Das von den Börsenstatistik-Analysten des Magazins "Index Radar" entwickelte Schaubild sieht auf den ersten Blick wie eine wirre Punktwolke aus. In Wirklichkeit ist es jedoch eines der effizientesten Werkzeuge um die kurzfristige Gemütslage der Investoren am deutschen Aktienmarkt abzubilden - eine Röntgenaufnahme des momentanen Marktumfeldes sozusagen. Jede Aktie wird durch einen horizontalen Balken visualisiert. Dessen Farbe ist abhängig davon, ob der mittelfristige Trend der vergangenen Wochen steigt (grün), seitwärts zeigt (grau) oder fällt (rot).

Diese erste Einschätzung des Marktes zeigt bereits, dass aktuell die seitwärts und aufwärts gerichteten Trends dominieren: Rote Balken sind Mangelware. Dann erfolgt in einem zweiten Schritt die Analyse des aktuellen Aktienkurses: Notiert die jeweilige Aktie über seinem Vier-Wochen-Durchschnitt, befindet sich der schwarze Punkt rechts der Balkenmitte - wie aktuell bei der Mehrheit der 30 Indexaktien der Fall. Notiert der schwarze Punkt links der Mittellinie, wird das Papier von Anlegern eher gemieden - derzeit besonders gut erkennbar am Beispiel der SAP-Aktie.

Einen Extremfall stellt Bayer dar: Die Aktie hat sich von ihrem Durchschnittskurs so weit nach oben entfernt wie noch nie in den vergangenen zwei Jahren, damit verläuft der Punkt bereits rechts am Anschlag der Skala - das ist nicht mehr positiv zu werten, da die Aktie als überhitzt einzustufen ist und damit ein überdurchschnittlich hohes Korrekturrisiko zeigt. Sie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst seitwärts oder sogar abwärts konsolidieren, bevor es weiter nach oben gehen kann. Da Börsenkurse immer um einen mittleren Trend schwanken, sind extreme Ausschläge stets ein Warnsignal.

Der graue Punkt zeigt den Vorwochenwert und liefert damit Auskunft über die Entwicklung der Trendstärke in den vergangenen Tagen: Die meisten grauen Punkte der einzelnen Aktien befinden sich weiter links als die schwarzen, die Trendstärke hat also bei vielen Papieren zugenommen. Die Größe eines Punktes zeigt den Anteil der Aktie am DAX, Anleger können damit Schwergewichte sofort idenzifizieren. Diese Papiere, erkennbar an den größten Punkten, leisten einen besonders wichtigen Beitrag zur Entwicklung des gesamten Index.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Index sich in einer guten Verfassung befindet: Die mittelfristigen Trends zeigen überwiegend aufwärts (grüne Balken), es bleiben aber noch Papiere, die seitwärts tendieren und in den kommenden Wochen den Aufwärtstrend des DAX weiter anfeuern können. Auch sind die meisten Aktien (Ausnahme Bayer) noch nicht zu überhitzt, so dass noch Raum für Kurssteigerungen bleibt. Die Tendenz der vergangenen Tage ist zudem positiv (schwarze Punkte rechts der meisten grauen Punkte). Meiden sollten Anleger derzeit noch SAP, Heidelberg Cement und Lufthansa, hier lässt die Trendstärke im Vergleich zur Vorwoche nicht nur nach, die Papiere notieren zudem auch noch unter ihrem Vierwochen-Durchschnitt. Da dieser auch nicht mehr steigt, ist auch die mittelfristige Einschätzung dieser drei Titel bestenfalls neutral.

Spannend sind dagegen viele Werte, darunter insbesondere Allianz, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Linde und Merck - bei diesen Papieren steigt sowohl der mittelfristige Trend als auch die kurzfristige Nachfrage. Anleger sollten diese Aktien verstärkt als potenzielle Kandidaten für das Depot im Auge behalten.

Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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