Egal, ob bei einer Hafenrundfahrt oder
dem Bummel über die Landungsbrücken:
Wer in Hamburg die großen
Containerschiffe aus nächster Nähe zu
sehen bekommt, kann sich der Faszination
kaum entziehen. Schwer beladen mit
Waren aus aller Welt bescheren sie der
Hansestadt praktisch rund um die Uhr eine
besondere Sehenswürdigkeit. Für die Protagonisten
der Transportbranche ist dieses
Spektakel Routine. Gleichwohl dürfte auch
hier in so manchem Gesicht zuletzt ungläubiges
Staunen zu sehen gewesen sein. Nicht
nur die heftige Korrektur beim Ölpreis
spielt dem energieintensiven Sektor in die
Hände. Auch der Konjunkturaufschwung
in Europa wirkt sich positiv auf die Geschäfte
von Reedereien, Hafenbetreibern
und Logistikdienstleistern aus.
Das ist auch an der Börse angekommen:
Kurz vor dem Ende des ersten Quartals
stand für den Index Stoxx Europe Total
Market Industrial Transportation ein Plus
von knapp 18 Prozent zu Buche. Damit
schnitt der Branchengradmesser ein Stück
besser ab als der breite Aktienmarkt in
Europa. Zu den 38 Mitgliedern dieser
Auswahl zählt die Hamburger Hafen und
Logistik AG. Im vergangenen Jahr baute die
HHLA ihren Umsatz um 5,5 Prozent auf
knapp 1,2 Milliarden Euro aus. Beim Betriebsergebnis
kam das SDAX-Mitglied
überproportional um elf Prozent voran.
Während der Containerumschlag in Hamburg
ein Rekordniveau erreichte, bremste
indes die Russlandkrise das Geschäft -
HHLA betreibt in Odessa, dem zweitgrößten
Hafen der Ukraine, ein eigenes Terminal. Dennoch liegt der Dividendenvorschlag
des Managements mit 52 Cent je
Aktie über den Erwartungen. Obwohl sich
die Hanseaten mit Blick auf das laufende
Jahr gewohnt vorsichtig geben, bleiben
wir daher bei unserer Kaufempfehlung.
Auf Seite 2: Dänen dominieren die Weltmeere
Dänen dominieren die Weltmeere
Ein weiterer Nutznießer des steigenden
Warenumschlags ist A. P. Moeller-Maersk.
Der Konzern betreibt mehr als 600 Schiffe
und kontrolliert damit etwa ein Fünftel
sämtlicher von Asien nach Europa transportierter
Container. Während die Reederei
2014 den Profit um rund die Hälfte steigerte,
zwang der Preisverfall beim schwarzen
Gold die Dänen zu milliardenschweren
Abschreibungen in der zweitgrößten
Sparte, dem Ölgeschäft. Allerdings
hübschte A. P. Moeller-Maersk die 2014er-
Bilanz durch den Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung
an der Dansk Supermarked
Group auf. Zuletzt stieß das Management
auch noch ein 20-Prozent-Paket an der
Danske Bank, dem größten Geldinstitut
des Landes, ab. Der Deal soll rund 5,5 Milliarden
US-Dollar abwerfen, die der Konzern
an die Aktionäre auskehren möchte.
Neben der Möglichkeit weiterer Anteilsverkäufe
spricht die Dynamik in der Kernsparte
für die Maersk-Aktie.
Weniger Triebfeder als vielmehr Bremsklotz
war das Frachtgeschäft zuletzt für die
Deutsche Post. Im vierten Quartal 2014
brach der operative Gewinn des Geschäftszweigs
um knapp die Hälfte ein. Vorstandschef
Frank Appel steuert gegen. Unter anderem
möchte er die IT der Sparte modernisieren
sowie die Warenlogistik effizienter
aufstellen. Vorerst sollten die dazu erforderlichen
Investitionen die Margen belasten.
Dank des boomenden Paket- und Expressgeschäfts
sollten die Bonner den Gewinn
2015 dennoch steigern. Schiebt
zudem der Wirtschaftsaufschwung das
Frachtgeschäft an, ist sogar eine Heraufsetzung
der Prognose vorstellbar. Schließlich
legte Appel die Latte für das laufende Jahr
zunächst recht niedrig. Ein weiteres Argument
für den DAX-Titel ist der deutliche Bewertungsabschlag
gegenüber wichtigen
Konkurrenten.
Das gilt auch im Vergleich zu Kühne &
Nagel. Aktuell zeigt der Schweizer Logistikdienstleister
ein 2016er-KGV von weit
mehr als 20. "Kühne & Nagel hat gegenüber
Vergleichsunternehmen eine berechtigte
Bewertungsprämie", meint Oskar Schenker,
Analyst bei J. Safra Sarasin. Er verweist
auf die Prognose des Unternehmens. Unter
anderem möchte der Schweizer Konzern
2015 in der See- und Luftfracht anderthalb
Mal so stark wachsen wie der Weltmarkt.
Gleichzeitig peilt das Management eine
operative Marge von fünf Prozent nach 4,7
Prozent im vergangenen Jahr an. Schenker
traut Kühne & Nagel die Verbesserungen zu
und rät in einer aktuellen Studie zum Kauf
der Aktie. Wir teilen diese Einschätzung,
zumal die Eidgenossen im Jahr des 125. Firmenjubiläums
an ihrer großzügigen Ausschüttungspolitik
festhalten. Trotz der
jüngsten Kursrally erreicht die Rendite der
im Mai zur Zahlung anstehenden 2014er-
Dividende knapp fünf Prozent.
Im Schatten der Großkonzerne zeigte
zuletzt
ein deutscher Spezialwert aus dem
Transportsektor ein eindrucksvolles
Comeback. Gegenüber dem 2014er-Ultimo
steht für die Logwin-Aktie ein Plus von
knapp 30 Prozent zu Buche. Die ehemalige
Thiel Logistik schaffte in den vergangenen
Jahren den Turnaround. Angeschoben
vom See- und Luftfrachtbereich hat sich
das Betriebsergebnis 2014 mehr als verdoppelt.
In diesem Jahr möchte der Dienstleister
weiter zulegen. Für den Nebenwert
sprechen zudem ein hoher Kassenbestand
sowie ein laufender Aktienrückkauf. Angesichts
der positiven Aussichten ist Logwin
auf KGV-Basis geradezu ein Schnäppchen
im Logistik-Business.
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