Die Weltbörsen sind unterschiedlich gut in das neue Jahr gestartet. Während die Wall Street ihre Rekordjagd noch nicht wieder aufgenommen hat, markieren die Kurse in Europa auch beflügelt durch den schwachen Euro, die niedrigen Ölpreis und dem Anleihekaufprogramm der EZB ein Hoch nach dem anderen. In der Schweiz setzte es dagegen phasenweise sogar herbe Verluste, wofür die Entscheidung der dortigen Notenbank verantwortlich gemacht wird, die Bindung des Franken an den Euro aufzuheben.
Grundsätzlich betrachtet sind aber in allen diesen genannten Aktienmärkten die langjährigen Aufwärtstrend intakt. Charttechnisch gesehen spricht somit nicht gegen Aktien-Investments und angesichts der Mini-Zinsen, die Anleihen abwerfen, zwängen sich Aktien als Anlage-Asset förmlich auf. Besonders lukrativ ist es natürlich auf Titel zu setzen, die noch immer Sprit im Tank für weitere Kursavancen haben.
Bei der Suche nach solchen Werten hilft die High-Potential Equities-Liste der Credit Suisse. Sie umfasst 15 europäische, Schweizer und US-amerikanische Unternehmen, die über hohes Aufwärtspotenzial gegenüber den von den Credit-Suisse-Analysten errechneten Kurszielen verfügen. Zudem müssen die ausgewählten Kandidaten über ein gutes charttechnisches Momentum verfügen und das Credit Suisse Private Banking stark von diesen Aktien überzeugt sein.
In der 15-er Liste finden sich Unternehmen wie Amazon, Alcatel-Lucent, Aviva, Bayer, Delphi, DSM, Dufry, Gilead, ING, KPN, Logitech, Siemens, Syngenta, United Technologies und Volkswagen. Die fünf Favoriten mit dem größten Kurspotenzial stellen wir auf den nachfolgenden Seiten vor. Die Kursziele liegen dabei zwischen zwölf Prozent und 36 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Credit Suisse-Empfehlung mit hohem Kurspotenzial Nummer eins: Amazon.com Inc. (WKN. 906866, 303,91 Dollar, 269,60 Euro, alle Kursangaben stammen vom 28.01.)
Das Internet-Kaufhaus Amazon.com verfügt zwar über einen beeindruckenden langfristigen Aufwärtstrend, aber seit Mitte 2013 kommt die Notiz per Saldo nicht mehr voran. Gebremst wird der Kurs durch die Tatsache, dass der US-Versandhandelsriese zwar schnell wächst, dabei aber die Profitabilität auf der Strecke bleibt. So mussten die Aktionäre im dritten Quartal des Vorjahres den größten Quartalsverlust seit 14 Jahren hinnehmen.
Unternehmens-Chef Jeff Bezos hat freimütig milliardenschwere Führungsfehler eingeräumt und diese Fehltritte als Preis für Experimente klassifiziert, die nötig sind, um den einen oder anderen ganz großen Erfolgen zu landen. Eine dieser kühnen Wetten besteht darin, das Showgeschäft auszubauen. Der Online-Händler plant im großen Stil Kinoproduktionen und dazu ist der konzerneigene Prime Video-Streaming-Dienst mit dem Filmemacher Woody Allen eine Kooperation eingegangen.
Wie der zuletzt spürbar nachgelassene Elan beim Aktienkurs belegt, sind die Investoren aber nicht mehr gewillt, jedes Abenteuer kritiklos mitzugehen, sondern man will Erfolge in der Form von Gewinnen sehen. Geht es nach Credit Suisse Analyst Uwe Neumann, dann werden sich diese Erfolge langfristig aber einstellen. Aus seiner Sicht ist Amazon sehr gut positioniert, um von der zunehmenden Bedeutung von Mobile und E-Commerce beim Einkaufen zu profitieren. Im vierten Quartal könnte sich das aber noch nicht entsprechend in den Zahlen widerspiegeln. Jüngst hat er wegen der getätigten Investitionen vielmehr die Schätzungen für die Gewinnmargen gesenkt.
Langfristig geht er aber davon aus, dass auch die Aktivitäten außerhalb des Kerngeschäfts, wie etwa der Prime Video-Streaming-Dienst Erfolge bringen werden. Beim Ergebnis je Aktie geht Neumann für 2014 von 2,30 Dollar aus und für 2015 von 4,39 Dollar. Für den Credit Suisse-Analyten resultiert daraus angesichts der erwartet hohen Wachstumsraten eine vertretbare Bewertung. Das Kursziel beziffert er auf 370 Dollar, woraus sich ein Aufwärtspotenzial von 21,7 Prozent ergibt.
Credit Suisse-Empfehlung mit hohem Kurspotenzial Nummer zwei: Gilead Sciences Inc. (WKN: 885823, 102,45 Dollar, 90,80 Euro)
Auch der zweite Titel, dem die Credit Suisse ein hohes Kurspotenzial zubilligt kommt aus den USA. Es handelt sich dabei mit Gilead Sciences um einen Bio-Pharma-Konzern, der neben der HIB-Behandlung auch bei der Hepatitis-C-Behandlung als Marktführer gilt. Ganz langfristig betrachtet sieht der Chart hier traumhaft aus, doch seit August ist auch hier der Kursschwung ins Stocken geraten.
Das lässt sich mit den Zweifeln erklären, inwieweit Gilead die hohen Preise von 84.000 Dollar für Solvadi, einem Mittel zur Behandlung von Hepatitis-C-Patienten, angesichts der Sparzwänge im Gesundheitssektor wird aufrechterhalten können. Zuletzt war beispielsweise von günstigeren Generika-Medikamenten für weltweit 100 Millionen Hepatitis-C-Infizierte in 91 Entwicklungsländern zuzulassen Außerdem gab es Bedenken, bei der Markteinführung neuer Medikamente für Blutkrebs könnte das Unternehmen weit hinter die Konkurrenz zurückgefallen sein. Doch unlängst gemeldete Studienerfolge beim Medikament Idelalisib haben diese Bedenken wieder etwas zerstreut.
Credit Suisse-Analyst Thomas Claudio Kaufmann zählt zu den Optimisten was die Zukunftsaussichten von Gilead angeht, wenngleich er kürzlich die Schätzungen für die sehr hohen Gewinnspannen etwas nach unten korrigiert hat. Er sieht in dem vorherrschenden Seitwärtstrend aber trotzdem eine Kaufgelegenheit, was er auch mit der Fähigkeit des Unternehmens begründet, hohe Cash Flows zu generieren.
Das Umsatzwachstum von 2013 bis 2017 veranschlagt er auf 29 Prozent. Beim Gewinn sagt er für 2014 einen Wert von 8,10 Dollar voraus und für 2015 von 9,53 Dollar. Für das laufende Jahr errechnet sich daraus ein KGV von 10,8, was deutlich unter dem Branchenschnitt von gut 19 liegt. Das Kursziel gibt Neumann mit 130 Dollar an, das heißt, er traut dem Titel einen Anstieg von 26,9 Prozent zu.
Credit Suisse-Empfehlung mit hohem Kurspotenzial Nummer drei: Alcatel Lucent S.A. (WKN: 873102, 3,157 Euro)
Was die langfristige Wertentwicklung angeht, kann der Aktienkurs von Alcatel Lucent nicht mit dem mithalten, was Amazon oder Gilead vorzuweisen haben. Vielmehr ging es hier immer nur volatil auf und ab, was angesichts nur dürftiger Ergebnisse nicht verwunderlich ist. Doch dafür bewegt sich der seit Mitte Oktober 2014 in einem mittelfristigen Aufwärtstrend.
Dabei operiert der 2006 aus einer Fusion der französischen Alcatel und der früheren amerikanischen AT&T-Tochter Lucent Technologies entstandene Netzwerkausrüster noch immer in einem schwierigen Branchenumfeld. Doch wie es scheint, tragen die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen und die Fokussierung auf wenige profitable Geschäftsfelder langsam Früchte. Zumindest ist es im vierten Quartal 2014 gelungen, die Analysten zu überzeugen. Dabei geholfen hat unter anderem eine Bruttomarge, die mit 34 Prozent über den Erwartungen lag und auch der Ausblick fiel damals positiv aus.
Obwohl es für die Konjunktur in Europa noch immer nicht rund läuft, besteht die Hoffnung, dass sich die Geschäftsaussichten in der Zwischenzeit nicht eingetrübt haben. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall, schließlich gilt Alcatel Lucent als Profiteur des abwertenden Euros. Analystenangaben zufolge resultiert eine zehnprozentige Abwertung des Euro zu einem Anstieg des Gewinns je Aktie von 22 Prozent. Der zuständige Credit Suisse-Analyst Uwe Neumann ist sich zwar bewusst, dass das verfolgte Geschäftsmodell die Erwirtschaftung stabiler Gewinne schwierig macht, derzeit vertraut er aber auf die Fähigkeiten des Managements, den Umbau des Konzerns weiter erfolgreich voranzutreiben.
Nach einem Verlust im Jahr 2013 prognostiziert Neumann für 2014 beim Gewinn je Aktie 0,15 Euro und für 2015 dann 0,20 Euro. Das entspricht einem KGV von 15,8, doch für Neumann ist dieses Bewertungsniveau noch nicht hoch genug. Seine Kaufempfehlung für den Titel hat er jedenfalls mit einem Kursziel von 3,85 Euro garniert. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 21,9 Prozent.
Credit Suisse-Empfehlung mit hohem Kurspotenzial Nummer vier: Koninklijke DSM N.V. (WKN: A0JLZ7, 46,65 Euro)
Bullen mit charttechnischer Ausrichtung werden dem nächsten Favoriten der Credit Suisse wenig abgewinnen können. Denn nachdem die Notierungen bei der Aktie von DSM von Ende 2008 bis Ende 2013 deutlich angezogen haben, ist seitdem Schicht im Schacht. Dem Kurs ist der Elan verloren gegangen und jüngst wurde sogar der tiefste Stand seit November 2012 markiert.
Der Gesellschaft ist es zuletzt nicht immer gelungen, die hohen Erwartungen des Marktes zu erfüllen, was sich in der Kursfindung niederschlägt. Doch Credit Suisse-Analyst Lorenzo Biasio hält die Gesellschaft langfristig gesehen für aussichtsreich aufgestellt. Das 1902 gegründete niederländische Unternehmen, das damals als Bergbauunternehmen operierte, hat schon viel Erfahrung mit Transformationsphase und auch seit 2010 wird mit Hilfe von Zu- und Verkäufen von Unternehmen an der Aufstellung gefeilt. In der aktuellen Form werden momentan Industriechemikalien, Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel produziert.
Stuft man den Konzern als Chemiefirma ein, dann ist der Titel laut Biasio derzeit wie der Branchendurchschnitt bewertet. Doch er erinnert daran, dass rund 70 Prozent des EBITDA aus dem Nahrungsmittelgeschäft stammen und gemessen an dieser Branche attestiert Biasio einen deutlichen Bewertungsabschlag. Derzeit geht der Credit Suisse Analyst von 2013 bis 2017 von einem jährlichen Umsatzwachstum von 3,0 Prozent aus. Auf Basis dieser Annahme taxiert er den Gewinn je Aktie für 2014 auf 2,71 Euro und für 2015 auf 3,15 Euro. Das wäre für das laufende Jahr gleichbedeutend mit einem KGV von 14,7.
Bei der Ausschüttung kalkuliert er zudem mit einer Dividende von 1,69 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2014 und von 1,79 Euro für 2015. Stimmen diese Annahmen, ergeben sich daraus immerhin Dividendenrendite von 3,62 Prozent und 3,8´4 Prozent. Das Kursziel hat Biasio gerade erst wegen der eher schwierigen Rahmendaten für die Chemiebranche auf 52 Euro gesenkt, was bei Zielerreichung noch einem Kursanstieg von 11,5 Prozent entsprechen würde. Gewisse Kursphantasie geht hier auch von dem im Vorjahr erfolgten Einstieg des aktivistischen Investor Daniel Loeb aus. Dieser kritisiert die Struktur des Mischkonzerns und fordert eine Aufspaltung der Gesellschaft.
Credit Suisse-Empfehlung mit hohem Kurspotenzial Nummer vier: Dufry AG NA (WKN: A0HMLM, 132,20 Franken)
Auch der Aktienkurs des Schweizer Reisedetailhändler Dufry, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1865 zurückreichen, wurde von der Entscheidung der Schweizer Notenbank, die Franken-Bindung an den Euro aufzugeben, in Mitleidenschaft gezogen. Das ist auch nachvollziehbar, haben doch die Analysten der Deutschen Bank deswegen die Prognose für den Gewinn je Aktie um 15 Prozent gesenkt. Doch das Unternehmen, das in über 40 Ländern mit mehr als 1.200 Duty-free- und Duty-paid-Shops, Boutiquen und Spezialgeschäften auf Flughäfen oder Kreuzfahrtschiffen aktiv ist, gilt als gut geführt und gut positioniert.
Credit Suisse-Analystin Stefanie Kluge geht jedenfalls davon aus, dass es der Gesellschaft gelingen wird, nach drei Jahren mit einem eher enttäuschenden organischen Wachstum wieder in den Vorwärtsgang zu schalten. Das Unternehmen selbst traut sich trotz der Probleme in Russland und Gegenwind wegen der Währung in Brasilien im laufenden Jahr ein organisches Plus von mehr als fünf Prozent. Dazu beitragen soll auch ein Terminal-Umzug am Flughafen in Sao Paolo. Auch mit Blick auf die Integration der Mitte 2014 für 1,55 Milliarden Franken übernommenen Nuance Group, wodurch Dufry zum Weltmarktführer in der stark fragmentierten Reisedetailhandelsbranche aufgestiegen ist, sieht Kluge keine Probleme. Der Vorstand selbst will den Einbau der 1992 durch die Zusammenlegung der Duty-Free-Aktivitäten von Crossair und Swissair entstandenen Gesellschaft bis zum Ende des Jahres abgeschlossen haben.
Mit der Integration der Gruppe sieht sich Dufry auf Kurs. Der Integrationsprozess sei gestartet und man rechne mit einem planmäßigen Abschluss der nächsten Phase im ersten Quartal 2015. Ab dann könne mit der Realisierung der angepeilten Synergien von 70 Millionen Franken begonnen werden, so Díaz. Die Integration habe in den kommenden Quartalen die höchste Priorität und soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein. Ab 2016 könnten dann die erhofften positiven Impulse aus der Transaktion geerntet werden.
Die Bewertung macht zunächst einen optisch hohen Eindruck, doch wenn die vorhandenen Barmittel herausgerechnet werden, dann ermäßigt sich das KGV für 2016 auf rund 13. Können die Belastungen über die Währungsschiene abgefedert werden, wäre das eine vernünftige Ausgangsbasis für den Aktienkurs. Analystin Kluge hält einen Kuranstieg auf 180 Franken für angemessen. Gelingt der Vorstoß in diese Region, hätte der Titel 36,2 Prozent Luft nach oben.