Die Lufthansa warnte, bei einem Nein von ihm zur dafür notwendigen Kapitalerhöhung könnte das Finanzpaket auf dem Aktionärstreffen durchfallen. Europas größte Airline müsste dann womöglich ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen. Von Thiele geforderte Gespräche zu einer Änderung des mühsam ausgehandelten neun Milliarden Euro teuren Plans lehnte Bundesfinanzminister Olaf Scholz jedoch ab. "Das ist verhandelt. Punkt", sagte der SPD-Politiker. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich nicht äußern.

Das Paket sei eine "gut abgewogene Lösung" mit der EU-Kommission, der Bundesregierung und dem Unternehmen, erklärte Scholz in Berlin. Er setze darauf, dass die Aktionäre die Lösung unterstützten. Der Lufthansa-Vorstand appellierte an die Aktionäre "eindringlich", sich bis 20. Juni noch zur Teilnahme an der am 25. Juni geplanten virtuellen Hauptversammlung zu registrieren und ihr Stimmrecht auszuüben. Bei einer Präsenz von weniger als 50 Prozent der Stimmrechte braucht der Finanzplan nur eine Zweidrittelmehrheit. Thiele, der seinen Anteil an der Lufthansa inzwischen um gut rund fünf Prozentpunkte auf 15,52 Prozent aufgestockt hat, könnte damit bei knapp 47 Prozent Anwesenheit den Beschluss ganz alleine zu Fall bringen. Über eine Sprecherin des Zulieferers Knorr Bremse, der Thiele gehört, erklärte der 79-Jährige, nichts zur Befürchtung der Lufthansa sagen zu wollen.

THIELE - KEINE STAATSBETEILIGUNG


"Die Lufthansa braucht für Sanierung und Gesundung keine Staatsbeteiligung. Wenn die Bundesregierung hilft, dann soll sie das minimalinvasiv machen und sich nicht mit allen möglichen Rechten ausstatten lassen", sagte Thiele der "FAZ". Ihm ist vor allem der Staatsanteil von 20 Prozent ein Dorn im Auge, der unter bestimmten Bedingungen auf eine Sperrminorität von 25 Prozent steigen könnte. Er wolle nicht blockieren oder bremsen, aber über Alternativen sprechen. Über das Ausmaß der Staatsbeteiligung war länger gestritten worden. Dabei waren CDU/CSU überwiegend dafür, dass sich der Staat bei dem Unternehmen heraushalten soll. Sozialdemokraten verlangten Mitsprache. Das wurde per Vereinbarung zwar weitgehend ausgeschlossen. Thiele rechnet dennoch mit politischer Einmischung und dadurch etwa hohen Kosten beim Abbau von Arbeitsplätzen. In der Airline-Gruppe sind insgesamt 26.000 der 138.000 Jobs gefährdet.


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DEKA WARNT VOR SCHEITERN - "NUR VERLIERER"


Die ebenfalls an der Lufthansa beteiligte Fondsgesellschaft Deka Investment mahnte zur Eile. "Die staatlichen Finanzhilfen für die Lufthansa stehen außer Frage, die Zeit drängt", erklärte Vanessa Golz, bei Deka für die Airline zuständig. Die Position der Aktionäre in dem Deal könne allenfalls mit Augenmaß verbessert werden. Die Lufthansa brauche schnell ein Zukunftskonzept. "Ansonsten gibt es nur Verlierer: die Lufthansa-Mitarbeiter, der Steuerzahler und die Aktionäre."

Nach Einschätzung des Lufthansa-Vorstands geht dem Unternehmen ohne staatliche Finanzhilfe Ende Juni das Geld aus. Passagierflüge kamen wegen der Reisebeschränkungen gegen die Pandemie für drei Monate weitgehend zum Erliegen. Nach dem von Bundesregierung und Lufthansa ausgehandelten Plan soll der staatliche Rettungsfonds WSF für das Aktienpaket 306 Millionen Euro zahlen. Weitere 5,7 Milliarden Euro sollen über eine Stille Einlage fließen, dazu kommen drei Milliarden Euro in Form eines Kredites der Staatsbank KfW. Der Staat zahlt für die neuen Aktien nur den Nennwert von 2,56 Euro - gut ein Viertel des aktuellen Börsenkurses.

Für die Anteilseigner bedeutet die Kapitalerhöhung einen Wertverlust ihrer Aktien. Bei einer Insolvenz, die nach den Worten Thieles nicht ausgeschlossen werden sollte, droht den ihnen ein Totalverlust. Die Lufthansa prüfte dazu bereits ein Schutzschirmverfahren. Sie bräuchte dann einen Massekredit vom Staat, um weiterarbeiten zu können und hätte drei Monate Zeit, einen Restrukturierungsplan vorzulegen.

rtr