Herzklopfen nach dem Herzschlagfinale:
Als Hermann Albrecht (54)
alias "vbg 99" den Hauptpreis des
Börsenspiels Trader 2014 entgegennahm,
liefen nicht nur den eingefleischten Automobilisten
unter den rund 200 Gästen
wohlige Schauer über den Rücken. Schon
der Sound des blitzblank polierten weißen
Jaguar F-Type Coupés ist ein Nervenkitzel
der besonderen Art.
Nervenkitzel war auch im Börsenspiel
selbst reichlich geboten. Auch wenn die
nackten Zahlen - mehr als 800 000 Euro
Vorsprung - nach einem souveränen Sieg
aussahen, fiel die Entscheidung erst in den
letzten Stunden. Während der Spieler
"roter Bär" auf der Zielgeraden - offenbar
im Gefühl des sicheren Sieges - keinen
Trade mehr wagte, ging Albrechts Matchplan
erst kurz vor Torschluss auf. Mit
einem stark gehebelten Put auf den Goldpreis
zog der glückliche Gewinner am letzten
Spieltag, dem 31. Oktober, noch am bis
dahin Führenden vorbei.
Bei aller Freude über den Traumwagen
im Wert von mehr als 70 000 Euro waren
die Gedanken des Siegers auch beim Zweitplatzierten.
Bei der Preisverleihung in der
Frankfurter Klassikstadt, die mit ihrem
Oldtimer-Museum einen würdigen Rahmen
für die Veranstaltung stellte, erklärte
Albrecht: "Ich will mir nicht ausmalen, wie
es ihm geht." Das blieb die einzig ungeklärte
Frage des Abends, denn "er hat sich
bisher nicht gemeldet", erklärte Anouch
Wilhelms von der Commerzbank, die das
Börsenspiel inzwischen zum zwölften Mal
veranstaltet hat. BÖRSE ONLINE war von
Anfang an als Medienpartner mit dabei.
Der Sieger ist ein alter Hase im Börsengeschäft:
Mit dem Investieren begann er
1986. Nach dem berüchtigten Crash vom 19.
Oktober 1987 beschloss er, sich nicht mehr
auf Bankberater zu verlassen, sondern seine finanziellen Angelegenheiten selbst
zu regeln. Dabei halfen ihm sowohl BÖRSE
ONLINE als auch der Nachrichtensender
n-tv, die beide 1987 gegründet wurden, wie
die Moderatorin des Abends, Sibylle
Scharr-Machefer, herausstellte.
JEG
Auf Seite 2: Der Sieger des Börsenspiels im Interview
Glücksritter mit goldenem Näschen
HERMANN ALBRECHT
ist seit 1986 an
der Börse aktiv.
Am Trader-
Börsenspiel
hat er
bislang jedes Jahr
teilgenommen.
BÖRSE ONLINE: Herr Albrecht, herzlichen
Glückwunsch zum Gewinn des
Börsenspiels Trader 2014. Wann haben
Sie erstmals realisiert, dass Ihnen der
Sieg nicht mehr zu nehmen war?
Hermann Albrecht: Ich wusste am Ende
des Börsenspiels schon, dass meine Taktik,
auf einen fallenden Goldpreis zu setzen,
funktioniert hatte. Ich wusste allerdings
nicht, wie gut meine Konkurrenz in
den letzten Spieltagen war. Dass ich am
Ende tatsächlich gewonnen hatte, erfuhr
ich erst am Montag nach dem Spiel.
Dann war die Freude natürlich groß.
Sie hatten im wahrsten Sinne des Wortes
ein goldenes Näschen. Denn Sie
haben kurz vor knapp auf einen fallenden
Goldpreis gesetzt. Warum dachten
Sie, dass es erneut abwärtsgehen
würde mit dem Edelmetall?
Auf einen fallenden Goldpreis zu setzen
hatte ich von Anfang an geplant, schon
vor Beginn des Börsenspiels. Das Problem war jedoch, auch den richtigen
Zeitpunkt zu erwischen. Ich hatte großes
Glück, dass mir beim Einstieg ein hoch
gehebeltes Zertifikat zur Verfügung
stand und meine erwartete Kursbewegung
im Goldpreis tatsächlich auch
während
des Börsenspiels stattfand.
Warum haben Sie denn überhaupt auf
einen fallenden Goldpreis gesetzt?
Aus rein charttechnischen Gründen. Ich
spekuliere seit zwei Jahren auf
fallende Preise beim Gold. Das Edelmetall
schien
mir auch während
des Börsenspiels
weiterhin charttechnisch
angeschlagen zu sein.
Fundamentale Gründe spielen bei Ihrer
Geldanlage keine Rolle?
Ich bin seit 1986 an der Börse aktiv. Anfangs
habe ich mich viel mit fundamentalen
Rahmendaten beschäftigt. Allerdings
bin ich kein Betriebswirt. Ich habe
mir das fundamentale Basiswissen über
die Jahre zwar selbst angeeignet, unter
dem Strich war das aber sehr aufwendig.
Charttechnik funktioniert viel einfacher.
Und offensichtlich auch mit Erfolg.
Apropos Erfolg: Was war das Geheimnis
Ihres Erfolgs beim Trader 2014?
Ich verfüge über ein gutes Money-Management
und habe auch im Börsenspiel
meist sehr diszipliniert agiert. Das
hat sich ausgezahlt. Es gab unter den
Teilnehmern viele gute Trader. Allerdings
waren die meisten nicht diszipliniert
genug. Viele haben ihre Gewinne schnell
wieder verspielt. Ich habe dagegen mein
Spielkonto kontinuierlich erhöht.
Wie sind Sie konkret vorgegangen?
Anfangs habe ich mit DAX-Puts gearbeitet.
Das funktionierte gut. Durch die Korrektur
im deutschen Leitindex habe ich
meinen Grundeinsatz von 100 000 Euro
schnell vervielfacht. Das war entscheidend
für meinen späteren Erfolg. Denn
nur so konnte ich überhaupt erst mit
maximalem
Hebel auf Gold spekulieren.
Erlaubt waren ja nur 20 Prozent des Gesamtdepots
- maximal 100 000 Euro - in
ein gehebeltes Derivat zu investieren.
Hätten Sie diese Spekulation eigentlich
auch privat so gewagt?
Nein, natürlich nicht. So etwas ist real
nicht möglich. Um beim Börsenspiel gewinnen
zu können, muss man fast ausschließlich
auf Produkte mit hohem
Hebel setzen. Das ist privat zu riskant.
Sie sind erst am letzten Tag, sprichwörtlich
in letzter Sekunde, am späteren
Zweitplatzierten vorbeigezogen.
Haben Sie Mitleid mit Ihrem so knapp
geschlagenen Konkurrenten?
Auf jeden Fall. So kurz vor Schluss noch
abgefangen zu werden ist sicherlich
eine ganz bittere Erfahrung. Ich möchte
nicht in seiner Haut stecken.
Was uns abschließend noch brennend
interessiert: Haben Sie die passende
Garage für Ihren neuen Sportwagen?
Eine Garage zwar nicht, aber ich habe
einen Carport.
LAW