Frauen entdecken das Trading - und hängen die Männer ab. Nicht nur den Gesamtsieg beim Börsenspiel "Trader 2015" sicherte sich eine Vertreterin des vermeintlich schwachen Geschlechts, auch die Hälfte aller Wochensiege ging an Frauen, wie Spielleiter Anouch Wilhelms von der Commerzbank betonte. Und das, obwohl rund 90 Prozent der mehr als 18 000 Teilnehmer Männer waren.

Schon von Weitem wies der blitzblank polierte Hauptpreis den rund 200 geladenen Gästen den Weg zur Preisverleihung. Auf dem Balkon des Gebäudes der Frankfurter Rudergesellschaft Germania, in direkter Nachbarschaft zum Städel gelegen, war das weiße Jaguar F-Type Coupé so imposant in Szene gesetzt, dass es auch vom Bankenviertel auf der anderen Mainseite nicht zu übersehen war.

Moderne Maschinenbaukunst neben alten Meistern - ein würdiger Rahmen für eine würdige Siegerin. Regina Mahlmann alias "Ginchen", promovierte Soziologin aus Köln, sicherte sich den Traumwagen im Wert von mehr als 70 000 Euro mit einer riskanten, aber erfolgreichen Strategie (siehe Interview auf Seite 2).

Das Frappierende: Die Gewinnerin ist keine Vollblutbörsianerin und würde im wirklichen Leben niemals derart riskant anlegen. Als Expertin für Spielpsychologie näherte sich die Unternehmensberaterin dem Wettbewerb von der wissenschaftlichen Seite - und reüssierte prompt. Schon zur Spielmitte setzte sie sich vom Verfolgerfeld ab und ließ sich auf der Zielgeraden nicht mehr abfangen. Der Vorsprung von gut 330 000 Euro auf den Zweitplatzierten war indes nicht ganz so deutlich wie im Vorjahr, als "vbg99" die Konkurenz mit rund 800 000 Euro auf Abstand gehalten hatte. Dessen Erfolg war keine Eintagsfliege, was sich daran zeigt, dass er in diesem Jahr mit seinen beiden Depots auf den Plätzen 4 und 5 landete. Die Commerzbank hat das Börsenspiel 2015 bereits zum dreizehnten Mal veranstaltet. BÖRSE ONLINE war von Anfang an als Medienpartner mit dabei.



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Wendeformationen und viel Glück



Regina Mahlmann alias "Ginchen" gewann das Börsenspiel der Commerzbank und wurde so zur Traderin 2015. Im Interview erklärt sie ihr Erfolgsgeheimnis.

Börse Online: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg beim Trader 2015. Was war Ihr Erfolgsgeheimnis bei diesem Börsenspiel?


Regina Mahlmann: Ich hatte mehrere Strategien. In den ersten Wochen habe ich möglichst viele günstige Hebelzertifikate auf verschiedene Basiswerte wie DAX, Gold oder Öl gesucht und auch gekauft, um damit möglichst viel Gewinn zu machen. Das war die Grundidee, und damit habe ich den Wert meines Depot auch fast verdoppelt.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Basiswerte ausgewählt?


Ich habe dabei sehr spontan agiert. Ich habe mich allerdings bei der Auswahl an Trendwende-Formationen wie Double-Tops und Double-Bottoms orientiert.

Das klingt nicht nach Anfängerin. Sind Sie schon länger an der Börse aktiv?


Ganz ehrlich, ich lese zwar gerne den Wirtschaftsteil in der Tageszeitung, ich habe aber keine tiefer gehenden Börsenkenntnisse. Im wahren Leben handele ich auch nicht an der Börse. Welche Werte ich in mein Depot gekauft habe, war mir deshalb eigentlich egal. Hauptsache, das entsprechende Hebelzertifikat war günstig und die Chance auf hohe Gewinne groß. Sicherlich war so auch das Risiko, ausgeknockt zu werden, groß. Aber das war auch der Reiz des Spiels.

Welche Anlagestrategie haben Sie beim Trader 2015 noch verfolgt?


Ich habe nach vier Wochen meine Anfangsstrategie gewechselt und mich fortan an den Vorgaben des mir bekannten Charttechnikers Rocco Gräfe orientiert. Ich habe dadurch auch einen Schein auf den DAX gekauft. Anfangs lief es nicht so gut, denn ich habe zu früh auf steigende Kurse gesetzt, obwohl der Aktienmarkt weiter gefallen ist. Ich habe dann allerdings nachgekauft und auch mit viel Glück einen Schein erwischt, mit dem ich die kurz darauf einsetzende Trendwende des DAX mit sehr hohem Hebel nachbilden konnte.

Und dieses Hebelzertifikat hat Ihnen dann den Sieg beschert?


Dieser Kauf war sicherlich ausschlaggebend für meinen Erfolg. Ich hatte das Hebelzertifikat glücklicherweise längere Zeit behalten und mich so an die Spitze des Börsenspiels gesetzt. Obwohl ich dann eigentlich sogar zu früh Gewinne mitgenommen habe und einen Großteil dieser Position nach knapp zwei Wochen verkauft habe, konnte ich die Konkurrenz bis zum Schluss auf Abstand halten.

Was konnte man als Teilnehmer beim Trader 2015 lernen?


Das Börsenspiel der Commerzbank ist ein schöner Übungsplatz rund um das Thema Börsenhandel. Es ist unverbindlich und man kann jederzeit einsteigen. Das Börsenspiel bleibt letztendlich aber ein Spiel. Es kann aus meiner Sicht aus spielpsychologischen Gründen keine 1 : 1-Strategien für den echten Handel vermitteln. Ich würde jedenfalls in der Realität nicht so handeln wie im Spiel.

Wie legen Sie Ihr Geld denn im wirklichen Leben an?


Ich agiere sehr sicherheitsorientiert. Ich habe an der Börse sehr negative Erfahrungen und Verluste mit Devisengeschäften gemacht, seither bin ich bei meiner Geldanlage sehr vorsichtig.

Was uns abschließend natürlich noch interessiert - haben Sie die passende Garage für den Jaguar und werden Sie Ihren Hauptgewinn auch fahren?


Die passende Garage hätte ich schon. Ob ich den Jaguar aber behalten werde, habe ich noch nicht entschieden. Derzeit wohne ich in Köln, und in der Großstadt braucht man in der Regel so ein Auto eigentlich nicht. Und wirklich viel rein geht in den Flitzer ja auch nicht. Andererseits fahre ich schon gerne mal schnell. Ich muss es mir noch mal überlegen.