Für das gerade angelaufene Geschäftsjahr 2015/16 prognostizierte der Konzern aus der gleichnamigen Stadt südwestlich von Tokio am Freitag einen leichten Absatzrückgang auf 10,15 Millionen Fahrzeuge. Im Jahr zuvor waren es 20.000 Stück mehr. Damit wird der Weg für Volkswagen frei, den Erzrivalen erstmals von der Weltmarktspitze zu verdrängen. Die Wolfsburger, bisher auf Rang zwei vor der Opel-Mutter General Motors, haben im vergangenen Jahr weltweit 10,14 Millionen Pkw und Lkw losgeschlagen und wollen sich in diesem Jahr steigern. Bei der Ertragskraft bleiben die Japaner jedoch das Maß aller Dinge.

Beflügelt vom schwachen Yen steigerte der japanische Vorzeigekonzern den Nettogewinn im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 um knapp ein Fünftel auf 2,2 Billionen Yen, umgerechnet 16,2 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr nimmt sich Toyota ein deutlich geringeres Plus von 3,5 Prozent vor. Gleichwohl wäre es das dritte Jahr in Folge mit einem Rekord.

"Toyota wird das unsinnige Wettrennen um die Volumenführerschaft eventuell in diesem Jahr verlieren", sagte Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI. Bei der Profitabilität blieben die Japaner jedoch mit weitem Abstand vorne. Der Konzern nimmt sich dieses Jahr eine operative Umsatzrendite von 10,2 (Vorjahr 10,1) Prozent vor. Das sind Werte, von denen sonst Hersteller für den Massengeschmack nur träumen können.

Im Autogeschäft erzielte Toyota in seinem Schlussquartal von Januar bis März eine operative Marge 8,2 Prozent. Volkswagen erwirtschaftete im gleichen Zeitraum 6,3 Prozent. GM kam auf 5,8 Prozent.

Bei Premium-Herstellern bleibt naturgemäß mehr vom Umsatz hängen, weil sie höhere Preise verlangen können. Aber auch diese spüren den Atem von Toyota im Nacken: Bei der VW-Tochter Audi lag die Marge vor Zinsen und Steuern im ersten Quartal bei 9,7 Prozent, gefolgt von BMW mit 9,5 Prozent in der Autosparte. Mercedes-Benz kam auf 9,4 Prozent.

Toyota profitiert von seiner weltweiten Präsenz. Während VW auf dem wichtigen US-Markt eine Nischenrolle spielt, fuhren die Japaner dort ein Fünftel ihres Betriebsgewinns ein. Auf dem sich langsam erholenden Markt in Europa spielt der Branchenprimus dagegen eine sehr viel kleinere Rolle. Deshalb fallen derzeit die Probleme in Russland bei Toyota weniger ins Gewicht.

Die Japaner exportieren etwa die Hälfte ihrer in der Heimat produzierten Fahrzeuge. Durch den schwachen Yen können sie diese im Ausland günstiger anbieten. Derzeit ist die Heimatwährung also ein Vorteil für Toyota. Das kann sich jedoch ändern. "Wenn sich die Währungskurse drehen, muss Toyota zeigen, wie stark sie wirklich sind", sagte NordLB-Analyst Frank Schwope.

Reuters