Natürlich gibt es immer die Sicht des halbvollen oder halbleeren Glases. Nehmen wir als stellvertretendes Beispiel einmal die AfD. Als was wurde sie nicht alles verunglimpft! Vor allem als rechtspopulistisch oder gar rechtsradikal. Wäre dem so, wäre am Sonntag wohl kaum die größte Wählermigration von der CDU und Die Linke gekommen. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, das Programm der AfD zu lesen, der weiß, warum die Neuen auf einmal erstarken. Sie lavieren nicht um den heißen Brei herum und sind nicht "Mainstream". Sie wollen das seit Gorbatschow erreichte Verhältnis zu Russland nicht aufgeben, sie wollen die von der EU an uns vorbei als geheime Verschlusssache gehandhabten Freihandelsabkommen TTIP und CETA so nicht, sie wollen ein Ende der Bevormundung der nationalen Parlamente und der Bürger durch die EU-Beamteria, keine des Nachts durch deutsche Städte patrouillierende Scharia-Polizei, aber eine direktere Demokratie nach Schweizer Vorbild und eine Einwanderungspolitik ähnlich der Kanadas oder Australiens. Und eine deutsche Außenpolitik, die in Deutschland gemacht wird, nicht in Washington, bei der EU oder der Nato. Himmel, wenn all das heute als rechtsradikal gilt, dann sind auch Demokratie und Vernunft rechtsradikal!
Das Positive: Man muss die AfD nicht mögen. Aber der Themen, die den Menschen auf den Nägeln brennen, müssen sich die großen Parteien nun annehmen - oder sie werden weitere Wähler an die AfD verlieren. Und dieser Weckruf war längst überfällig!
Auf Seite 2: ZEW: Besser als erwartet - von wegen
ZEW: Besser als erwartet - von wegen
Nachrichten, das weiß der aufgeklärte Anleger heute, bestehen immer aus drei Teilen. Erstens dem, was man mitteilt, zweitens dem, wie man das Mitgeteilte interpretiert und für die Adressaten aufbereitet und schließlich dem, was verschwiegen wird. Dazu sehen wir uns als beredtes Beispiel einmal den gestern veröffentlichten ZEW-Konjunktur-Index an:
Quelle: www.private-profits.de/ZEW
Mitgeteilt wurde uns, dass der ZEW-Index deutlich weniger als befürchtet (erwartet 5,2, tatsächlich 6,9) gefallen ist. Das stimmt. Interpretiert wurde das als Abschwächung der Abwärtsdynamik, was ganz zweifellos auch richtig ist.
Nicht unter die Leute gebracht wurde, dass das ZEW (=Zentrum für EUROPÄISCHE Wirtschaftsforschung) eben nicht nur die Zahlen aus Deutschland, sondern auch aus der Eurozone ermittelt, und aus zwei Komponenten besteht: Der Beurteilung der gegenwärtigen Lage und der sgn. Erwartungskomponente.
Und hier sieht das Bild "ein wenig" anders aus, zurückhaltend formuliert: Für Deutschland sackte die Beurteilung der aktuellen Lage von 44,3 statt erwarteter 40,0 auf 25,4 Punkte ab. Für die gesamte Eurozone stellte sich die Beurteilung der aktuellen Lage mit -43,8 nach zuvor -33,8 Punkten regelrecht dramatisch dar, die Erwartungskomponente, die im Vormonat bei 23,7 gelegen hatte und mit 21,3 erwartet wurde, purzelte auf 14,2. Das von den Medien kolportierte "besser als erwartet" erlaube ich mir daher, höflichst durch ein "viel schlimmer als befürchtet" zu ersetzen.
Sie können ja weiter Ihre Medien konsumieren. Aber die Zeiten, in denen Sie dort wirklich informiert wurden, die sind passé. Rosa hat die Welt zu sein. Und jenseits unserer Grenzen schwarz-weiß. Wenn Sie wieder etwas Farbe in Ihr Weltbild bringen möchten: https://www.private-profits.de/newsletter.html. Kostet nichts, ist aber erwiesenermaßen für immer mehr Leser genau das, was das Frühstücks-Croissant am Sonntag noch viel, viel leckerer macht.
Auf Seite 3: Rohstoffe: Notenbank-Bilanz
Rohstoffe: Notenbank-Bilanz
Seit nunmehr 2008/2009 mühen sich die Notenbanken dieser Welt damit ab, der Wirtschaft wieder das so genannte Wachstum einzuhauchen. Irgendwie klappt das aber meistens nur noch durch geschönte Statistiken oder (s. o.) willfährige Berichterstattung. Die Zinsen der Notenbanken sind nun mal unten. Anders gesagt: Die Pferde wurden zur Tränke geführt, aber sie wollen nicht saufen:
Quelle: www.marktdaten.de
Dass der auf nun 0,05 Prozent gesenkte Leitzins der EZB in diesem Chart noch nicht berücksichtigt wurde, ist zweitrangig. Wichtiger ist es, die o. g. tatsächliche Aussage des ZEW-Index einmal in Relation zur Notenbankpolitik der vergangenen Jahre zu setzen. Und das Ergebnis ist durchaus beunruhigend. Über Jahre hinweg haben die Währungshüter (ein schöner Euphemismus) alles in ihrer Macht Stehende versucht, um die Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen. Laut Eurostat leben heute 28 Prozent aller EU-Bürger in Armut oder sind akut armutsbedroht, in den USA hat die Anzahl auf Lebensmittelmarken angewiesener Menschen ein neues Allzeithoch erreicht. Und es könnte schlimmer kommen.
Quelle: www.private-profits.de
Denn geht es nach der Entwicklung der Rohstoffpreise, befindet sich die Weltwirtschaft an der Schwelle zu einer neuen Rezession. Denn der Rückgang der Nachfrage hat den Rogers Commodity-Index nun auf ein neues Zweijahrestief geführt. Zwei Rohstoffe springen dabei besonders ins Auge:
Quelle: www.private-profits.de
Was Sie hier sehen, ist in der Tat bemerkenswert: Obwohl der halbe Nahe Osten brennt und auch die Ukraine-Krise für steigende Energiepreise gut sein sollte, ist der Ölpreis nun bis auf sein Vorjahrestief abgerutscht. Was Autofahrer und Heizölkäufer erfreut, geht nicht zuletzt auf das Konto der Terrororganisation IS, die zahlreiche Ölförderanlagen unter ihrer Kontrolle hält und das geförderte Rohöl auch verkauft - zu deutlich unterhalb des Marktpreises liegenden Barrelpreisen. Charttechnisch ist die Sache einfach: Durchbricht der Preis das Tief des letzten Jahres, sind 90 US$/barrel Minimalerwartung. Zeigt die Weltwirtschaft Schwäche, dürften auch 70 US$/barrel erreichbar sein.
Auf Seite 4: Silber: Trendbruch vom Feinsten
Silber: Trendbruch vom Feinsten
Nicht minder bemerkenswert wie Rohöl stellt sich aber auch Silber dar. Wer gedacht hatte, dass die Edelmetalle in Anbetracht der zahlreichen Krisen auf der Welt in eine Schussfahrt nach oben eingetreten wären, der ist wohl mittlerweile eines Besseren belehrt. Und als Inflationsschutz haben Gold und Silber erst einmal ausgedient, kämpfen die Notenbanken derzeit doch verzweifelt darum, die drohende Deflationsspirale abzuwenden.
Quelle www.private-profits.de
Charttechnisch scheint den Bären nun sogar ein regelrechter Coup geglückt zu sein. Denn auch wenn es im Langfristchart nicht klar erkennbar ist, hat der Silberpreis jetzt die seit 2003 etablierte Aufwärtstrendlinie nach unten durchbrochen.
Quelle: www.private-profits.de
Noch haben die Haussiers die Chance, das Blatt zu wenden. Unterkreuzt der Unzenpreis jedoch das bei 18,61 US$ liegende Vorjahrestief, dürfte ein weiterer Preisverfall vorprogrammiert sein. Und sieht man sich den Silber-Langfristchart an, könnten die Bären das Metall letztlich sogar wieder bis in den einstelligen Preisbereich drücken. D. h.: Unter 18,61 US$/oz. sind lang laufende Putkäufe eine ausgesprochen aussichtsreiche Sache. Und beginnt der Silberpreis dann wirklich einmal mit einer 9, heißt es kaufen. Physisches Material wie beispielsweise den wunderschönen American Eagle.
Viel Erfolg und beste Grüße,
Axel Retz
Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.