Die Chefs von Daimler und Volkswagen, Dieter Zetsche und Herbert Diess, sowie BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter sind vor dem Hintergrund drohender Strafzölle auf Autoimporte zu Gesprächen in der US-Hauptstadt. Die Autobosse dürften versuchen, Trumps Regierung mit Investitionszusagen von höheren Einfuhrschranken abzubringen. Der Besuch in Washington ist jedoch umstritten, da für die Verhandlungen mit den USA eigentlich die EU zuständig ist, nicht die Konzerne.
Bei dem Treffen, das am späten Vormittag (Ortszeit) begann, handelt es sich nicht um eine Gipfelrunde im eigentlichen Sinne, wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war. Die Vertreter der Regierung wollten mit den Managern zunächst im Eisenhower Building neben dem Weißen Haus jeweils einstündige Einzelgespräche führen.
Danach wollte Trump die deutschen Gäste kurz im Weißen Haus empfangen. Der US-Präsident machte vor dem Treffen aber noch einmal bei Twitter klar, was er von freier Marktwirschaft hält: "Ich bin ein Mann der Zölle." Dieser Weg werde immer der beste sein, um die wirtschaftliche Macht Amerikas zu maximieren, so Trump weiter. Auch wenn er sich dabei auf vor allem die Verhandlungen im Handelsstreit mit China bezogen, ist Trumps Twitter-Bekenntnis zu Zöllen nicht gerade ein Mutmacher für die Autobosse.
US-Handelsminister Wilbur Ross forderte die deutschen Autobauer im Finanzsender CNBC bereits zu mehr Produktion in den USA auf. Ziel sei es, das US-Handelsdefizit mit Deutschland bei Autos und Autoteilen zu senken, sagte Ross. Das gehe "hoffentlich mit erhöhter Produktion in den Vereinigten Staaten" einher. Wichtig sei es zudem, einen großen Teil der künftigen Elektroautoproduktion in die Staaten zu bekommen, so der Minister weiter.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat die US-Regierung eingeladen, um über die Handelssituation zu diskutieren. Konkret verhandelt wird demnach nichts, die Automanager wollen aber die Bedeutung der deutschen Konzerne für die US-Industrie unterstreichen. Inwiefern das Treffen Bewegung in den festgefahrenen Handelsstreit zwischen Washington und Brüssel bringen kann, bleibt abzuwarten. Ein offizielles Mandat für Verhandlungen haben die Autobosse nicht, Handels- und Zollfragen der Europäischen Union liegen in der Verantwortung der EU-Kommission.
Trump, der die USA von Handelspartnern unfair behandelt sieht, droht schon seit Monaten mit Sonderzöllen auf Autos. Für die deutschen Hersteller wäre dies eine starke Belastung. Nachdem die Fronten zeitweise verhärtet schienen, sicherte Trump EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Sommer zu, vorerst von Autozöllen abzusehen. Stattdessen wollte man weiter verhandeln. Seitdem tat sich jedoch nicht viel. Vergangene Woche plädierte Trump - als Reaktion auf einen massiven Stellenabbau beim größten US-Autobauer General Motors - erneut für Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autos aus dem Ausland.
Einen Hoffnungsschimmer lieferte jedoch die jüngste Annäherung zwischen den USA und China. Die weltgrößten Volkswirtschaften hatten beim G20-Gipfel am Wochenende in Buenos Aires eine weitere Eskalation in ihrem erbittert geführten Handelskonflikt vorerst abgewendet. Trumps Drohung, Strafzölle auf die Einfuhr europäischer Autos zu verhängen, besteht zwar unabhängig davon. Doch die Fortschritte zwischen Washington und Peking dürften den deutschen Automanagern Hoffnung geben, dass die Trump-Regierung mit sich reden lässt./hme/dm/hbr/men/DP/jha