Die Unternehmen in den USA sind auf Aktienrückkäufe ganz versessen. Allein im Vorjahr wurden dort eigene Aktien im Wert von umgerechnet gut 600 Milliarden Euro zurückgekauft. In dieser Größenordnung gelten sogenannte Share Buybacks sogar als wichtige Stütze für den laufenden Bullenmarkt. Untermauert wird diese These dadurch, dass sich Aktienrückkäufer in den vergangenen Jahren im Schnitt besser als der Gesamtmarkt entwickelt haben. Sollte die Fed allerdings tatsächlich die Zinswende einleiten, würden sich die Rahmenbedingungen verschlechtern, und die Rückkaufwelle in den USA könnte künftig ein wenig abebben.

Vorteilhafter gestaltet sich dagegen die Lage in Japan. Dort sind die Aktienrückkäufe in den vergangenen Jahren zwar auch schon gestiegen, sie werden aber dennoch im auslaufenden Fiskaljahr sehr deutlich hinter dem Volumen zurückbleiben, das in den USA erreicht wird. Das lässt Luft nach oben. Außerdem dürften in Japan die Finanzierungsbedingungen unverändert günstig bleiben, weil die Notenbank vermutlich an ihrer sehr expansiven Geldpolitik festhalten wird. Der bei der Inflationsrate angestrebte Zielwert von zwei Prozent ist jedenfalls noch weit entfernt.

Zusätzlich gibt es noch zwei weitere wichtige Einflussfaktoren. Zum einen strebt die Regierung höhere Eigenkapitalrenditen bei den japanischen Unternehmen an. Ein Mittel dazu ist die Verringerung der Aktienbasis, indem man eigene Aktien einzieht. Handlungsbedarf besteht allemal, kommen die Nikkei-225-Vertreter laut BNP Paribas im Schnitt doch nur auf eine Eigenkapitalrendite von 8,3 Prozent, während es bei den S & P-500-Index-Mitgliedern 17,7 Prozent sind.

Zum anderen drängen aktivistische Investoren Japans Firmen zu einer aktionärsfreundlicheren Politik als bisher. Zum Forderungskatalog zählen höhere Dividenden und Aktienrückkäufe. Ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn auf Unternehmensebene ein Umdenken stattfindet, ist der Automatisierungs- und Roboterspezialist Fanuc. Seitdem der US-Hedgefonds Third Point im Februar eine aktionärsfreundlichere Politik im Verbund mit Aktienrückkäufen forderte, hat der Vorstand die Dividende bereits erhöht und zieht auch Rückkäufe in Erwägung. Der Aktienkurs hat um rund ein Drittel zugelegt.

Die Finanzierung von Aktienrückkäufen ist für japanische Konzerne kein Problem, saßen sie doch zum Jahresende auf liquiden Mitteln von 231 Billionen Yen - das sind umgerechnet 1,77 Billionen Euro und entspricht rund 36 Prozent des japanischen Bruttoinlandsprodukts.

Laut dem Research-Institut I-N Information Systems dürften im Fiskaljahr 2014 Aktien im Wert von 3,29 Billionen Yen zurückgekauft worden sein. Im Jahresvergleich wären das rund 70 Prozent mehr, und das wäre gleichbedeutend mit dem höchsten Stand seit dem Fiskaljahr 2008. Nomura rechnet für das Fiskaljahr 2015 mit einem weiteren Anstieg auf 3,5 Billionen Yen. Dazu sollen noch Dividendenzahlungen von 10,7 Billionen Yen kommen. Auch mittelfristig wird mit steigenden Rückzahlungen an die Aktionäre gerechnet, zumal am 1. Juni neue Vorschriften und Leitlinien in Kraft treten, die die Führung von Konzernen verbessern sollen.



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Aktionärsinteressen im Fokus

Außerdem steckt der staatliche Pensionsfonds nicht nur allgemein mehr Geld in Aktien, sondern investiert gezielt in den JPX-Nikkei-Index 400. Dieser besteht aus Aktien von Unternehmen, die ihr Kapital effizient nutzen und deren Management Anlegerinteressen stark berücksichtigt.

Nicholas Price, der Fondsmanager des Fidelity Japan Aggressive Fund, kommentiert das wie folgt: "Japans Unternehmen konzentrieren sich stärker als bisher auf ihre Kapitaleffizienz und die Interessen der Aktionäre." Als Beleg verweist er auf Dividendenzahlungen in Rekordhöhe und stark gestiegene Aktienrückkäufe. Auch die Bewertung spreche aktuell für Japans Aktien. "Gemessen am historischen Kurs- Gewinn-Verhältnis sind japanische Aktien derzeit günstig", so der Fondslenker. "Gegenüber dem US-Markt weisen Japans Unternehmen aktuell einen Bewertungsabschlag auf." Zusammen mit einem intakten charttechnischen Aufwärtstrend und der Tatsache, dass die Notenbank bei Kursschwächen immer wieder als Käufer einspringt, führt das zu einer günstigen Ausgangslage. So traut J P Morgan dem derzeit bei etwa 1200 Punkten notierenden Topix- Index bis März 2017 einen Anstieg auf gut 2000 Punkte zu.

Setzt sich die Hausse an der japanischen Börse fort, dürften Aktienrückkäufer bei der Wertentwicklung vorn mitspielen. Einfach umsetzen lässt sich diese Strategie mit dem Zertifikat der Société Générale auf den Solactive-Japanese-Buyback-Index. Seit Beginn der Berechnung im November 2008 hat der Index in Yen 278 Prozent zugelegt und den Gesamtmarkt abgehängt.



Wer die Idee mit Einzelaktien umsetzen will, der hat die Qual die Wahl, haben im gerade zu Ende gehenden Fiskaljahr doch 505 Unternehmen eigene Anteilscheine zurückgekauft. Unter den größeren Gesellschaften, deren Aktien auch in Deutschland gehandelt werden, überzeugen der Mischkonzern Mitsubishi, der Autobauer Toyota, das Kreditinstitut Mitsubishi UFJ Financial Group und der Telekomkonzern Nippon Telegraph & Telephone. Hier winken nicht nur Aktienrückkäufe. Auch die Bewertungen sind moderat, und die Notierungen bewegen sich in charttechnischen Aufwärtstrends.

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