Einige Investoren flüchteten in den "sicheren Hafen" und kauften etwa Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 0,502 Prozent. Selbst die 30-jährigen Papiere rentierten erstmals überhaupt im negativen Bereich. Damit sind alle deutschen Bonds für Anleger ein Verlustgeschäft. Diese müssen dafür bezahlen, wenn sie dem Bund neu Geld leihen.

US-Präsident Donald Trump kündigte zum 1. September Sonderzölle auch auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Volumen von 300 Milliarden Dollar an. "Er glaubt, dass die Chinesen auf Zeit spielen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Die logische Folge daraus ist für ihn, neue Strafzölle gegen den Kontrahenten zu erheben." Dies sei der Beginn eines Teufelskreises, warnte Anlagestratege Lyn Graham-Taylor von der Rabobank. Trump könne sich die Eskalation erlauben, weil die US-Konjunktur recht gut laufe. Da die Fed der Wirtschaft voraussichtlich mit weiteren Zinssenkungen unter die Arme greifen werde, kann Trump immer aggressiver auftreten.

ACHTERBAHNFAHRT BEI ÖL UND GOLD - PFUND UNTER DRUCK


An den Rohstoffmärkten sorgte Trumps Zollankündigung ebenfalls für Kursturbulenzen. Der Preis der Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stürzte in der Nacht um knapp acht Prozent ab - so stark wie zuletzt vor vier Jahren. Bis zum frühen Freitagnachmittag zog er um 2,8 Prozent auf 62,21 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Bei der "Antikrisen-Währung" Gold machten Anleger dagegen Kasse. Das Edelmetall verbilligte sich nach einer vorangegangenen Rally von mehr als zwei Prozent um 0,6 Prozent auf 1436,71 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Neben Bundesanleihen deckten sich Investoren auch mit der Schweizer Währung ein. Im Gegenzug verbilligte sich der Dollar um 0,6 Prozent auf 0,9846 Franken. Der Euro war mit 1,0930 Franken zeitweise so billig wie zuletzt vor zwei Jahren. Parallel fielen die Renditen Schweizer Anleihen von einem Rekordtief auf das nächste. Die 50-jährigen Bonds rentierten zeitweise bei minus 0,172 Prozent.

Das Pfund Sterling notierte mit 1,2122 Dollar nur knapp über seinem Zweieinhalb-Jahres-Tief vom Donnerstag. Bei einer Nachwahl in Wales setzten sich die Liberaldemokraten durch. Damit verfügt die von der nordirischen DUP unterstützte Regierung von Premierminister Boris Johnson im Unterhaus nur noch über eine Stimme Mehrheit. Dies schüre Spekulationen auf Neuwahlen im Herbst, sagte Simon Derrick, Chef-Devisenanalyst des Vermögensberaters BNY Mellon.

RBS GIBT GESCHÄFTSZIELE AUF - VONOVIA IM AUFWIND


Angesichs der Unsicherheit rund um den Brexit sieht die Royal Bank of Scotland (RBS) ihre Ziele für 2020 als nicht erreichbar an. Daran habe sowieso niemand geglaubt, schrieb Analyst Ian Gordon vom Vermögensverwalter Investec. RBS-Aktien fielen dennoch um bis zu 7,2 Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief von 201,5 Pence.

Zu den wenigen Gewinnern am europäischen Aktienmarkt zählte Vonovia mit einem Kursplus von 1,1 Prozent. Das operative Ergebnis des Immobilienkonzerns sei stärker gestiegen als erwartet, schrieb Analyst Georg Kanders vom Bankhaus Lampe. Die Allianz legte zwar ein von Börsianern als solide bezeichnetes Quartalsergebnis vor. Dem allgemeinen Abwärtstrend könne sich die Aktie aber nicht entziehen, sagte einer von ihnen. Allianz-Titel verloren 2,2 Prozent.

rtr