von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

Nach einem Kurseinbruch, wie er jetzt zu beobachten war, gibt es mehrere Möglichkeiten: Der beste denkbare Fall wäre eine ebenso scharfe Erholung - von Chartexperten oft als V-Formation bezeichnet, weil der Kursverlauf diesem Buchstaben ähnelt. Das war in den vergangenen Monaten wiederholt zu beobachten. Seit Frühjahr 2012 bewahrten Schnäppchenjäger auf diese Art den DAX vor bereinigenden Korrekturen.

Dadurch hat sich natürlich nun etwas mehr Abwärtspotenzial angestaut. Da diesmal offenbar nicht mehr genug Schnäppchenjäger zuschlagen möchten, fällt diese Option für den Index nun aus. Denn inzwischen wäre der Markt deutlich genug gefallen, um ausreichend Anleger anzulocken - wenn sie denn das ermäßigte Kursniveau als attraktive Kaufgelegenheit wahrnehmen würden. Immerhin hatte der DAX in der Vorwoche die 200-Tage-Linie sowie den unteren Rand des langfristigen Aufwärtstrendkanals erreicht, wo in der Vergangenheit immer wieder ein Umschwung zurück nach oben erfolgte.

Anleger sollten nun aber nicht den Fehler machen, nur noch in schwarz oder weiß zu denken. Nur weil sich die Bullen jetzt nicht gleich zu Begeisterungsstürmen hinreißen lassen, muss nicht gleich das andere Extremszenario eintreten: Ein fortgesetzter Crash in unvermindertem Tempo, der Ausmaße von 2007 oder 2011 annimmt, als der Index 50 beziehungsweise 30 Prozent an Wert einbüßte. Das Risiko für einen größeren Rückschlag ist zwar nicht von der Hand zu weisen, allerdings ist das wahrscheinlichste Szenario zugleich auch das am wenigsten spannendste.

Nachdem der Aufwärtstrend nun definitiv eine Pause einlegt, sollte er erfahrungsgemäß zuerst von einer Seitwärtsbewegung abgelöst werden. Dazu muss der Index in einem ersten Schritt einen vorläufigen Boden bilden. Angesichts des Schwungs, mit dem es nach unten geht, muss dies nicht zwangsläufig an eine der nächsten Unterstützungen erfolgen, die bei 8900/9000 und - schwächer - bei 8500 Punkten liegen, sonder der Markt kann sich auch gut dazwischen einpendeln. Denn je größer die Abwärtsdynamik, desto unschärfer gelten die Chartmarken - insbesondere wenn die oben erwähnten Schnäppchenjäger fehlen, die sich sonst mit Kauflimits dort positionieren.

Und selbst wenn der DAX die 8000/8150 erreicht, also die ehemaligen Hochs aus den Jahren 2000 und 2007 wieder auf den Prüfstand kommen, hätte er "nur" rund 20 Prozent von seinem bisherigen Allzeithoch verloren - verglichen mit den zuvor genannten Korrekturen ein harmloses Level. Darunter hinaus gehende Korrekturen können wir uns nach der derzeitigen Aktenlagen nicht vorstellen, eher ist mit einer sanften Landung des Index in einer dieser Zielzonen zu rechnen. Schon vorher kann der inzwischen leicht überverkaufte Markt zu einer Zwischenerholung starten, von der Anleger aber nicht allzu viel erwarten können. Insbesondere sollten sie nicht den Fehler machen, dies für den Ende des Abwärtstrends zu halten, und sich dadurch zu voreiligen, vermeintlichen Schnäppchen verleiten zu lassen. Schon im Bereich der 200-Tage-Linie und des ehemaligen Aufwärtstrends bei 9490/9550 Punkten könnte der schnelle Spaß schon wieder vorbei sein - wenn er überhaupt kommt.

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

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Chart 3 - Tageschart

Auch im Tageschart wird die Lage kritisch: Die 200-Tage-Linie bei rund 9490 Punkten ist durchbrochen, ebenso ist die Untergrenze des mehrjährigen Aufwärtstrends (grüner Kanal). Erholt sich der Index zügig von diesem Schwächeanfall, gilt erfahrungsgemäß die Devise "einmal ist keinmal". Je länger der DAX aber den Sprung zurück über den 200er-Durchschnitt verpasst, desto schlimmer wird es.

Das nächste Kursziel liegt nun bei rund 8900/9000 Punkten, dann ist der Markt kurzfristig überverkauft und sollte zumindest in eine vorübergehende Stabilisierung eintreten können. Danach sind auch weitere Verluste bis 8500 Zähler möglich. Wenn der DAX sich nicht ganz schnell deutlich über die 9550er-Marke erholt - was leider nicht allzu wahrscheinlich ist - muss mit einem Test dieser Unterstützungen gerechnet werden.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart zeigt sich ein schöner Aufwärtstrend, der sogar bis 2011 zurück reicht. Die aktuell niedrige Schwankungsbreite der Kurse ist auch hier offensichtlich - erkennbar an der geringen Höhe der einzelnen schwarzen senkrechten Striche (Bars), die den Abstand zwischen Wochenhoch und Wochentief abbilden. Ansonsten bietet der Chart keine spannenden Zusatzinfos: Die erst stärkere Langfrist-Unterstützung bei 7500 Punkten wird vorerst nicht gebraucht, die auf Wochenbasis berechneten Indikatoren zeigen weder eine Überhitzung, noch eine Unterkühlung des Marktes an.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände