Sonne im Gesicht, Wind im Haar und Blick aufs Meer: Viele Menschen zieht es im Urlaub in die Ferne. Doch einfach ins Blaue fahren die wenigsten. Stattdessen reservieren immer mehr Urlauber ihre Reise laut Reiseverband DRV vorab komplett oder buchen einzelne Leistungen. Von diesem Trend profitiert auch der Touristikkonzern TUI.

Vor allem die guten Geschäfte konzerneigener Hotels wie Riu und Robinson sowie die Kreuzfahrtschiffe von TUI Cruises und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten haben die Kasse gefüllt - trotz Türkei-Krise und Wirbelstürmen in der Karibik. In dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte die Touristik Union International (dafür steht die Abkürzung TUI) den operativen Gewinn um mehr als ein Zehntel auf 1,1 Milliarden Euro. "Wir hatten mehr Kunden und höhere Preise - also beides gut", sagte TUI-Chef Friedrich Joussen bei Vorlage der Bilanz in Hannover. Obwohl durch das schwache britische Pfund umgerechnet in Euro weniger in die Kasse kam, wuchs der Konzernumsatz um acht Prozent auf 18,5 Milliarden Euro.

Bis 2020 zweistellig wachsen



Und es soll weiter kräftig aufwärtsgehen: Vor dem Hintergrund der Wachstumsstrategie wurde der mittelfristige Ausblick aktualisiert. In den nächsten drei Geschäftsjahren bis 2020 will TUI einen durchschnittlichen Zuwachs des bereinigten Ebita um mindestens zehn Prozent jährlich erzielen. Die langfristige Zielgröße für die Bruttoinvestitionen der TUI Group liegt weiter bei drei bis 3,5 Prozent des Konzernumsatzes. Auch die Aktionäre sollen teilhaben: Für das Geschäftsjahr 2017 sollen mit 65 Cent pro Aktie zwei Cent mehr ausgeschüttet werden als im Vorjahr.

Chancen für weiteres organisches Wachstum sieht der Konzern mit Doppelsitz in Hannover und Berlin vor allem im Ausbau des Hotel-Portfolios und des Kreuzfahrtgeschäfts. Immerhin zählen Deutschland, Großbritannien, Irland und Frankreich laut TUI zu den größten Kreuzfahrtmärkten Europas. Mit zwei Millionen Passagieren (Stand 2016) ist Deutschland dabei der Spitzenreiter - und die Nachfrage wächst weiter: Seit 2009 bietet die Sparte TUI Cruises unter der Marke "Mein Schiff" Reisen auf dem Meer für den deutschsprachigen Markt an. Das neueste Schiff der konzerneigenen "Mein Schiff"-Flotte soll im Mai beim 829. Hamburger Hafengeburtstag getauft werden, bevor es zur Jungfernfahrt nach Norwegen aufbricht. Es bietet "Platz zum Wohlfühlen für knapp 2900 Gäste", verspricht der Werbeprospekt.

Doch TUI setzt nicht nur auf reiselustige Kreuzfahrer, sondern will langfristig auch vom demografischen Wandel und der dadurch erwarteten steigenden Nachfrage nach hochwertigen Urlaubsreisen profitieren. Die Digitalisierung soll nicht nur bei der Erschließung neuer Märkte wie in China helfen - sie bildet auch die Basis für bessere Kundenansprache und neuen Service.

Dunkle Wolken hängen allerdings über dem Reisemarkt Großbritannien: Der Wertverfall des Pfunds macht Auslandsreisen für britische Touristen teuer. TUI wappnet sich mit steigenden Hotelkapazitäten in Bulgarien und Kroatien - damit die Urlauber aus dem Königreich auf günstigere Länder ausweichen können. Entspannung zeichnet sich indes bei Buchungen in die Türkei ab: Im laufenden Winterhalbjahr sei die Nachfrage nach dem wichtigen Urlaubsland wieder gestiegen, hieß es.

TUIfly nach Air-Berlin-Pleite



Für die deutsche Fluglinie TUIfly sieht TUI nach der Air-Berlin-Pleite langfristig Wachstumschancen: Ein Teil der Air-Berlin-Flieger soll für die Lufthansa-Tochter Eurowings an den Start gehen, der Rest ist zum Teil schon bei TUIfly im Einsatz.

Doch zunächst schlägt die Pleite der Air-Berlin-Tochter Niki noch einmal mit voraussichtlich weiteren 20 Millionen Euro zu Buche, sagte Joussen in einer Analystenkonferenz. Der Grund: Niki habe die letzte Rate für die - samt Personal geleasten - TUIfly-Jets noch nicht gezahlt. Diese Summe müsse TUI infolge der Niki-Insolvenz nun voraussichtlich abschreiben. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die Air-Berlin-Pleite TUI bereits mit 15 Millionen Euro belastet.