Gegen Mittag bauten Traton ihre Freitagsgewinne aus und stiegen um 1,7 Prozent auf 24,54 Euro. Charttechnisch gesehen setzten sie sich so noch etwas weiter nach oben ab von ihren kurz- und mittelfristigen Trendlinien, die beide knapp unter 24 Euro verlaufen. Allerdings bleiben sie weiter in der Handelsspanne des vergangenen halben Jahres zwischen etwas über 22 und knapp unter 25,60 Euro. Damit der Weg in Richtung des Rekordhochs bei 27,35 Euro frei wird, das die Volkswagen-Tochter kurz nach ihrem Börsengang im Sommer 2019 erreicht hatte, müssten sie diesen Widerstand erst einmal überwinden.

Die MAN-Aktien schnellten um fast 30 Prozent auf 71,80 Euro hoch. Damit stiegen sie leicht über das am Samstag veröffentlichte Gebot von Traton. Die Nutzfahrzeugholding hält 94,36 Prozent des Grundkapitals an MAN und will den restlichen Aktionären nun 70,68 Euro je Stamm- oder Vorzugsaktie als Barabfindung bieten. Aktuell wird die Angemessenheit dieser Abfindung noch geprüft, was aber "nur noch Formsache" sein dürfte, wie die Experten vom Bernecker Börsenbrief schrieben. Sie raten: "Wer bei MAN investiert ist, sollte das Angebot annehmen." Traton bleibt ihres Erachtens "eine gute Halteposition".

Ein Händler erinnerte daran, dass Traton bereits mitgeteilt hatte, MAN komplett übernehmen zu wollen und betonte, dass eine Offerte für dieses Jahr erwartet worden sei. Ein weiterer Börsianer sprach vor dem Hintergrund der Schlussstände bei Aktienkursen am Freitag nahe 55 Euro von einer "ordentlichen Prämie", die seiner Ansicht nach auf große Akzeptanz stoßen dürfte. Der Schritt soll die Konzernstruktur der Volkswagen-Gruppe weiter vereinfachen, erläuterte zudem Barclays-Analyst Kai Mueller.

Mueller bekräftigte auch angesichts der detaillierten Quartalszahlen von Traton seine "sehr positive" Einschätzung zur Aktie. Die Margen bei Scania (Scania AB (B)) und VW Caminhoes e Onibus (VWCO) seien im ersten Quartal überraschend stark gewesen, hob er hervor. MAN habe indes "wie erwartet schwach" abgeschnitten.

Auch Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs hob die starke Entwicklung von Scania und VWCO sowie der Sparte Financial Services hervor und die zugleich die schwache von MAN. Wesentliche Fragen während der Telefonkonferenz dürften daher die Nachhaltigkeit der Margenerholung bei MAN betreffen und insbesondere, welche Einsparungen durch die Restrukturierungsmaßnahmen erwartet werden.

NordLB-Analyst Frank Schwope reagierte mit der Anhebung seines Kursziels um einen Euro auf nun 24 Euro für die Traton-Aktie und blieb bei seinem Anlageurteil "Halten". Die Auftragseingänge im ersten Quartal hätten einen Rekordwert erreicht, lobte er. Dies untermauere den im April angehobenen Jahresausblick. Dass indes die Marke MAN erneut tief in die roten Zahlen gerutscht sei, begründete Schwope mit der laufenden Restrukturierung. Seines Erachtens muss es nun das Ziel des Vorstandes sein, ähnlich wie im Pkw-Bereich des Volkswagen(Volkswagen (VW) vz)-Konzerns, mittelfristig eine Modulstrategie einzuführen. Damit ließen sich dann deutliche Synergien bei MAN, Scania und Navistar heben, resümierte er.

dpa-AFX