Natürlich wird der Trend auch von den zahlreichen neuen mobilen Geräten verstärkt, mit denen Interessierte flexibel nach Urlaubinformationen suchen können. Hinter den Zuwachsraten stecken also nicht nur mehr Internetnutzer, sondern auch eine deutliche Zunahme der Nutzungsintensität. In Zukunft wird das Internet für die Reiseplanung eine immer größere Rolle spielen, entsprechend stark umkämpft ist der Reisemarkt.
HolidayCheck als führendes deutschsprachiges Meinungsportal für Reise und Urlaub ist mit rund 6,1 Millionen Usern das reichweitenstärkste Portal vor Konkurrenten wie TripAdvisor, weg.de oder Reisen.de. Das Online-Reisebüro bietet nicht nur die komplette Palette an buchbaren Leistungen wie Pauschalreisen, Last-Minute-Reisen, Ferienwohnung oder Kreuzfahrten an sondern wird vor allem auch wegen der aktiven Reise-Community aufgerufen.
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Neuer Chef, klare Strategie
Der Platz an der Sonne ist aber hart umkämpft, die Konkurrenz schläft nicht. Doch das Portal von Tomorrow Focus ist glänzend aufgestellt und hat noch einige Asse im Ärmel. Bereits im vergangenen Jahr haben Vorstand und Aufsichtsrat des Burda-nahen Unternehmens den Fokus der Geschäftsaktivitäten klar auf das Reise-Segment gerichtet. Inzwischen schreitet die strategische Konzentration wie geplant voran, die operativen Geschäfte konzentrieren sich nun auf die im Reise-Segment gebündelten Marken HolidayCheck, Meteovista, Mietwagen-Check und Zoover. In den vergangenen Monaten trennte sich das Unternehmen von mehreren Töchtern wie EliteMedianet und das Arztbewertungsportal Jameda. Insgesamt flossen den Münchnern so rund 85 Mio. Euro zu.
Bei Tomorrow Focus setzt man nun alles auf eine Karte und holt sich gleich frisches Personal an Bord: Ab Anfang Januar wird Amazon-Topmanager Georg Hesse den Chefsessel übernehmen. Auf den neuen Unternehmenslenker wartet viel Arbeit. Im zweiten Quartal herrschte ein zunehmender Wettbewerbsdruck unter Deutschlands Reiseportalbetreibern, der auch zu steigenden Preisen des auktionsbasierten AdWords-Angebots bei Google und damit teureren Marketingaufwendungen führte. Im abgelaufenen Semester änderte HolidayCheck daher seine Strategie, reduzierte deutlich die AdWord-Aufwendungen und setzte auf alternative Marketingmaßnahmen. Mit Gutscheinen zur Kundenbindung und Neukundengewinnung baute das Online-Reiseportal nach eigenen Angaben seinen Marktanteil bei den Pauschalreisen im dritten Quartal zulasten seiner Konkurrenten aus. Ähnlich die Entwicklung beim niederländischen Ableger Zoover. Im September erzielte das Hotelbewertungsportal erstmals wieder einen Monatsumsatz, der über dem Vorjahresniveau lag.
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Viel Cash bietet Fantasie
Der neue Chef kann zudem auf eine prall gefüllte Reisekasse zurückgreifen. Die Zielrichtung für die kommenden Monate ist klar vorgegeben: "Der strategische Fokus für das vierte Quartal 2015 und das Geschäftsjahr 2016 liegt auf einem nachhaltig beschleunigten Kunden- und Umsatzwachstum der Travelaktivitäten in den Regionen DACH und Benelux. Dazu werden in den kommenden 15 Monaten verstärkt Investitionen in diverse Produkt- und Marketingmaßnahmen zur Neukundengewinnung und Bestandskundenbindung getätigt." Anders formuliert: Tomorrow Focus will Urlauber, die bisher offline über Reisebüros gebucht haben, auf das Portal locken. Bisher liegt die Online-Buchungsquote nur bei rund 30 Prozent, was nach oben noch reichlich Wachstumspotenzial bietet. Zudem sollen Bestandskunden noch häufiger zu Reisebuchungen bewegt werden. Rund fünf Mio. Euro könnten in neue Produkttechnologien und ein noch offener Betrag in weitere Marketingaktivitäten investiert werden. Auch Übernahmen sind ein Thema, sobald strategische Ziele auf dem Radar erscheinen. Wobei angesichts der vollen Kriegskasse auch Tomorrow Focus selbst ins Visier eines größeren Konkurrenten geraten könnte. Noch aber zeichnet sich hier keine Aktivität ab. Sollte die Reisekasse weiter gut gefüllt bleiben, könnte 2017 eine Sonderdividende auf die Tagesordnung rücken.
Natürlich werden die Investitionen und Marketingaktivitäten zunächst auf die Marge drücken. Zuletzt lag die operative Ebit-Marge bei 2,9 Prozent und wird "in 2016 etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen, sich 2017 aber deutlich verbessern", sagte Finanzchef Dirk Schmelzer zu Börse Online.
Die Börse reagierte auf die Neuausrichtung und die kurzfristigen Perspektiven zunächst verschnupft, der Kurs liegt mit 3,44 Euro deutlich unter dem Jahreshoch von rund 5,50 Euro. In den vergangenen Jahren erwies sich ein ähnliches Niveau aber immer als guter Einstiegszeitpunkt, wenige Monate später schaute die Aktie meist über die Marke von vier Euro. Börse Online siedelt das Kursziel bei 4,40 Euro an. Zwar ist mit der klaren Fokussierung auf den Reisebereich auch das Risiko gestiegen, im Gegenzug liegen hier aber auch größere Chancen. Nach den zahlreichen Verkäufen und der strategischen Neuausrichtung verfügt Tomorrow Focus über ausreichend finanzielle Mittel für künftiges Wachstum zulasten der Konkurrenz.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de