"Noch nie war es so günstig, an der Börse zu handeln": Mit dieser Ankündigung ging flatex im Jahr 2006 als neuer "Volks-Online-Broker" mit fünf Euro pro Trade an den Start. Seitdem sind fast 13 Jahre vergangen, doch auf dem deutschen Broker-Markt hat sich nicht mehr viel getan. Das könnte sich nun ändern.
Denn kurz nach Jahresbeginn ist mit der Trade Republic Bank in Berlin ein neuer Broker gestartet, der für Aktien- und ETF-Orders gar keine Provisionen mehr verlangt. Pro Trade soll nur noch eine Fremdkostenpauschale von einem Euro für die Abwicklung anfallen. Seit dem 9. Januar können sich alle Interessierten mit ihrer E-Mailadresse in die Warteliste für die App der Trade Republic eintragen.
Deutsche Banklizenz und HSBC als Partner
Während das FinTech seine Kunden erst noch gewinnen muss, hat es seine durchaus namhaften Kooperationspartner anscheinend schon überzeugt: Bei der Transaktionsabwicklung kooperiert das Unternehmen mit der HSBC, bei der Verwahrung der Kundengelder mit der Berliner solarisBank. Seit 2017 ist zudem die börsennotierte sino AG strategischer Investor.
Ihre Lizenz als deutsche Wertpapierhandelsbank hat die Trade Republic im vergangenen Dezember erhalten. Auf dieser Basis will das Unternehmen, wie andere deutsche Broker auch, einen umfangreichen Depotservice anbieten. Dazu gehören etwa das Auszahlen von Dividenden, das Bearbeiten von Kapitalmaßnahmen oder Hauptversammlungen sowie die Abrechnung der Steuern aus Wertpapiergeschäften und die Erstellung der Jahressteuerbescheinigung.
Anleger können ohne Provision hunderte Euro sparen
Möglich wird das Angebot der Trade Republic insbesondere durch Automatisierung, die schlichtweg weniger Kosten verursacht als die veralteten IT-Systeme mancher Großbanken, wie Christian Hecker, einer der drei Gründer der Trade Republic, letzte Woche im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte.
Sie machen Börsenhandel provisionsfrei: das Gründerteam der Trade Republic (v.l.n.r.: Thomas Pischke, Christian Hecker und Marco Cancellieri) im Berliner Trade Republic Büro
So ist die Trade Republic tatsächlich der erste mobile Broker aus Deutschland, der seinen Kunden nur noch eine Fremdkostenpauschale von einem Euro berechnet - dauerhaft und unabhängig von der Ordergröße. Wer pro Jahr also 30 bis 40 Transaktionen ausführen lässt, kann durch den Wegfall von Orderprovisionen bereits mehrere Hundert Euro sparen.
6.100 Aktien, Spreads an Xetra gebunden
Das Handelsuniversum der Trade Republic umfasst 6.100 deutsche und internationale Aktien. Eine breite Auswahl an ETFs will der Broker ebenfalls anbieten. Gehandelt wird über das elektronische Handelssystem Lang & Schwarz Exchange (LSX) der Börse Hamburg. Einen Vorteil der LSX dürften viele Börsianer bereits kennen: die langen Handelszeiten von 7:30 bis 23 Uhr.
Auch bei der Kursqualität müssen die zukünftigen Kunden der Trade Republic anscheinend keine Abstriche machen. Die Kursspannen (Spreads) der XETRA-Werte sind auf der LSX an den Referenzmarkt XETRA gebunden, dem bedeutendsten deutschen Handelsplatz. Dies geht aus dem Regelwerk der LSX hervor. Zudem sind die Quotes an der LSX genauso gut wie die von Lang & Schwarz im außerbörslichen Handel gestellten Preise. Lang & Schwarz ist einer der größten Market-Maker in Deutschland.
Warteliste ist geöffnet
Ob die Trade Republic App hält, was sie verspricht, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Dann sollen die ersten Kunden von der Warteliste für die Depoteröffnung freigeschaltet werden. Bis dahin sieht es so aus, als könnte nun auch die Trade Republic seinen Kunden bald zurufen: "Noch nie war es so günstig, an der Börse zu handeln."
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