Die Turbulenzen um die türkische Lira haben sich etwas gelegt. Zuletzt profitierte sie von der besseren Stimmung der Investoren bezüglich Schwellenländern. Für einen Euro müssen nun rund sechs Lira gezahlt werden, im August des vorigen Jahres waren es zeitweise über acht Lira. Der Kurs dürfte in den nächsten Monaten volatil bleiben, abhängig von Politik und Notenbank. Die meisten Analysten erwarten aber, nicht zuletzt wegen der relativ hohen Inflation, tendenziell eine Abwertung der Lira. Im Schnitt liegt die Prognose auf Sechsmonatssicht bei 6,65 Lira und auf Zwölfmonatssicht bei 7,55 Lira je Euro.
Milliarden für die Staatskasse
Skeptisch wird gesehen, dass die Hauptversammlung der Notenbank dieses Jahr vom üblichen April-Termin auf Mitte Januar vorgezogen wurde. Größter Anteilseigner ist das Finanzministerium, das von Berat Albayrak geleitet wird, Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Mit dem Termin ist die Ausschüttung der Notenbank verbunden, von den 6,7 Milliarden Dollar erhält der Staat 90 Prozent.
Beobachter argwöhnen, dass dies für Erdogan und seine AKP gerade recht kommt, um im Vorfeld der Ende März anstehenden Kommunalwahlen Wahlgeschenke zu verteilen. Die AKP dürfte die stärkste Kraft werden, in Großstädten wie Ankara und Istanbul muss Erdogan aber Verluste fürchten. Wahlgeschenke dürften bei Investoren allerdings kaum für Begeisterung sorgen.
Hohe Inflation, schwache Wirtschaft
Für 2019 sagen Analysten eine Stagnation der türkischen Wirtschaft voraus, Albayrak bekräftigte jüngst aber das Wachstumsziel von 2,3 Prozent. Die Zentralbank hat bei ihrer Sitzung im Januar den Leitzins unverändert gelassen. Im September hatte sie ihn überraschend stark um 6,25 Prozentpunkte auf 24 Prozent angehoben. Da Erdogan sich wiederholt vehement gegen hohe Zinsen ausgesprochen hatte, galt dies als Zeichen dafür, dass die Notenbank unabhängiger agiert als befürchtet.
Zentralbankchef Murat Cetinkaya beteuert, an der Ausrichtung so lange festzuhalten, bis es bei der Inflation eine überzeugende Verbesserung gibt. Für 2019 erwartet er eine Teuerungsrate von 14,6 Prozent, binnen drei Jahren soll sie unter zehn Prozent sinken. Im Januar lag die Inflation bei 20,35 Prozent.
Risikobereite Anleger können mit einem Knock-out-Zertifikat der Société Générale (ISIN: DE 000 SC5 LZB 6) auf eine zum Euro abwertende Lira setzen. Das Papier zeichnet die Wechselkursentwicklung mit Hebel 2,7 nach. Wertet die Lira auf, gibt es entsprechende Einbußen. Die Barriere, bei der Totalverlust droht, ist 37 Prozent entfernt.