Kleine Ursache, große Wirkung: Ein mit bloßem Auge nicht sichtbares Virus hat die Rangliste der 30 wachstumsstärksten deutschen Aktien komplett durcheinandergewirbelt. Sechs Neuzugänge unter den Top 7, das gab es noch nie, seit BÖRSE ONLINE dieses Ranking erstellt.
Von den Marktturbulenzen blieb auch unser Wachstumswerte-Wikifolio nicht verschont. Die Rekordjagd zu Jahresanfang endete in den letzten Februar-Tagen. Um 41,7 Prozent ging es im Corona-Crash bergab - der größte sogenannte Drawdown seit dem Start im Jahr 2015. Dass Wachstumswerte eine der lukrativsten Arten sind, an der Börse zu investieren, zeigt indes die starke Erholung, die Ende März einsetzte. Inzwischen ist zumindest das Vorjahresniveau wieder erreicht.
Grundlage des Wikifolios ist die Rangliste "Deutschlands wahre Wachstumswerte", die BÖRSE ONLINE seit 2004 einmal jährlich erstellt. Um einen Platz auf dieser Liste zu ergattern, durchlaufen die Aktien einen strengen Auswahlprozess. Priorität hat die Profitabilität: Nur Unternehmen, die in den zurückliegenden sieben Jahren ausnahmslos schwarze Zahlen geschrieben haben, werden in das Auswahluniversum aufgenommen.
Verluste sind auch in der Zukunft tabu - soweit diese aus heutiger Sicht abschätzbar ist. Neben bestätigten Zahlen aus den Jahren 2012 bis 2019 beziehen wir die Schätzungen für 2020 und 2021 mit ein. Sobald das Ergebnis je Aktie einmal in diesem Untersuchungszeitraum negativ war oder voraussichtlich sein wird, fällt das Unternehmen aus der Wertung. Eine Ausnahme ist das erste Jahr. Wenn ein junges, bis dahin defizitäres Unternehmen wie der neue Spitzenreiter Hypoport die Gewinnschwelle 2012 erreicht hat und in den Folgejahren immer schwarze Zahlen ablieferte, ist das ein gutes Zeichen.
Für unsere Auswertung greifen wir auf das Zahlenmaterial der interaktiven Datenbank zurück, die sich Abonnenten von BÖRSE ONLINE kostenlos auf der Internetseite premium.finanzenverlag.de herunterladen können. Insgesamt sind in der Datenbank Zahlenreihen für gut 500 deutsche Aktien erfasst.
Nach dem Profitabilitätscheck blieben davon nur 194 Titel übrig. Als weiteres Kriterium haben wir die Gewinnreihen auf Kontinuität überprüft. Nur Unternehmen, die in der Lage sind, ihren Profit stetig zu steigern, finden Eingang in unsere Top-30-Rangliste. Unter allen deutschen Konzernen sind aber nur drei zu finden, die in keinem einzigen Jahr einen Gewinnrückgang hinnehmen mussten (oder, soweit es die Schätzungen für die Zukunft betrifft, hinnehmen werden müssen). Neben Hypoport sind das der IT-Spezialist Bechtle sowie der Duft- und Geschmacksstoffhersteller Symrise. Letzterer zählte bereits im Vorjahr zu den Unternehmen mit weißer Weste und schickt sich an, Wirecard aus dem DAX zu verdrängen.
Für die anderen (vermeintlichen) Musterknaben des Vorjahres, die Optikerkette Fielmann, den IT-Leasingspezialisten Grenke, den Ticketvermarkter CTS Eventim und den Großküchenausrüster Rational bedeutet das Jahr 2020 eine Zäsur. Wegen des wochenlangen wirtschaftlichen Stillstands haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen für 2020 entscheidend gesenkt. Zehn Jahre ununterbrochenes Gewinnwachstum sind damit voraussichtlich nicht mehr drin. Außer für Fielmann sind auch die 2021er-Schätzungen teilweise so weit gesenkt worden, dass die Unternehmen gar nicht mehr in der Top-30-Rangliste vertreten sind.
Noch größer ist der Einschnitt bei Isra Vision. Vor Jahresfrist waren die Analysten davon ausgegangen, dass der Robotikspezialist ohne Fehl und Tadel bleiben würde. Doch nach der Übernahme durch den schwedischen Mitbewerber Atlas Copco wurden die Gewinnprognosen nach unten korrigiert. Die Aktie bleibt aber vorerst in der Rangliste, da die neue Konzernmutter den geplanten Squeeze-out "nicht um jeden Preis" durchsetzen will. Trotzdem müssen wir im Moment davon ausgehen, dass das diesjährige Gastspiel des Darmstädter Unternehmens in unserer Rangliste das letzte ist. Für die Aktie spricht, dass die Absicht von Atlas Copco, alle Anteilscheine einzusammeln, den Kurs gut nach unten absichert.
Da drei Aktien zu wenig für ein diversifiziertes Portfolio wären, haben wir schon immer einen Gewinnrückgang im zehnjährigen Betrachtungszeitraum zugelassen. Denn oft gibt es Sondereffekte, die in einem Jahr den Gewinn optisch in die Höhe treiben, aber im nächsten nicht mehr anfallen, was dann zu einer Normalisierung führt. Doch auch wenn ein Ausrutscher erlaubt ist, bleibt die Anzahl der Unternehmen, die sich nach der Flut von Gewinnwarnungen für unseren Wachstumsindex qualifizieren, überschaubar: Ganze 14 Gesellschaften werden den Zehnjahreszeitraum voraussichtlich mit nur einem Gewinnrückgang überstehen.
Virus als schwarzer Schwan
Da der Lockdown die Wachstumsperspektiven bei vielen Firmen hoffentlich nur relativ kurzfristig eintrübt, haben wir eine Ausnahme von der Regel zugelassen, um weiterhin eine Rangliste aus 30 Werten präsentieren zu können. Wenn ein Unternehmen 2020 einen Gewinnrückgang hinnehmen muss, aber 2021 voraussichtlich wieder ein höheres Ergebnis schafft als 2019, drücken wir ein Auge zu.
Wie fatal die Pandemie für die Gewinnentwicklung deutscher Konzerne ist, zeigt sich daran, dass trotz dieser Lockerung des Regelwerks nur 31 Werte den Sprung ins Anlageuniversum schaffen. Einer davon ist Wirecard, im Vorjahr auf Platz 2 der Rangliste geführt und nach aktuellen Schätzungen immer noch eines der wachstumsstärksten Unternehmen der Republik. Da der (noch) im DAX notierte Zahlungsdienstleister just am Tag unserer Auswertung die Vorlage eines testierten 2019er-Abschlusses erneut verschob und einräumte, dass fast zwei Milliarden Euro unauffindbar sind, bleibt uns nur die Disqualifikation. Die Analysten dürften nun ihre Schätzungen dramatisch nach unten korrigieren, zumal offensichtlich schon das Zahlenmaterial aus der Vergangenheit nicht sonderlich verlässlich erscheint.
Falsche Bescheidenheit
Besonders ärgerlich ist, dass Wirecard 2019 überhaupt nur noch einen Platz im Wikifolio bekam, weil wir unsere eigene Einschätzung nicht berücksichtigt haben. Denn der Anlageprozess basiert auf einem statistischen Auswahlverfahren und nicht auf der Hausmeinung. Daher hatten wir einige Werte aufgenommen, die wir wegen hoher Bewertung oder Zweifeln am Geschäftsmodell nur mit "Beobachten" eingestuft hatten - ein Fehler. Denn auch Airbus, gemessen an den Gewinnsteigerungen die Nummer 1 des Vorjahres, hatten wir nach der für unseren Geschmack übertriebenen Kursrally nicht mehr mit einer Kaufempfehlung versehen. Trotzdem kam die Aktie 2019 ins Wikifolio und brachte uns 47 Prozent Verlust ein.
Da mit "Beobachten" eingeschätzte Aktien also künftig außen vor bleiben, müssen sich Grenke, Nemetschek, Rational sowie Villeroy & Boch zunächst hinten anstellen. Hauptgrund ist die Tatsache, dass der für 2021 erwartete Gewinn unter dem des Jahres 2019 liegt, die Wachstumsdelle also länger anzuhalten droht als nur ein Jahr. Sollten die Analysten ihre Schätzungen anheben, ist die nachträgliche Aufnahme aber durchaus möglich.
Trotz aller schwarzen Schwäne liegt das Wikifolio seit Auflage deutlich vor dem DAX und knapp vor dem MDAX - Folge der starken Performance einiger unserer Langzeitfavoriten, etwa Atoss Software, ein Spezialist für Personaleinsatzplanung, oder Homeoffice-Profiteur Cancom, der den Sprung in die Rangliste diesmal knapp verpasst hat und mit einem Gewinn von fast 200 Prozent verkauft wird.
Die Neuaufnahmen stammen vornehmlich aus Branchen, denen die Pandemie weniger zusetzen konnte: Technologie, Immobilien(-finanzierung) und Gesundheit. Wie stark die Corona-Krise Deutschlands Wirtschaft durcheinandergewirbelt hat, zeigt sich daran, dass auf den vorderen Plätzen fast nur Neuzugänge zu finden sind. Mit Secunet konnte sich lediglich einer der Dauerbrenner des Wikifolios auf dem Siegertreppchen behaupten. Die sechs Neueinsteiger mit den höchsten Platzierungen stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten näher vor.
Unsere Kriterien
Ausreichend lange Historie
Für die Auswertung wurden nur Aktien von Unternehmen berücksichtigt, bei denen die Geschäftsberichte mindestens seit dem Jahr 2012 verfügbar sind. Denn nur über einen langen Zeitraum betrachtet sind verlässliche Aussagen möglich. Auf diese Weise gelangten 375 von 510 Werten aus unserer Datenbank in die Vorauswahl.
Niemals Verlust
Von 2013 bis 2019 durften die 375 Firmen kein Verlustjahr ausweisen. Nur im Ausgangsjahr 2012 war ein negatives Ergebnis zulässig, wenn danach der nachhaltige Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft wurde. Auch für 2020 und 2021 muss ein positives Ergebnis absehbar sein. 194 Firmen hielten diesem Test stand.
Kaufempfehlung der Redaktion
Den verbliebenen Unternehmen wird üblicherweise im gesamten Untersuchungszeitraum nur ein Gewinnrückgang erlaubt. Da wegen der Ausnahmesituation in diesem Jahr mit einem teilweise kompletten Stillstand der Weltwirtschaft nur 17 Unternehmen diesen Schritt überstanden hätten, haben wir eine Ausnahme von der Regel gemacht. Im Jahr 2020 ist ein zweiter Gewinnrückgang erlaubt, wenn das Ergebnis je Aktie 2021 laut Schätzungen wieder höher ausfällt als 2019. Auf diese Weise gelangten exakt 30 Aktien auf die Liste "Deutschlands wahre Wachstumswerte" (mit Wirecard wären es 31 gewesen). Ins Wikifolio schaffen es die Titel, die von der Redaktion mit "Kaufen" bewertet werden. Die vier mit "Beobachten" eingestuften Papiere können im Lauf der kommenden zwölf Monate noch aufgenommen werden, falls Analysten die Ergebnisschätzungen für 2021 auf einen Wert anheben, der den von 2019 übersteigt.
Stabil durch die Krise
Wachstumswerte-Wikifolio Die Corona-Krise macht erhebliche Umschichtungen notwendig
Das Jahr 2020 begann mit einem Traumstart für das Wachstumswerte-Wikifolio. Bis Mitte Februar sprintete es sämtlichen Vergleichsindizes auf und davon, erstmals seit dem Start konnten wir uns über ein Plus von mehr als 50 Prozent freuen.
Dann brach die Corona-Panik aus. In nur einem Monat waren die 50 Prozent Performance dahin. Seit dem Tiefpunkt haben sich die Notierungen wieder deutlich erholt. Inzwischen steht, verglichen mit dem Startwert vom 18. August 2015, wieder ein Plus von rund 30 Prozent auf der Habenseite. Das entspricht ziemlich exakt dem Wert von vor einem Jahr. Positiv ausgedrückt, bedeutet die Nullrunde, dass das Wikifolio ohne Verluste durch die Corona-Zeit kam.
Das Wikifolio bietet die wachstumsstärksten in Deutschland notierten Aktien im Paket. Zum fünften Mal steht nun der Umschichtungstermin an - und noch nie waren die Veränderungen so gravierend. 15 der bisher 29 enthaltenen Werte müssen das Depot verlassen.
Nicht bewährt hat sich die Praxis, die Meinung der Redaktion außen vor zu lassen und auch Aktien ins Wikifolio zu nehmen, die in BÖRSE ONLINE nur mit "Beobachten" eingestuft wurden. Denn auf diese Weise gelangten mit Airbus und Wirecard zwei faule Eier ins Depot. Aus diesem Grund werden Grenke, Nemetschek, Rational sowie Villeroy & Boch vorerst nur auf die Watchlist gesetzt. Wir beschränken uns also bis auf Weiteres auf die 26 Titel aus der Top-30-Rangliste, die mit "Kaufen" bewertet sind.
Ein Zertifikat von Lang & Schwarz mit der WKN LS9 GJP macht das Wachstumswerte-Wikifolio investierbar. Aktuell liegt das verwaltete Vermögen bei gut einer Million Euro. Umgeschichtet wird in den letzten Juni- und ersten Juli-Tagen, alle Aktien werden gleichgewichtet. In unserem für Abonnenten kostenlosen Börsenbrief BÖRSE ONLINE EXPRESS berichten wir alle zwei Wochen über die Wertentwicklung und etwaige Veränderungen des Wachstumswerte-Wikifolios, zum nächsten Mal am Mittwoch, 2. Juli.
Hypoport: Hohes Wachstum selbst in Krisenzeiten erwartet
Von Lars Winter: Die Aktie des Berliner Baukreditvermittlers Hypoport steigt und steigt und notiert nur knapp unter dem Allzeithoch von 411 Euro. Kein Wunder, denn operativ brummt das Geschäft - selbst in Corona-Zeiten. Erst jüngst bestätigte die SDAX-Firma ihren Jahresausblick. Bei einem angepeilten Umsatz von 400 Millionen bis 440 Millionen Euro soll bis Ende 2020 ein operatives Ergebnis von 35 bis 40 Millionen Euro hängen bleiben. Im Gesamtjahr würden die Einnahmen so erneut deutlich zweistellig um 19 bis 31 Prozent wachsen und der Gewinn um bis zu 21 Prozent zulegen. Nach dem ersten Quartal lag das Wachstum jeweils bereits bei rund 30 Prozent, die gesteckten Ziele erscheinen demnach nicht zu ambitioniert. Angesichts des guten Auftaktquartals und der bestätigten Jahresprognose bleibt der Titel kaufenswert. Die Aktie ist auf aktuellem Kursniveau kein Schnäppchen mehr, hat aber nach wie vor ein starkes Momentum und könnte daher weiter zulegen. Der Titel eignet sich aber nur noch für spekulative Neueinsteiger.
Steico: Impulse durch Nachholeffekte
Von Tobias Schorr: Der Spezialist für Holzfaser-Dämmstoffe Steico kommt zwar nicht ganz ungeschoren durch die Corona-Krise. Allerdings dürfte die Bautätigkeit selbst in diesem Jahr zulegen - wenn auch in etwas abgeschwächter Form. Immerhin: Nach dem Rekordjahr des vergangenen Jahres rechnet Vorstandschef Udo Schramek auch für dieses Jahr mit einem Umsatzplus: Rund fünf Prozent sollen es dann mehr sein. Die Ebit-Marge soll zwischen 7,5 und 8,5 Prozent liegen. Im vergangenen Geschäftsjahr betrug diese noch 11,3 Prozent. Nichtsdestotrotz: Holzbau liegt im Trend, und die energetische Sanierung ist zukunftsträchtig. Die Produkte der Bayern basieren auf nachwachsenden Rohstoffen. Geplant und geforscht wird in Feldkirchen bei München, produziert in Frankreich (zehn Prozent) und in Polen (90 Prozent). Nachdem die Produktion ins Stocken kam, wird sie sukzessive wieder hochgefahren. Sollte sich der Markt erholen, erwartet Steico im zweiten Halbjahr positive Wachstumsimpulse durch Nachholeffekte. Diese guten Aussichten spiegeln sich auch schon im Aktienkurs wider. Vom Tief erholte sich der Titel nahezu vollständig. Mittelfristig gibt es Luft nach oben. Wir erhöhen Stopp- und Zielkurs.
Adesso: Joint Venture sorgt für Fantasie
Der IT-Dienstleister Adesso bleibt in der Erfolgsspur. Daran kann auch Covid-19 nichts ändern. Nachdem der Titel längere Zeit seitwärts lief, kam zuletzt wieder Schwung rein. Laut Unternehmensangaben stieg die Auslastung - im März hakte es jedoch etwas. Sukzessive soll die Marge steigen und schon im laufenden Geschäftsjahr vor Zinsen und Steuern bei mehr als zehn Prozent liegen. Auch hat der Ausbruch des Virus sogar positive Effekte: So mussten die Berater weniger Geschäftsreisen tätigen - ein Kostenblock, der entfiel. Des Weiteren soll künftig das Dienstleistungsgeschäft und nicht das Produktgeschäft im Vordergrund stehen - obwohl bei Letzterem häufig höhere Margen erzielt werden. Fantasie erhält die Aktie durch ein Joint Venture mit dem polnischen Milliardenkonzern Asseco. Mit diesem entwickeln die Dortmunder eine IT-Infrastruktur für Banken, mit der kontenrelevante Daten verarbeitet werden können. Der Titel bleibt ein Kauf.
New Work: Geschäftsmodell ist stabil und krisenfest
Das früher unter dem Namen Xing bekannte Karriere-Netzwerk New Work kam bislang recht glimpflich durch die Corona-Krise und gewann zuletzt sogar wieder neue Mitglieder. Im ersten Quartal stieg die Zahl der Nutzer um 478 000 auf 17,7 Millionen. Anfang Mai zählte New Work bereits 18 Millionen Mitglieder. Der Umsatz der im SDAX notierten Firma legte trotz der durch die Pandemie verursachten Rückgänge im Veranstaltungsbereich und schwächelnder Werbeeinnahmen im ersten Quartal um zehn Prozent auf fast 69 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis fiel aufgrund von Einmaleffekten dagegen um zehn Prozent auf knapp 16 Millionen Euro. Klammert man Sonderposten aus, stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um zwölf Prozent. Analysten der Deutschen Bank heben hervor, dass sich das Geschäftsmodell aufgrund der Einnahmen aus Abonnements als widerstandsfähig erwiesen habe. New Work kalkuliert für das Gesamtjahr mit einem Umsatz von 275 bis 285 Millionen Euro. Das liegt leicht über der Konsensschätzung des Marktes, die bei 269 Millionen Euro steht. Die Aktie konnte sich seit dem Tiefpunkt im März kräftig erholen und nähert sich mittlerweile wieder dem Vorkrisenniveau an. Wir sehen noch Luft nach oben.
Bayer: Neue Hoffnung auf steigende Kurse
Von Lars Winter: Bayer darf sein Tierarzneimittelgeschäft an den US-Konzern Elanco verkaufen. Positiver Nebeneffekt: Durch den 7,6 Milliarden Dollar schweren Deal können die Leverkusener einen Teil der Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto refinanzieren. Operativ lief es für Bayer zuletzt ebenfalls recht erfreulich. Im ersten Quartal stieg der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 40 Prozent, alle drei Geschäftsbereiche trugen zur Verbesserung bei. Sonderbelastungen gegenüber dem Vorjahr nahmen deutlich ab. Risiken gehen zwar weiterhin von Schadenersatzzahlungen im Zusammenhang mit dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat aus. Am Markt wird indes kolportiert, dass der DAX-Konzern bei einigen juristischen Vergleichen besser wegkommen könnte als befürchtet. Geht die Sache am Ende finanziell glimpflich aus, sollten mittelfristig wieder dreistellige Kursniveaus drin sein. Anleger brauchen aber eine Portion Mut.
CR Capital Real Estate: Bauboom in Berlin lässt Kassen klingeln
Von Lars Winter: Wohneigentum ging in den vergangenen Jahren immer, zumindest in Berlin. Selbst Mietpreisbremse und Coronavirus können den Boom von Betongold in der Bundeshauptstadt nicht stoppen. Und in Krisenzeiten flüchten angesichts der historisch niedrigen Zinsen dort immer mehr Menschen in selbst genutztes Wohneigentum. Davon profitiert der Berliner Immobilienentwickler CR Capital Real Estate. Das Unternehmen hat sich auf standardisierte Immobilien spezialisiert und setzt damit auf den Trend vom bezahlbaren Wohnraum. Etwa 200 bis 250 Wohneinheiten könnten im laufenden Jahr fertiggestellt werden. Damit würde sich die Anzahl der Immobilien verdoppeln. Im kommenden Jahr dürfen es mindestens 300 Wohneinheiten werden. Das im vergangenen Jahr ausgegebene Ziel von 500 Einheiten im Jahr 2024 erscheint aus heutiger Sicht eher konservativ. Hält CR Capital das angepeilte Wachstumstempo, dürfte die Firma in vier Jahren unterm Strich mehr als sieben Euro je Aktie verdienen. Das verleiht dem Small Cap trotz der jüngsten Kursgewinne deutliches Potenzial nach oben. Der Titel ist allerdings markteng und eignet sich daher eher für spekulative Anleger.