Obwohl die Türkei später als Deutschland startete, sind dort bereits mehr Einwohner als hier geimpft - jedoch mit dem umstrittenen chinesischen Impfstoff von Sinovac.
Doch nicht nur das Vakzin, auch die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan ist ominös. Dadurch verschreckte er in den vergangenen Jahren Investoren im In- und Ausland. Die Folge war, dass die Landeswährung türkische Lira immer weiter zum Euro abwertete, was eine hohe Inflation auslöste, da die Türkei viel aus der EU importiert. Inzwischen beträgt die Preisentwertung fast 15 Prozent.
Trotzdem wehrte sich Erdogan lange, mit hohen Zinsen dagegen vorzugehen. Er war besorgt, teure Kredite könnten die Wirtschaft abwürgen, und entließ zwei Notenbankpräsidenten, die eine andere Zinspolitik favorisierten.
Die türkische Zentralbank ist nur scheinbar unabhängig. "Die Notenbanker trinken Tee, während sie die gewünschte Entscheidung aus dem Präsidentenpalast abwarten", kommentiert etwa der türkische Ökonom Murat Muratoglu die Zinssitzungen. Das führte zu Vertrauensverlust und Lira-Absturz.
Um die Abwärtsspirale der Devise zu stoppen, sah sich Erdogan schließlich gezwungen, die Zinspolitik zu ändern. Er ernannte im November Ex-Finanzminister Naci Agbal zum Notenbankchef. Dieser erhöhte die Zinsen in zwei Schritten von gut zehn auf 17 Prozent. Immerhin wird er dabei verbal von Erdogan unterstützt.
Mit seiner Entscheidung, den Leitzins deutlich anzuheben und Kredite zu verteuern, konnte Agbal den Lira-Verfall stoppen. Diese kletterte seit Anfang November um 15 Prozent zum Euro. So verschaffte er türkischen Unternehmen etwas Luft, die sich in Fremdwährungen verschuldet hatten und deren Verbindlichkeiten mit jeder Lira-Abwertung teurer werden.
Zudem rechnet der Internationale Währungsfonds 2021 für die Türkei mit sechs Prozent BIP-Zuwachs. Folge: Auch die Börse stieg neben der Devise wegen hoher ausländischer Zuflüsse zuletzt stark.
Jedoch zweifeln Beobachter, ob Erdogan den Zinskurs durchhalten wird. In einer ähnlichen Krise 2018 kassierte er die straffe Zinspolitik nach der Stabilisierung der Lira nach einem halben Jahr wieder ein, was die Währung erneut schwächte. "Die Anleger dürften mittelfristig zu optimistisch sein. Kurzfristig ist das Momentum aber auf ihrer Seite, und mutige Investoren können auf die Fortsetzung der Aktien- und Lira-Rally spekulieren", sagt Gerhard Heinrich, Schwellenländer-Analyst beim Informationsdienst Emerging Markets Trader.
Dafür bietet sich das Zertifikat (ISIN: NL 000 042 723 5) von BNP Paribas auf den Aktienindex Dow Jones Turkey Titans 20 an, der die 20 Top-Titel des Landes enthält. Das Papier kostet keine laufenden Gebühren, Anlegern entgehen aber 1,5 Prozent Dividenden jährlich. Neben dem Aktien- besteht ein hohes Währungsrisiko. Wer sich nur diesem aussetzen will, kann mit dem Mini-Future-Put-Optionsschein (DE 000 PX1 K0T 1) der BNP Paribas mit Hebel 2,1 auf eine Aufwertung der türkischen Lira zum Euro setzen.