitionen in unser Kernportfolio unser zukünftiges Wachstum zu unterstützen", sagte TLG-Vorstand Peter Finkbeiner.

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VON DER KULTURBRAUEREI BIS ZUM ZWINGER-FORUM

Den Wert der gut 500 Büros, Hotels und Geschäfte in Städten wie Berlin, Dresden, Leipzig und Rostock beziffert die TLG auf 1,51 Milliarden Euro. Gezahlt hatte Lone Star 1,1 Milliarden Euro. Abhängig vom Zuteilungspreis für die Aktien käme die TLG auf einen Börsenwert von bis zu 840 Millionen Euro. Die Schulden liegen bei gut 700 Millionen Euro. Aushängeschilder aus dem TLG-Portfolio sind die "Kulturbrauerei" und der "Spreestern" in der Bundeshauptstadt sowie das "Zwinger-Forum" in Dresden, das ein Einkaufszentrum und ein Hotel beherbergt. Der Bestand geht auf die Immobilien zurück, die nach der Wiedervereinigung in den Besitz der Treuhand übergegangen waren. 188 Immobilien, deren Wert auf 171 Millionen Euro veranschlagt wird, hatte die TLG Ende Juni zum Verkauf gestellt.

Der Kabelanbieter Tele Columbus und die Online-Anzeigenplattform Scout24 haben ihre Börsenpläne Insidern zufolge dagegen auf die lange Bank geschoben. "Das derzeitige, noch bis Mitte November offene Fenster zu nutzen, ist eher unrealistisch", sagte einer der Banker mit Blick auf Tele Columbus. "So schnell wird sich der Aktienmarkt nicht stabilisieren." Der Leitindex Dax hat in den vergangenen vier Wochen mehr als acht Prozent verloren, weil sich die Anleger Sorgen um die Konjunktur machen. Ob die beiden Kandidaten das letzte Fenster in diesem Jahr mit einer Erstnotiz im Dezember nutzten, sei fraglich, sagten mehrere Insider. Auch der Autoscheinwerfer-Hersteller Hella liebäugelt noch mit einem Börsengang in diesem Jahr.

Eine Scout24-Sprecherin sagte am Dienstag: "Wir prüfen die Möglichkeit, an die Börse zu gehen, weiterhin, stehen da aber nicht unter Zeitdruck. Wir sind da entspannt." Anders als TLG und Tele Columbus hat Scout24 die unmittelbaren Vorbereitungen noch nicht angeschoben. Vorstandschef Greg Ellis hatte aber bereits begonnen, die Öffentlichkeit mit Interviews auf seine Börsenpläne einzustimmen.

Reuters