Seit Thomas Dressendörfer im Juni 2016 bei Tom Tailor das Amt des Finanzchefs übernahm, hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Anleger honorieren, dass die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen greifen und die finanziell angeschlagene Modefirma aus Hamburg mittlerweile wieder eine Handbreit Wasser unterm Kiel hat. 2016 schrieb Tom Tailor allerdings noch wie erwartet tiefrote Zahlen. Schuld waren Sanierungskosten. Sie schlugen mit knapp 81 Millionen Euro zu Buche.
"Wir haben uns auf unser Kerngeschäft konzentriert und uns dabei von Altlasten und Abenteuern der Vergangenheit befreit", erläutert Dressendörfer im Gespräch mit BÖRSE ONLINE.
Insgesamt beläuft sich der Jahresfehlbetrag auf 73 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) lag mit 10,3 Millionen Euro am unteren Ende der im November revidierten Prognose. Der Umsatz stieg indes etwas stärker als von Analysten erwartet um 1,3 Prozent auf 968,5 Millionen Euro. An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Aktie stieg seit der Bekanntgabe Mitte Februar um knapp 30 Prozent. Auch Dressendörfer gab sich zufrieden. Die Nettoverschuldung des Modekonzerns sank seit Juni um 44 Millionen auf 195 Millionen Euro.
Auch ohne die Berücksichtigung der Erlöse aus einer Kapitalerhöhung in Höhe von 12,5 Millionen Euro reduzierte die Gesellschaft ihren Schuldenstand rein organisch um fast zehn Millionen Euro. Das oberste Ziel des Finanzchefs bleibt die Entschuldung der Firma. Bis 2018 will Dressendörfer weitere 30 bis 40 Millionen Euro einsparen.
Im Oktober hatte das Modeunternehmen die Zügel noch mal angezogen, es folgte der Rückzug aus Südafrika, rund 250 der bis zu 300 geplanten Filialschließungen wurden eingeleitet. Zwei Marken wurden eingestellt, eine dritte soll im Sommer folgen. 2017 ist auch der Rückzug aus China, Frankreich und den USA geplant. Wachsen soll Tom Tailor hingegen in Russland und Kroatien.
Auch im Osten Deutschlands soll die Präsenz mittelfristig steigen. Tom Tailor gehört zu den Textilmarken im mittleren Preissegment mit einer hohen Bekanntheit in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unter dem langjährigen Vorstandschef Dieter Holzer fuhr das Unternehmen einen aggressiven Expansionskurs, der letztlich immer stärker zulasten der Rentabilität ging und zu hohen Lagerbeständen führte. Auch der Kauf der Marke Bonita erwies sich im Nachhinein im stagnierenden und wettbewerbsintensiven Textilmarkt als überteuert.
Prognose Ende März erwartet
Dressendörfer will die Komplexität bei Tom Tailor deutlich reduzieren, zum gesunden Kerngeschäft zurückkehren und so die Profitabilität nachhaltig erhöhen. "Wir wissen, wo wir eingreifen müssen", sagt der 58-Jährige, der auch den digitalen Vertrieb stärken will. Der E-Commerce-Umsatz liege jetzt bei zehn und soll mittelfristig auf 25 bis 30 Prozent steigen. "Die Branche macht in Deutschland gut 60 Milliarden Euro Umsatz. Wir machen gerade erst eine - da geht die interessante Arbeit erst los", sagt Dressendörfer. Einen offiziellen Ausblick für das laufende Jahr will das Unternehmen erst bei Vorlage des Jahresabschlusses am 28. März veröffentlichen. Sollte die Prognose weitere Lichtblicke enthalten, dürfte die Aktie ihren Aufwärtstrend fortsetzen.