Trotz sehr hoher Dividenden von teils mehr als 8 Prozent und niedrigen KGVs kommen die deutschen Traditions-Aktien aktuell wieder mehr unter die Räder. Denn die Lage hat sich bei BASF, Allianz, Volkswagen und Mercedes merklich eingetrübt. Was sollten Anleger jetzt tun?
In dieser Woche musste BASF seine Prognose für das Gesamtjahr kürzen, die Allianz muss eine riesige Strafe in den USA bezahlen, Volkswagen kommt nicht vom Fleck und die ansonsten gute Mercedes-Aktie gerät ebenfalls ins Stottern. Was ist da los?
Allianz muss Milliardenstrafe in den USA bezahlen
Wie das Handelsblatt berichtet, bestätigte am Mittwoch eine Richterin in den USA den bereits zuvor ausgehandelten Vergleich der Allianz mit den Geschädigten. Dabei geht es um einen Milliardenverlust, den US-Investoren mit einem Allianz-Hedgefonds erlitten hatten. Der Vergleich war bereits im vergangenen Jahr ausgehandelt worden, aber er wurde erst jetzt bestätigt.
Dabei muss die Allianz die Investoren mit 5 Milliarden Dollar entschädigen und weitere 840 Millionen Dollar an die USA bezahlen. Dabei hatten große Investoren in den USA (unter Anderem auch Pensionsfonds) Anfang 2020 rund sieben Milliarden Dollar mit Structured Alpha-Hedgefonds der Allianz verloren. Diese waren wegen der Corona-Krise gescheitert. Weil die Allianz scheinbar Kontrollen versäumte und den Mitarbeitern nicht genug auf die Finger schaute, kam es nun zum Vergleich am Bezirksgericht in Manhattan, New York.
Zunächst reagierte die Allianz-Aktie wenig auf diese Nachricht. Wie Anleger im Chart unten sehen können, fungiert die 50-Tage-Linie aktuell als gute Unterstützung. Zudem verhilft die sehr gute fundamentale Bewertung der Allianz: Für 2024 steht ein KGV von 8,0 zubuche und eine Dividendenrendite von 6,24 Prozent. Allerdings sind die Wachstumsaussichten momentan nicht besonders gut. Ein bisschen Wachstum ist noch drin, doch dann könnte es laut den Analysten bei Bloomberg stagnieren. Zudem gab es zuletzt von der Société Générale und der Citi Bank zwei Halten Ratings. Anleger achten jetzt darauf, dass die 50-Tage-Linie und 200-Tage-Linie halten und kein Todeskreuz entsteht. Bleibt die Allianz-Aktie über der 50-Tage-Linie so können Anleger weiter kaufen.
BASF kürzt Jahresziele
Anleger hatten es bereits kommen sehen und die BASF-Aktie dafür in den letzten Wochen schon auf Talfahrt geschickt: Weil die Chemie-Konkurrenz ihre Jahresziele anpasste, hatten auch BASF-Investoren gebangt. Und am Mittwochabend kam dann die Meldung: In Erwartung einer schwächeren Umsatz- und Ergebnisentwicklung als bisher prognostiziert stellt BASF nun noch einen Umsatz zwischen 73 und 76 Milliarden Euro in Aussicht (bisher: 84 bis 87 Milliarden Euro). Beim operativen Ergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen rechnet BASF nun noch mit 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro. Hier waren bisher 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro angepeilt worden.
Das warf die BASF-Aktie diese Woche leicht zurück, obwohl der kurzfristige Trend aktuell stimmt. Denn Anleger scheinen sich zu denken: Jetzt ist das Schlimmste durch. Zuletzt konnte die BASF-Aktie die 50-Tage-Linie wieder überwinden. Anleger achten nun darauf, dass die BASF-Aktie zeitig die 200-Tage-Linie zurückerobert, sonst muss hier mit einem stärkeren Widerstand gerechnet werden. Anleger steigen am besten tranchenweise ein, auch aufgrund der guten Bewertung mit einem 2024er KGV von 9,3 und einer Dividendenrendite von 6,97 Prozent.
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Volkswagen kommt nicht vom Fleck
Die Volkswagen-Aktie bewegt sich im Chart weiterhin so gut wie gar nicht. Das Gute daran: Kommen mal gute Nachrichten oder ein Ausbruch, so können die 50 Tage-Linie (blau) und die 200-Tage-Linie (grün) schnell überwunden werden. Bisher spricht charttechnisch weiterhin alles gegen ein Investment in die Volkswagen-Aktie.
Fundamental gesehen ist VW für 2024 weiterhin billig mit einem KGV von 3,8 und einer Dividendenrendite von 7,68 Prozent. Dazu schreibt Reuters zum Einjähirgen Jubiläum von VW-Chef Oliver Blume an der Spitze des Konzerns: "Die chronische Kursschwäche des Dax-Unternehmens führen Kritiker weniger auf das operative Geschäft als auf das schwer durchschaubare Interessengeflecht mit dem Porsche-Piech-Clan, dem Land Niedersachsen und dem Betriebsrat zurück. Defizite in der Governance, also dem Einhalten von Prinzipien guter Unternehmensführung, seien eines der Kernprobleme der Wolfsburger, meint Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Der Autoanalyst schlägt vor, den Konzern in zwei oder drei Unternehmen aufzuspalten, um ihn transparenter zu machen."
Aus unserer Sicht sollten Anleger aktuell weiter bei der Volkswagen-Aktie abwarten und allenfalls ganz langfristig denken und per Sparplan investieren.
Schwächelt jetzt auch noch Mercedes?
Zuletzt war die Mercedes-Aktie ja gut gelaufen, doch aktuell korrigiert die Aktie. Findet sie auf der 50-Tage-Linie Unterstützung, dann ist alles gut und hier ergeben sich dann gute Einstiegsgelegenheiten für Anleger. Rasselt das Papier allerdings durch, könnte ein Abverkauf bis zu 200-Tage-Linie folgen. Allerdings sind im Chart bei der Mercedes-Aktie aktuell alles weiterhin gut aus.
Auch die Analysten bei Bloomberg sind weiter positiv gestimmt. 22 raten zum Kauf, fünf zum Halten und niemand zum Verkaufen der Aktie. Dabei ergibt sich ein durchschnittliches Kursziel von 89,60 Euro, was noch 23,9 Prozent Kurspotenzial bedeutet. Zudem erneuerten Bernstein Research und RBC Capital jüngst ihre "Outperform" Ratings.
Zusammen mit einer guten fundamentalen Bewertung mit einem KGV von 5,7 für 2024 und einer Dividendenrendite von 7,12 Prozent, können Anleger die Mercedes-Aktie über der 50-Tage-Linie weiter kaufen.
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