Der deutsche Aktienmarkt zeigte sich zuletzt von seiner positiven Seite. Beim Leitindex DAX beläuft sich die jüngste Gewinnserie inzwischen auf immerhin fünf Wochen. Mit am Montag gültigen Punkten ist das bisherige Schlussrekordhoch von Zählern wieder näher gerückt. Insgesamt kommt der DAX in diesem Jahr schon auf ein Plus von rund 25 Prozent.
Aus der Sicht der Analysten bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) befindet sich die Assetklasse Aktien im Spannungsfeld zwischen politischer Unsicherheit, Konjunkturschwäche und Alternativlosigkeit. Einerseits sei die Wahrscheinlichkeit für einen Rücksetzer im Zuge der jüngsten Rally gestiegen, anderer wiesen Aktien trotz der vielfältigen Unsicherheitsfaktoren ein attraktives Chance-Risikoprofil auf.
In einer aktuellen Ausarbeitung verweist man zudem auf politische Risikoherde, die zuletzt an Brisanz verloren haben. Dies gelte in puncto Handelsstreit gleich an zwei Fronten, sowohl mit China als auch mit Europa. So bestehe nun die begründete Hoffnung, dass die im DAX hoch gewichteten Autotitel vorerst keine Strafzölle befürchten müssen.
Außerdem hätten sich die Wogen im Handelsstreit zwischen China und den USA nach den Meldungen in der letzten Handelswoche offenbar geglättet. Inzwischen werde erwartet, dass der avisierte Deal sogar einen Zeitplan für eine Reduzierung der bisher verhängten Strafzölle enthalten wird. Damit nehme das erhöhte Kursniveau bereits wieder einiges vorweg. Die Stimmung zeige aber auch noch keine bedenkliche Euphorie. Bis zum Jahresende erwartet daher zwar keine Fortsetzung der Rally, aber auch keine größeren Rückschläge.
Passend zu dieser Haltung haben wir aus dem von der LBBW beobachteten Anlageuniversum drei deutsche Aktien herausgefiltert, zu denen es Kaufempfehlung mit einem nennenswerten Aufwärtspotenzial gibt. Hinzu kommen zwei Verkaufsempfehlungen, bei denen die Analysten deutliches Rückschlagpotenzial wittern. Unten erfahren Sie mehr zu diesen Werten und zu den Hintergründen für die jeweilige Anlageempfehlung.
ADVA Optical-Aktie
Die erste von drei Kaufempfehlungen der LBBW, die wir vorstellen, ist ADVA Optical. Das Kursziel beziffert der zuständige Analyst Mirko Maier hier auf 8,50 Euro. Das heißt, bei einer aktuellen Notiz von 7,24 Euro müsste dieser Titel um 17,4 Prozent zulegen, damit die Rechnung aufgeht.
Die neuesten Quartalsergebnisse sind laut Maier über den Erwartungen ausgefallen. Das erzielte Umsatzplus von 14,4 Prozent yoy auf 144,3 Millionen Euro liegt deutlich über unseren Erwartungen von 137,5 Millionen Euro. Die schon im zweiten Quartal zu beobachten gewesene starke Nachfrage in Europa habe sich mit dem erzielten Umsatzplus von 27,8 Prozent fortgesetzt. Diesmal habe aber auch Nordamerika mit +18,3 Prozent zum Wachstum beigetragen. In Asien habe sich mit 40,4 Prozent der Abschwung nochmals beschleunigt (erstes Quartal: 20 Prozent; zweites Quartal: 34 Prozent). Bremsend habe sich der Handelskrieg Trump/China ausgewirkt.
Zusätzliche Kosten seien durch kurzfristig aufgebaute Lagerbestände und die begonnene Verlagerung der Fertigung raus aus China angefallen. Durch Kostensenkungen in anderen Bereichen habe ADVA dennoch ein auf 7,4 Millionen Euro gesteigertes operatives Ergebnis (+9,1 Prozent; LBBW-Schätzung: 6,2 Millionen Euro) erreicht und mit 5,1 Prozent ein erfreuliches Margeniveau (LBBW-Schätzung: 4,5 Prozent).
Für das laufende Quartal falle der Umsatzausblick mit 142 bis 152 Millionen Euro erfreulicher aus als erhofft (LBBW-Schätzung: 135,2 Millionen Euro). Die Margen-Guidance von fünf Prozent bis sieben Prozent reflektiert laut LBBW die negativen Kollateralschäden aus dem Handelskrieg. ADVA ist nach Erachten von Maire gut in den Themen Glasfasernetze und Cloud positioniert.
Bei ersterem profitiert ADVA auch vom beginnenden 5G-Aufbau und bei letzterem von seinem mit FSP 3000 TeraFlexTerminal bzw. SDN (Software Defined Network)-Lösung Ensemble Connector ausgebautem Produktportfolio. Man geht davon aus, dass ADVA auch 2020 hiervon bei der Umsatz- und Ertragsentwicklung profitieren dürfte.
Chancen wittert Maier in der guten Positionierung in ausgewählten Produktnischen und ausgesprochenen Wachstumsmärkten. Lobend erwähnt er zudem die hohe Innovationskraft dank hoher F&E-Quote, welche künftige Umsatzpotenziale sichere. Risiken stellen für ihn dagegen die 5G-Investitionen dar, weil dadurch zu Anfang Kapital in mobile und weniger in fixed Netzwerkequipment fließen könnte. Auch werde der beackerte Markt von großen Playern und hoher Wettbewerbsintensität geprägt.
Ganz allgemeine ergänzt Maier auch noch folgendes: Mit den Übernahmen von Oszilloquartz, Overture Networks und MRV Communications habe sich ADVA sowohl auf der Produktseite in Wachstumsbereichen wie Synchronisation, Network Function Virtualization (NFV) und Cloud Access-Lösungen als auch auf der Kundenseite breiter aufgestellt. Damit profitiere ADVA nicht nur vom kommenden 5G-Ausbau, sondern auch vom Siegeszug des Cloudcomputing in Form von Netzwerkequipment für Rechenzentren.
Den bereinigten Gewinn je Aktie taxiert Maier für 2019 auf 0,30 Euro und für 2020 auf 0,52 Euro. Damit würde sich das KGV im kommenden Jahr bei knapp 14 bewegen.
Charttechnik
Der Aktienkurs von ADVA Optical hat in früheren Jahren oft sehr volatil ausgeschlagen. Gemessen daran ist es seit Mai 2015 vergleichsweise ruhig zugegangen. Das zeigt sich an einem vergleichsweise engen mittelfristigen Seitwärtstrend. Solange der Kurs daraus nicht nach oben oder nach unten ausbricht, gibt es keine wirklich nachhaltigen Chartsignale zu verzeichnen.
Profil
Die 1994 gegründete ADVA Optical Networking SE ist ein Anbieter optischer Netzwerkkomponenten. Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt im Bereich Wavelength Division Multiplexing (WDM), eine Technologie zur Übertragung großer Datenmengen über Glasfaserkabel. Mit aktuell rund 1.900 Mitarbeitern adressiert ADVA insbesondere die Telekommunikationsbranche, Internet Service Provider und Cloudanbieter sowie Firmenkunden.
Die internationale Konkurrenz ist groß, doch ADVA kann mit seinen kosteneffizienten Produkten punkten und ist in der Nische der Ethernet-Zugangs-Geräte seit Jahren Weltmarktführer. Durch die Übernahme des US-Konkurrenten MRV in 2017 hat ADVA sein Kundenportfolio insbesondere in Asien und Nordamerika ausgeweitet.
Telefónica Deutschland-Aktie
Bei der zweiten LBBW-Kaufempfehlung zu deutschen Aktien kommt die zuständige Analystin Bettina Deuscher bei Telefónica Deutschland basierend auf einem abgezinsten Cashflow-Berechnungsmodell auf ein Kursziel von 3,80 Euro. Das ist eine Vorgabe, die sich um 34,5 Prozent über den aktuellen Notierungen von 2,825 Euro bewegt.
Die Zahlen für das dritte Quartal entsprachen laut Deuscher mit einem Umsatzplus von 1,9 Prozent und einer Ergebnissteigerung um 0,9 Prozent (adjustiertes EBITDA nach IAS 17) den Markterwartungen. Das adjustierte EBITDA (vor Sondereffekten und Regulierung) und auf Basis neuer Bilanzierungsregeln (IFRS 16) habe sich signifikant auf 601 Millionen Euro (+25,8 Prozent), nach 478 Millionen Euro im Vorjahr.
Die Mehrzahl bedeutender operativer Kennzahlen wie ARPU, Churnrate, Data Traffic hätten sich stabil bzw. positiv entwickelt. Vor allem der dynamische Wachstumstrend der Datenmenge, gemessen in Terabyte, sei ungebrochen. Das Datenvolumen im dritten Quartal habe mehr als dem 1,5-fachen Volumen des Vorjahres entsprochen. Im Vergleich zum vorherigen Quartal habe der Anstieg elf Prozent umfasst. Die Anzahl der Vertragskunden im Mobilfunk (Postpaid) habe im dritten Quartal mehr als 392.000 Nettozugänge verzeichnet, was mit dem O2 Free Portfolio und einem starken Partnergeschäft begründet worden sei. Die Abwanderungsrate der Marke O2 sei niedrig geblieben.
Wichtig für den freien Cashflow seien die Kosten für neues Mobilfunkspektrum. Dafür sei auf den positiven Effekt aus der im September 2019 mit der Regierung abgeschlossenen Vereinbarung (nationaler Mobilfunkpakt) hingewiesen worden. Für den LTE-Ausbau sein eine rasche LTE-Versorgung in sogenannte weiße Flecken zugesagt worden. Im Austausch seien die 5G-Frequenzzahlungsbedingungen mit zinslosen Ratenzahlungen bis ins Jahr 2030 deutlich verbessert worden. Die in der Auktion 2019 erworbenen Frequenzen hätten insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro gekosten und seien ursprünglich sofort zur Zahlung fällig gewesen.
Gleichwohl sei es in den ersten neun Monaten zu einem Rückgang des freien Cashflows gekommen, was mit saisonalen Zahlungen (unter anderem für Mietleitungen, Mobilfunkstationen und ähnliches) begründet wurde. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA habe das 0,9-fache betragen bzw. nach den neuen Bilanzierungsregeln das 1,8-fache. Den Jahresausblick habe das Unternehmen unverändert bestätigt.
Für Deutscher gibt es bei Chancen durch die im europäischen Branchenvergleich attraktive Dividendenrendite. Positiv bewertet sich auch die Akquisition von ePlus, weil das die Marktposition deutlich gestärkt habe und Synergiepotenzial biete. Hinzu komme die gute Spektrum-Ausstattung und das Unternehmen zähle zu den Top 3 Netzanbietern in Deutschland.
Risiken stellen für die LBBW-Analystin dagegen ein fallender Erlöstrend im Festnetz aus rückläufiger Sprachtelefonie dar. Negativ sieht sie auch Regulierungsrisiken sowie den Technologie(-Fortschritt), weil dieser Kapital-intensiv sei. Zu erwähnen seien auch Zusatzkosten für Mobilfunk-Spektrum, der intensive Wettbewerb, die OTT-Konkurrenz und ein neuer vierter Netzbetreiber in Deutschland.
Die Schätzung für den Gewinn je Aktie bewegt sich bei 0,05 Euro für 2019 und bei 0,09 Euro für 2020. Damit ist das KGV optisch relativ hoch. Bei der Dividende beträgt die Schätzung für die beiden genannten Geschäftsjahre jeweils 0,27 Euro je Anteilsschein. Damit winkt basierend auf diesen Annahmen eine Rendite von 9,56 Prozent.
Charttechnik
Der Aktienkurs von Telefónica Deutschland ist von Oktober 2015 bis August 2019 deutlich gefallen. Konkret ging es da mit der Notiz auf Schlusskursbasis von 5,86 Euro auf 2,12 Euro nach unten. Seit dem letztgenannten Rekordtief hat sich eine deutliche Erholungsbewegung entfaltet. Noch ist es dadurch aber nicht gelungen, die wichtigen langfristigen Abwärtstrends zu überwinden. Und erst wenn das gelingt, kann auch auf lange Sicht charttechnische Entwarnung gegeben werden.
Profil
Telefónica Deutschland ist der drittgrößte integrierte Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Die Mehrmarkenstrategie umfasst O2 als die Hauptmarke sowie diverse Zweit- und Partnermarken wie Blau, AY YILDIZ, Ortel Mobile, AldiTalk oder Tchibo mobil.
Zudem wird die Nutzung des eigenen Netzwerks weiteren Telekommunikationsanbietern angeboten. Telefónica Deutschland ist Teil des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefónica S.A.
Wirecard-Aktie
Die dritte Kaufempfehlung der LBBW, auf die wir näher eingehen, ist Wirecard und damit jener Titel, der unter den deutschen Aktien derzeit das meiste Anlegerinteresse auf sich zieht. Der zuständige Analyst Mirko Maier hat das basierend auf einem abgezinsten Cash-Flow-Modell errechnete Kursziel auf 175,00 Euro festgezurrt. Das ist eine Vorgabe, die sich um 45,4 Prozent über den aktuellen Notierungen von 120,35 Euro bewegt.
Zu den von dem Unternehmen vorgelegten aktuellen Geschäftszahlen erklärt Maier, dass die Quartalsergebnisse erfreulich ausgefallen seien. Mit dem vermeldeten Umsatzplus von 36,8 Prozent auf 731,5 Millionen Euro habe Wirecard die Erwartungen übertroffen. Treiber seien ein um 37,9 Prozent höheres Transaktionsvolumen und ein mit fünf Basispunkten auf 1,56 Prozent relativ geringer Rückgang der durchschnittlich vereinnahmten Marge gewesen.
Beim operativen Ergebnis, gemessen am EBITDA, das mit 211 Millionen Euro zwar die Marktannahmen gleichfalls übertroffen hat, habe er sich mit 218 Millionen Euro etwas mehr erhofft. Insbesondere die mit den Ermittlungen in Asien einhergehenden zusätzlichen Ausgaben für Anwälte, Wirtschaftsprüfer, etc. hätten die sonstigen betrieblichen Ausgaben stärker in die Höhe getrieben, als von ihm gedacht.
Die Guidance für 2019 habe das Unternehmen mit einem EBITDA von 765 Millionen bis 815 Millionen Euro bekräftigt. Um das obere Ende der Range zu erreichen, müsste die Gesellschaft im vierten Quartal ein ambitioniertes Ertragsplus von 58 Prozent erzielen. Für das untere Ende würden 28 Prozent genügen. Maier orientiert sich mit +40,6 Prozent auf 788,1 Millionen Euro am Mittelweg. Die Managementaussagen seien positiv und die Pipeline an neuen Kunden bzw. Produkten erscheine voll. Die Zuversicht äußere sich auch im ersten Blick des Unternehmens auf 2020, wo ein weiteres operatives Ertragsplus auf 1,0 bis 1,12 Milliarden Euro (LBBW-Schätzung: 1,06 Milliarden Euro) avisiert werde.
Die laufende Sonderprüfung durch KPMG solle die neuerlichen Vorwürfe der Financial Times widerlegen. Der Bericht hierzu werde für Ende des ersten Quartals 2020 erwartet. Danach sollten die fundamentalen Daten wieder stärker Berücksichtigung in der Kursentwicklung finden.
Zu den Chancen bei Wirecard sind laut Maier ein sehr dynamisches Marktwachstum zu zählen, ein umfangreiches Leistungsportfolio, eine sehr gute Marktstellung. Zudem werde der Cashzufluss von Softbank auch für Aktienrückkäufe genutzt. Als Risiken einzustufen seien dagegen ein hohes Bewertungsniveau, die niedrige Dividendenrendite sowie das noch ausstehende Ergebnis der Untersuchung in Singapur durch die Behörden. Zu beachten sei außerdem die erhebliche Volatilität des Aktienkurses, auch bedingt durch Shortseller-Aktivitäten.
Die Schätzung für den Gewinn je Aktie bewegt sich für die Jahre 2019 und 2020 bei 4,37 Euro und 5,65 Euro, so dass sich für das kommende Jahr ein geschätztes KGV von 21,3 ergibt.
Charttechnik
Die Aktien von Wirecard haben von Februar 2003 bis September 2018 einen Anstieg von 0,77 Euro auf 195,75 Euro vorzuweisen. Angesichts dieser Vorstellung dürfte wohl jeder einzelne Investor im genannten Zeitraum zufrieden gewesen sein. Begleitet von Bilanztricks-Vorwürfen hat der Titel zuletzt aber den Faden verloren. Der langfristige Aufwärtstrend ist dadurch in einem mittelfristigen Seitwärtstrend übergegangen, wobei letzterer auch aktuell noch als intakt zu bezeichnen ist.
Profil
Als sogenannte Payment Service Provider (PSP) übernimmt Wirecard für die Kunden die Abwicklung des Zahlungsverkehrs mit dem Endverbraucher im Online-Handel und (in geringerem Umfang) auch am POS. Die Kundenbasis ist mit weltweit über 300 000 Händlern breit gestreut und reicht von Sportwetten-Anbietern über Fluglinien bis hin zu stationären Einzelhändlern, denen ein umfangreiches Produkt- und Leistungsportfolio zur Verfügung steht. Wachstumstreiber für Wirecard sind zum Beispiel das anhaltende Wachstum im eCommerce, die Substitution von Bargeld durch Kartenzahlungen und mobiles Bezahlen.
ElringKlinger-Aktie
Eine der beiden Verkaufsempfehlungen der LBBW, die wir in diesem Beitrag beleuchten, heißt ElringKlinger. Das Kursziel hat der zuständige Analyst Werner Schirmer hier zwar kürzlich deutlich von 4,50 Euro auf 5,50 Euro erhöht. Gemessen an der aktuellen Notiz von 7,64 Euro lässt das aber noch immer Raum für einen Rückgang von 28 Prozent.
Zur aktuellen Geschäftsentwicklung hält Schirmer fest, dass der Umsatz im dritten Quartal organisch um vier Prozent und damit stärker als die weltweite Automobilproduktion (3,6 Prozent) gestiegen ist. Die operative Marge vor Kaufpreisallokationen habe 4,8 Prozent (Vorjahr 5,9 Prozent) erreicht, gegenüber 2,0 Prozent im zweiten Quartal 2019.
Leicht positiv habe sich die Nettoverschuldung mit 681,5 Millionen Euro (Ende zweites Quartal: 699,9 Millionen Euro) durch einen freien Cashflow von 30,8 Millionen Euro (Vorjahr 46,5 Millionen Euro) entwickelt. Nach einer adjustierten operativen Marge von 2,9 Prozent nach neun Monaten in 2019 (neun Monate 2018: 5,5 Prozent) erwarte das Unternehmen weiterhin eine Marge von 45 Prozent für 2019. Da sich der Ausblick für die weltweite Automobilproduktion weiter eingetrübt hat, bleibt dieses Ziel nach Erachten der LBBW ambitioniert.
Chancen ergäben sich durch die Markt- und Technologieführerschaft bei Zylinderkopfdichtungen, dank vielversprechender neuer Produkte und einem hohen Auftragsbestand, vor allem bei Leichtbaukomponenten. Risiken bestünden dagegen durch Kapazitätsengpässe bei Abschirmblechen, eventuell ausbleibenden Erfolgen neuer Produkte, der relativ hohen Verschuldung sowie der niedrigen Marge.
Ganz allgemein heißt es auch noch, im Rahmen der Transformation der Automobilindustrie konzentriere sich ElringKlinger verstärkt auf Produkte für Lithium-Ionen-Batterien, Brennstoffzellen und Leichtbaukomponenten. Ziel der Neuausrichtung sei es, die sinkenden Volumina der Produkte für Verbrennungsmotoren (vor allem Dichtungen) zu kompensieren. Die Schätzung für den Gewinn je Aktie in 2019 bewegt sich bei 0,24 Euro (2018: 0,69 Euro) und für 2020 bei 0,59 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von rund 13.
Charttechnik
Während sich die Aktionäre von ElringKlinger von 2003 bis 2007 angesichts eines da verbuchten sehr starken Anstiegs noch die Hände reiben dürften, sieht es in Sachen Performance seit dem vierten Quartal 2013 mau aus. Seitdem hat sich ein Abwärtstrend gebildet, der das Chartbild nicht gut aussehen lässt. Eine seit August laufende scharfe Erholungsbewegung nährt die Hoffnung auf ein Ende der Malaise. Nachhaltig vollzogen ist die Trendwende charttechnisch gesehen aber noch nicht.
Profil
ElringKlinger ist einer der größten Lieferanten von Zylinderkopf- und Spezialdichtungen für den kompletten Antriebsstrang. Zudem stellt das Unternehmen Leichtbau, Batterie- und Brennstoffzellenkomponenten, Abgasreinigungstechnologie sowie Abschirmteile für Motor, Getriebe, Abgasanlage und den Unterboden her.
Kunden sind sowohl die Hersteller in der Pkw- und Nutzfahrzeugindustrie wie auch der Ersatzteilemarkt. Im Geschäftsbereich Kunststofftechnik werden PTFE-Produkte (Teflon) für die Automobilindustrie, den Maschinenbau sowie die Medizintechnik hergestellt.
Hannover Rück-Aktie
Bei der zweiten Verkaufsempfehlung der LBBW, zu der wir hier Stellung nehmen, handelt es sich um die Aktien von Hannover Rück. Wie bei ElringKlinger hat der zuständige Analyst Werner Schirmer auch hier jüngst das Kursziel deutlich von 115,00 Euro auf 130,00 Euro angehoben. Das ist aber noch immer eine Vorgabe, die sich um 21, 6 Prozent unter der aktuellen Notiz von 165,80 Euro bewegt.
Vor diesem Hintergrund hat die LBBW die Verkaufen-Empfehlung, für den MDAX-Vertreter bestätigt. Wobei das auch damit zu tun hat, dass man den Titel im Vergleich zu den europäischen Blue-Chip-Versicherern mit Blick auf Substanzwert und Gewinnaussichten für zu hoch bewertet hält.
Zu den von dem Unternehmen vorgelegten Zahlen für das dritte Quartal 2019 sagte Schirmer, diese seien nur auf den ersten Blick deutlich besser als erwartet ausgefallen (Nettoergebnis plus 100 Prozent versus drittes Quartal 2018 auf 341 Millionen Euro; Konsens: 277 Millionen Euro). Die Ergebnisüberraschung stamme nämlich vor allem aus dem Kapitalanlageergebnis. Daher habe auch die Personenversicherung mit einem Nettoergebnis von 145 Millionen Euro (drittes Quartal 2018: 54 Millionen Euro) die Konsensschätzungen (76 Millionen Euro) deutlich übertroffen.
Das Nettoergebnis der Schaden- & Unfallrückversicherung sei hingegen um zwölf Prozent auf 209 Millionen Euro zurückgegangen (Konsens: 215 Millionen Euro). Operativ habe die Sparte stark enttäuscht, da die Combined Ratio (= Verhältnis von Schaden- & Verwaltungsaufwand zu Prämien) von 98,7 Prozent auf 102,1 Prozent gestiegen sei (Konsens: 97,3 Prozent). Hier hätten vor allem Hurrikan Dorian (189 Millionen Euro), Taifun Faxai (76 Millionen Euro) sowie die Thomas Cook-Pleite (112 Millionen Euro) zu Buche geschlagen.
Positiv sieht er aber, dass der Management-Ausblick für das Nettoergebnis im Gesamtjahr 2019 von 1,1 Milliarden Euro auf 1,25 Milliarden Euro angehoben wurde (LBBW-Schätzung: 1,28 Milliarden Euro), zumal nach neun Monaten bereits 1,0 Milliarden Euro verdient worden sind. Im kommenden Jahr werde - angesichts des Wegfalls von Einmaleffekten in den Kapitalanlageerträgen (vor allem 100 Millionen Euro durch die Neubewertung der Viridium-Anteile) - mit einem Rückgang auf 1,2 Milliarden Euro gerechnet.
Zu den Chancen sei eine im Branchenvergleich sehr geringe Verwaltungskostenquote zu rechnen, eine relativ hohe Eigenkapitalrendite und ambitionierte strategische Ziele des Managements. Hinzu kämen eine vergleichsweise konservative Kapitalanlagenstruktur und gute Kapitalausstattung. Zu den Risiken zählt Schirmer dagegen den hohen Konkurrenzdruck in vielen Sparten der Schaden- & Unfallrückversicherung, die hohen Risiken durch Katastrophen bzw. die starke Abhängigkeit vom Retrozessionsmarkt. Mit Blick auf Übernahmefantasien sei zudem eine unattraktive Aktionärsstruktur zu beachten.
Die Schätzung für den Gewinn je Aktie bewegt sich für 2019 bei 10,62 Euro nach 8,79 Euro im Vorjahr und bei 9,99 Euro für 2020. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 16,6. Bei der Dividende sehen die Prognosen für das laufende und das kommende Jahr Zahlungen von 5,50 Euro bzw. 5,75 Euro je Anteilsschein vor. Das verspricht für 2019 eine Dividendenrendite von gut 3,3 Prozent.
Charttechnik
Nach viel Lethargie im Jahrzehnt davor, schlägt sich der Aktienkurs von Hannover Rück seit Oktober 2008 blendend. Ist die Notiz doch seitdem bis heute von 15,70 Euro auf 165,80 Euro gestiegen. Das letztgenannte Schlussrekordhoch stammt vom 11. November und ist somit taufrisch. Den langfristigen Aufwärtstrend untermauert das als völlig intakt.
Profil
Mit rund 18 Milliarden Euro Bruttoprämienvolumen ist Hannover Re der weltweit drittgrößte Rückversicherer. Mit seinen beiden Geschäftsfeldern Schaden-Rückversicherung (62 Prozent der Bruttoprämien) und Personen-Rückversicherung (38 Prozent der Bruttoprämien) decken die Hannoveraner praktisch alle wesentlichen Sparten ab. Das Unternehmen ist auf allen Kontinenten präsent und unterhält Geschäftsbeziehungen zu rund 5000 Kunden in ca. 150 Ländern.
37 Prozent der Bruttoprämien des Konzerns entfielen im Jahr 2018 auf Europa und 35 Prozent auf Nordamerika. Das Deutschlandgeschäft des Konzerns, das für 7 Prozent der Prämien steht, wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betreut. Der ebenfalls in Hannover ansässige Versicherungskonzern Talanx hält 50,2 Prozent der Hannover Rück-Aktien.